Trailcheck: Latsch im Vinschgau

Trailcheck: Latsch im Vinschgau

Trails in der Sonnenstube Südtirols

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Der Vinschgau ist die Sonnenstube Südtirols. Das Hochtal zieht sich vom Reschenpass bis hinunter nach Meran, wo unter Palmen schon fast mediterrane Stimmung aufkommt. Das Beste: Neben warmen Temperaturen können sich Biker auf ein dicht gewobenes Netz an Trails freuen. Idealer Ausgangspunkt: Das Örtchen Latsch im unteren Vinschgau.

Schon die Anreise wirkt wie eine Vitaminspritze. Besonders dann, wenn am nördlichen Alpenrand der Regen plätschert. Man fährt durchs triste Inntal, biegt in Landeck ab Richtung Süden und mit jedem Meter wird es trockener. Der Reschenpass schließlich trennt die Nord- von den Südalpen und wirkt wie eine Wetterscheide. Wie von Zauberhand zeigen sich am Stausee mit dem berühmten Kirchturm im Wasser immer größere Wolkenlücken. Und bald rückt unter blauem Himmel die blendend weiße Gletscherflanke des fast 4000 Meter hohen Ortler ins Blickfeld.

Herrlicher Zwischenstopp: Der 3-Länder-Trail am Reschensee.

Übrigens: Bereits am Reschenpass lohnt sich ein längerer Stopp für Biker. Sowohl im österreichischen Ort Nauders (Skigebiet Bergkastel) als auch auf italienischen Seite in Reschen (Skigebiet Schöneben) schlängeln sich herrliche, grenzübergreifende Trails über die Hänge. Unbedingt probieren: Schöneben Trail und Dreiländer Trail! Wir haben im RABE Bike Magazin bereits darüber berichtet.

Diesmal jedoch rauschen wir vorbei am Reschensee und weiter die Passstraße hinunter ins immergrüne Tal des Vinschgau. Mit jedem Tiefenmeter steigt die Temperatur gefühlt um ein Grad, links und rechts werden die Apfelplantagen immer größer. Auffällig sind die unzähligen Fontänen der Bewässerungsanlagen, die gefühlt ständig laufen. Ein untrüglicher Hinweis aufs Klima! Denn die abgeschirmte, inneralpine Lage macht den Vinschgau zu einer der trockensten Regionen in den Alpen. Gut für die Trails, wie wir bald erleben werden!

Obst-Plantagen und Sonne satt im unteren Vinschgau.

Perfektes Basislager in Latsch

Der Ort Latsch liegt im unteren Teil des Vinschgau, rund 25 Kilometer vor Meran. Die Gemeinde hat sich in den letzten Jahren zu einem kleinen Hotspot für Mountainbiker entwickelt. Die Infrastruktur ist ideal: In den Gastbetrieben sind Biker willkommen, man findet mit dem Maxx Bike Eldorado einen gut sortierten Shop – und das Wichtigste: An den Bergflanken in Ortsnähe schlängeln sich herrliche Trails zu Tal, die meisten legal und sogar perfekt für Biker ausgeschildert.

Ein weiterer Aspekt zur Infrastruktur: Latsch ist mit eigenem Bahnhof an die Vinschgaubahn angebunden. Egal ob entspannte Kaffeefahrt nach Meran oder Transfer zu einem weiter entfernten Trail im Vinschgau – alles kein Problem, das Rad kann sowieso immer mit.

Top Drei – Unsere Lieblingstrails

Holy Hansen Trail

Der schwungvoll im Wald angelegte Trail verläuft zwischen zwischen Goldrain und Schlanders auf der Nordflanke des Tals. Zum Start der Auffahrt fährt man den Etsch-Radweg talaufwärts bis Göflan (ca. 8 Kilometer von Latsch). Ab Göflan folgt man der steilen Straße durch den Ort Richtung Nördersberg und später Haslhof. Der Haslhof auf 1600 Metern ist einerseits eine urige Einkehr mit toller Aussicht und andererseits der Startpunkt des Trails. Hundert Meter hinter dem Hof (Weg durchs Weidetor) ist die Abfahrt als Holy Hansen Tour ausgeschildert.

