Cannondale Topstone Carbon & SuperX

Cannondale Topstone Carbon & SuperX

Speed, Adventure oder beides?

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Nachdem Mitte Februar das neue SuperX erschienen ist, stellt Cannondale jetzt auch den Nachfolger des Topstone Carbon vor. Das neue Bike bleibt sich im Grundsatz treu: Komfort, zahlreiche Anschraubpunkte für Gepäck und Flaschen. Bestens für lange Gravel-Adventures geeignet. Alles, ohne die Racing-Gene von Cannondale zu verlieren. Das ist die DNA des neuen Topstone Carbon. Wir schauen uns in diesem Artikel die beiden neuen Gravelbikes von Cannondale genauer an und was sie voneinander abhebt.

Short Facts Topstone Carbon

  • Das Bike ist, im Gegensatz zum Vorgänger, jetzt 28 Zoll only
  • Die Reifenfreiheit beträgt 52mm im Rahmen, 56mm in der Starr- und 47mm in der Lefty Oliver Federgabel
  • Standard Bereifung schwankt, je nach Ausstattung, zwischen 42 – 45mm
  • Die Lefty Oliver verfügt jetzt über 40mm Federweg
  • Sowohl ein- wie auch zweifach Antriebe funktionieren am neuen Topstone Carbon
  • Die Umwerfer-Aufnahme ist abnehmbar
  • Die maximale Kettenblattgröße beträgt bei einfach Antrieben 44 Zähne
  • Die Sattelstütze ist eine runde 27,2mm Stütze, sodass auch eine Dropper-Post mit interner Kabelführung verwendet werden kann
  • SRAM UDH Schaltaugen-Interface ist vorhanden
  • Neues Staufach im Unterrohr
  • 160 – 180mm Bremsscheiben Größen möglich
  • Maximales Systemgewicht: 150Kg!
  • Gewichte ab 8.9 Kg beim LTD GRX Di2 bis 10,3 am Carbon 3 GRX 1x
  • Aktuell keine Gewichtsangabe zum Rahmen verfügbar
  • 6 Ausstattungsvarianten ab 3299€ bis 7499€

Short Facts SuperX

  • Das SuperX hat etwas weniger Reifenfreiheit mit vorne 51mm und hinten 48mm
  • An den Komplettbikes werden 40mm Reifen verbaut
  • Verwendet wird eine D-Förmige Sattelstütze für einen guten Kompromiss aus Komfort und Aerodynamik
  • Federgabeln passen aufgrund des Delta Steerers nicht in das SuperX
  • Ein- und zweifach Antriebe sind ebenfalls möglich und das UDH wird auch hier verwendet
  • Die Maximale Kettenblattgröße beträgt 46 Zähne bei SRAM und 54 Zähne bei Shimano einfach Antrieben
  • Rahmengewicht des LAB71 liegt unter 900 Gramm
  • Gewichte der Komplettbikes starten bei 7,4kg am LAB71 bis 9,1kg SuperX 3
  • Aktuell gibt es drei Ausstattungen, die bei 4499€ starten und beim LAB71 mit 15k € enden

Cannondale SuperX

Die Unterschiede zwischen den beiden neuen Gravelbikes sind ziemlich eindeutig. Das SuperX deckt klar den Racing-Sektor ab, wo jede Sekunde zählt und Aerodynamik sowie der Vortrieb des Bikes die wichtigsten Kriterien darstellen. Zwei Anschraubpunkte für Flaschenhalter und eine Aufnahme für eine kleine Top-Tube Tasche, das wars, wenn es um Befestigungen am Rahmen geht.
Keine Schutzblech-Aufnahmen, keine Ösen an der Gabel, und eine Kabelführung durch das Steuerrohr, die durch ein tropfenförmiges Profil am Gabelschaft umgesetzt wird, damit kleinere Lagerdurchmesser des Steuersatzes verwendet werden können, um die Aerodynamik weiter zu optimieren. Dadurch werden allerdings auch Federgabeln, die aktuell im Gravel-Segment alle auf einen runden Gabelschaft setzen, ausgeschlossen. 