Der Holy Hansen Trail schlängelt sich wie ein endloser Traum durch den Wald.

Laut den Schildern sind die verschiedenen Sektionen mit den Schwierigkeitsgraden S1 und S2 bewertet – was aber durchaus mit Vorsicht zu genießen ist (siehe dazu auch die Anmerkungen weiter unten im Artikel). Die meiste Zeit jedoch schlängelt sich der Holy Hansen wunderbar flowig durch die Bäume. Je weiter man nach unten kommt, desto öfter fordern Steil- und Wurzelpassagen zwischendurch das Fahrkönnen. Es gibt einige etwas ausgesetzte Passagen am Hang entlang. Tipp für die Rückfahrt nach Latsch: Wenn der Trail auf Höhe 920 Meter wieder auf die Straße trifft, nochmals 1,5 Kilometer bergauf fahren. Dort zweigt links der launige Aigen Trail nach Morter ab. In Morter unterhalb der Burgruine Untermontani durch die Apfelplantagen zurück nach Latsch. Es bietet sich am Weg noch ein Abstecher zum Bierkeller an, einer schönen Gastwirtschaft mit Biergarten.

Monte Sole Trail

Der Name ist Programm, denn jetzt geht es auf die sonnige Seite des Tals. Der Weiler Sankt Martin im Kofel auf 1700 Metern Höhe ist als Startpunkt für diverse Trails ein Klassiker. Sankt Martin ist von Latsch aus auch mit einer kleinen Seilbahn erreichbar, die zu bestimmten Zeiten sogar Biker mitnimmt. Wer den Berg lieber aus eigener Kraft bezwingen möchte, nimmt die Bergstraße ab Kastelbell (von Latsch 4 km talabwärts). Tipp: An sonnigen Tagen früh starten, denn es wird unglaublich warm am Südhang. Und es ist richtig steil! Aber zumindest die sagenhafte Aussicht während der gesamten Auffahrt entschädigt für die Strapazen.

Wenn man es nach Sankt Martin hinauf geschafft hat, bieten sich zahlreiche Varianten für die Abfahrt. Zum Beispiel die Trails Tschili, Monte Sole, Sunny Benny oder auch der zunächst auf der Höhe Richtung Schlanders verlaufende Panorama Trail mit späterem Abstecher zum Propain Trail.

Vom Start bis ins Tal: Vinschgau Panorama vom Feinsten.

Wir haben uns für den Monte Sole entschieden, der auf dem ersten Kilometer identisch mit dem Tschili Trail ist. Man fährt ab der Bergstation ein Stück die Straße hinunter, vorbei an der Jausenstation Oberkaser. Der Einstieg liegt direkt unterhalb der Seilbahntrasse. Auf den ersten zwei Dritteln der Abfahrt ist die Einstufung als S2-Trail ziemlich realistisch, viele Abschnitte würden wir sogar als S1 bewerten. Auf dem letzten Abschnitt ab der größeren Wiesenfläche wird es allerdings auch mal steiler und rutschiger. Insgesamt eine flowige Fahrt mit tollen Panoramen.

Info Gondelbahn: Biker werden ausschließlich morgens von 7:00 bis 8:30 Uhr und nachmittags von 15:00 bis 18:00 Uhr transportiert.