Auch die etwas aussterbende Disziplin des Cyclocross Bikes deckt das neue SuperX ab. Einfach die 33 Millimeter breiten Cross Reifen montiert und das SuperX ist dank des wenig geslopten Oberrohres auch tauglich für den Rundkurs.

Geometrie SuperX

Cannondale Topstone Carbon

Das neue Topstone geht hingegen einen etwas anderen Weg. Es bietet alles, was man auf langen Strecken und grobem Schotter als wichtiger erachten würde, als die aerodynamischen Vorteile des SuperX. Die dritte Generation des King-Pin Hinterbau, das Alleinstellungsmerkmal des Topstone Carbon, ermöglicht bis zu 30 Millimeter aktive Federung am Heck.
Durch ein Drehgelenk am Sitzrohr kann der Flex an den Streben des Hinterbaus so genutzt werden, dass sowohl eine vertikale Bewegung ermöglicht wird, allerdings die Seitensteifigkeit weitgehend erhalten bleibt. So wird der Langstreckenkomfort deutlich erhöht, ohne den Vortrieb des Bikes bei starkem Pedal-Input zu beeinträchtigen.

Kabel und Leitungen sind am neuen Topstone Carbon jetzt integriert. Dank eines Oversized Steuersatzes kann das umgesetzt werden, ohne ein Spezial-Profil am Gabelschaft, sodass auch weiterhin Federgabeln, wie die Lefty, gefahren werden können. 

Die Asymetrische Lefty Federgabel gibt es auch weiter bei der dritten Generation des Topstone, jetzt bekommt sie einen Zentimeter mehr Federweg spendiert und landet bei 40 Millimetern Hub. Ausstattungen gibt es allerdings nur eine einzige mit der Lefty Oliver, alle anderen haben die Starrgabel verbaut.

Das Topstone verzichtet, wie am Gabelschaft, auch sonst auf Spezialteile oder Sonderkonstruktionen. Ein Geschraubtes BSA-Tretlager sowie reguläre Einbaubreiten der Naben ohne asymmetrische Einspeichungen machen das Bike zu einem dankbaren Partner, auch wenn man auf einem Bike-Packing Trip mal Ersatzteile benötigen sollte.

Wie sein Vorgänger, hat auch das neue Topstone Carbon eine Vielzahl an Anschraubpunkten, die jetzt allerdings mit Senkkopf-Schrauben sauber im Rahmen verschwinden, wenn sie nicht in Verwendung sind. Schutzbleche sind möglich, diverse Variationen für die Befestigung von Flaschenhaltern und auch an den Gabelholmen der Starrgabel gibt es Anschraubpunkte für weitere Taschen oder Zubehör.

Ganz neu: Das Staufach im Unterrohr mit Namen StashPort und der darin befindlichen StashBag! Ein Feature, dass allen, die noch nie ein Bike mit Staufach besessen haben, erstmal überhyped vorkommt. Fakt ist, es ist praktisch! Alles, was man auf jede Tour mitnehmen muss, jedoch selten wirklich braucht, verschwindet einfach darin und bleibt da. Mini Pumpe, Ersatzschlauch, Kettenlink und Minitool und was man sonst noch so braucht.

Wir haben Bikes diverser Hersteller im Programm, die über ein Staufach verfügen. So sauber, wie das des neuen Topstone, ist allerdings kaum eines umgesetzt.

So wie der Einsatzbereich, unterscheiden sich auch die Geometrien der beiden Bikes ebenfalls leicht, wobei das SuperX ca. 20 – 30 Millimeter weniger Stack-Höhe besitzt und insgesamt eher in Richtung SuperSix Evo Rennrad lehnt. Am neuen Topstone ist außerdem eine Größe hinzugekommen und die Größenbezeichnungen bei Cannondale werden jetzt für den Road- und Gravelbereich einheitlich in Zentimetern angegeben.

Geometrie Topstone Carbon

Was macht die beiden Gravel Bikes besonders?