Latscher- und Tarscher-Alm-Trails

Die Hänge rund um Latscher und Tarscher Alm sind das Hausrevier von Latsch. Schnell erreichbar und durchzogen von einem wahren Trail-Netzwerk. Es gibt zwei Möglichkeiten zu den Almen zu gelangen, wo die Trails starten: Eine lange Forstwegauffahrt von Latsch aus, vorbei am Hotel Latscherhof. Die Latscher Alm (Einkehr) liegt auf 1700 Metern. Folgt man dem Fahrweg weiter, erreicht man die Tarscher Alm (1900 m), ebenfalls mit Einkehrmöglichkeit. Die bequemere Variante: Von Latsch auf der Straße nach Tarsch und weiter bergauf zur Talstation des Sessellifts „Tarscher Alm“ auf 1200 Metern Höhe. Der Lift befördert auch Biker nach oben (Mittagspause beachten!).

Zeit für ein paar Meter zu Fuß?
Nein, doch nicht so schlimm.

Unsere Downhill-Favoriten sind der 4-Gewinnt-13-Trail (ab Latscher Alm) und der Barbarossa-Trail an der Tarscher Alm. Beide sind zwar als S2 klassifiziert, man sollte sich aber auf einige S3-Passagen einstellen. Also insgesamt recht anspruchsvoll zu fahren. Für Einsteiger besser geeignet sind die kürzeren Trails am Fuß des Bergs: Jägersteig, Töbrunner Weg und Morter Trail. Diese verlaufen teilweise wunderschön entlang alter Waalwege, die noch heute zur Bewässerung der Obstplantagen genutzt werden.

Für wen sind die Latscher Trails geeignet?

Dass die Region sich über Mountainbiker als Gäste freut, erkennt man an der top Ausschilderung der Trails. Neben Richtungspfeilen und Farben (blau, rot, schwarz für leicht, mittel, schwer) ist jede Sektion nach den Klassifizierungen der DIMB Singletrail-Skala bewertet (S1, S2, S3, etc.). Was die Werte im Detail bedeuten, könnt ihr in diesem Artikel im RABE Bike Magazin nachlesen.

Der Hauptanteil der Trails, die wir befahren haben, ist mit S2 klassifiziert. Das heißt, jeder Biker mit solider Fahrtechnik sollte hier zurecht kommen. Typische „S1-Einsteiger“ werden sich auf einige Schiebepassagen einstellen müssen. Oder lieber auf die genannten einfacheren Trails ausweichen.

Generell sollte klar sein, dass solche pauschalen Bewertungen nicht immer zu 100 Prozent zutreffen. Zum Beispiel spielt das Wetter eine Rolle – bei Nässe ist jeder Trail schwieriger zu fahren -, aber auch, wie stark ein Weg frequentiert wird. Bei besonders beliebten Trails lockert sich der Untergrund und es werden mehr Steine, Felsen und Wurzeln frei gelegt. Man sollte also stets darauf gefasst sein, auf schwierigere Passagen zu stoßen, als die Bewertung aussagt.

Das Gute: In Latsch kümmern sich die Locals regelmäßig um die Pflege der Trails, so dass sich in bestimmten Intervallen die Befahrbarkeit wieder verbessert.

Infos Latsch

Latsch und die umliegenden Orte bieten eine Vielzahl an Unterkünften, von Campingplatz bis Top-Hotel. Übersicht und Buchungsmöglichkeiten auf www.vinschgau.net. Dort gibt es auch Infos über verschiedene Anbieter von Shuttle-Services. Bike-Verleih und geführte Touren bietet der Shop www.maxx-bike-eldorado.com an.

Verdiente Belohnung nach der Tour. Cappuccino und Kuchen.

Die besten Tourenfullys bei RABE Bike

Du suchst noch das perfekte Bike für deine Touren im Vinschgau? Mit einem All Mountain Fully ab 140 Millimeter Federweg bist du für alle Trails bestens gerüstet. Du willst es bergab richtig krachen lassen? Dann solltest du vielleicht doch lieber nach einem Enduro mit 160-Millimeter-Fahrwerk oder mehr Ausschau halten. Insbesondere, wenn du dich bergauf hin und wieder shutteln lässt oder die Seilbahn nimmst.

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