Cannondale steht für hochwertige Bikes, in die viel Entwicklungsaufwand fließt. In Zusammenarbeit mit zahlreichen Profiradsportlern und Radsportlerinnen werden die Bikes getestet und auf Weltsport Niveau unter Beweis gestellt. Das neue SuperX konnte beispielsweise unter Lachlan Morton die schnellste jemals aufgezeichnete Zeit beim Unbound Gravel Event 2024 aufstellen und so den Sieg einfahren. 

Proportional Response

Eine Technologie, die bei vielen Cannondale Bikes und auch bei den neuen Gravelbikes schon während der Entwicklung eine große Rolle spielt, ist die Abstimmung der einzelnen Rahmengrößen. Dabei geht es nicht nur um die Geometrien der Bikes, sondern ebenfalls um die Steifigkeit der individuellen Rahmengrößen und deren Verhältnis zu den proportionalen Fahrer-Dimensionen. Damit soll das Fahrerlebnis in puncto Handling, Komfort und Vortrieb mit den Bikes für alle Rahmengrößen konstant bleiben. Ein erwähnenswertes Feature, denn bei weitem nicht alle Fahrradhersteller gehen diesen extra Schritt bei der Entwicklung.

UDH und Transmission Antriebe

Mit der Einführung des Universal-Derailleur-Hangers hat SRAM das Interface des Schaltauges vereinheitlicht, sodass zum einen die Ersatzteilversorgung vereinfacht wird, zum anderen aber auch die Befestigung von Schaltwerken direkt und ohne Schaltauge erfolgen kann.
Ein großer Vorteil: Mit der direkten Montage der Transmission-Schaltwerke am Rahmen kommt eine besonders steife und stabile Verbindung zustande. Die Kombination mit Mountainbike Schaltwerken und deren großen Kassetten ist besonders für Fans von einfach Antrieben interessant, die trotzdem noch eine große Bandbreite benötigen. Die Zukunft wird zeigen, welche Schaltung-Technologien hier noch verwendet werden.

Kabelintegration

Sowohl das SuperX, wie auch das neue Topstone Carbon haben jetzt innenverlegte Züge, die unter dem Vorbau in das Steuerrohr laufen. Das Topstone besitzt hier einen großen IS52 Steuersatz, sodass die Züge am runden Gabelschaft vorbeigeführt werden können.
Das SuperX setzt auf einen Delta Steerer, also einen Tropfen-Förmigen Gabelschaft, sodass die Kabel durch einen schmaleren 1 ⅛ steuersatz Steuersatz geführt werden können, der die Stirnfläche des Steuerrohrs verringert und so aerodynamischer ist. Am SuperX LAB71 wird außerdem die hochwertige SystemBar R-One Lenker-Vorbau-Kombi verbaut, die eine komplette Integration aller Leitungen ermöglicht. Diese ist auch im Aftermarket erhältlich.

Zusammengefasst

Aus der Ferne betrachtet, liegt der größte Unterschied zwischen den beiden neuen Cannondale vor allem im Federungssystem des Topstone. Schaut man ins Detail, fällt die konsequente Umsetzung bei der individuellen Ausrichtung der beiden Bikes auf. 

Das Topstone bietet so viele Universalteile und Flexibilität wie möglich. Das SuperX verwendet auch mal Speziallösungen, um das letzte Quäntchen Geschwindigkeit herauskitzeln. Die beiden neuen Gravelbikes von Cannondale decken zusammen die gesamte Spannweite von Bikepacking bis Racing ab und alles, was dazwischen liegt. 

Wenn es um reine Geschwindigkeit geht, ist das SuperX mit seinen aerodynamisch optimierten Formen und den sportlichen Genen die richtige Wahl. Sollen etwas breitere Reifen und mehr Komfort her, bietet das Topstone einen guten Mix aus hohem Komfort und trotzdem guten Vortrieb. Wer maximal viele Anschraubpunkte sucht und einen Bikepacking Begleiter sucht, liegt ebenfalls beim Topstone Carbon richtig.