Kaufberatung: Einsteiger MTB Fully

Kaufberatung: Einsteiger MTB Fully

Die wichtigsten Infos

Veröffentlicht am

Mountainbiken ist ein Sport, der wegen des Equipments mit recht umfangreicher Technik verbunden ist. Das betrifft vor allem vollgefederte Bikes, die so genannten Fullys. Es kursieren etliche Fachbegriffe und Daten, mit denen die meisten Einsteiger wenig anfangen können. Zum Beispiel Federwege, Geometrie, Schaltgruppen. Bei E-Bikes kommen noch Motorleistung, Drehmoment und Akku-Kapazität dazu. Kein leichtes Unterfangen, sich auf eigene Faust durch diese Flut an Informationen zu arbeiten. Wir fassen die wichtigsten Punkte zusammen und erleichtern dir die Kaufentscheidung zu deinem ersten Mountainbike Fully. Egal ob mit oder ohne E-Antrieb.

Im ersten Teil dieses Artikels behandeln wir die grundlegenden Unterschiede zwischen den diversen Fullys. Dabei ist es egal, ob du auf der Suche nach einem herkömmlichen Bike bist, oder ein Bike mit E-Unterstützung im Auge hast. Der zweite Teil geht dann genauer auf die Besonderheiten von E-Bikes ein.

Inhalt

Gewünschter Einsatzbereich

Bereits im Vorfeld solltest du dir Gedanken darüber machen, wo und wie du mit deinem Mountainbike unterwegs sein möchtest. Klar, möglichst oft abseits der Straße. Aber in welchem Terrain? Mittelgebirge, Hochgebirge, oder doch hauptsächlich im Flachland? Eher Schotterwege oder auch mal einen launigen Singletrail? Sportliches oder gemütliches Tempo? Letztendlich sind diese Fragen wichtig, weil es mittlerweile Fullys für viele verschiedene Einsatzbereiche gibt. Oder die zumindest ihre Stärken dort haben. Von Touren in leichtem Gelände bis hin zu extremen Abfahrten im Bikepark. Aber keine Angst, es gibt auch viele Fully-Modelle, bei denen sich manche Bereiche überschneiden.

Cross Country Style?
Oder schnelle Abfahrten?

Wieviel Federweg darf’s sein?

Der Federweg eines Fullys definiert sich über den Hub der Gabel und des Hinterbaus. Also um wieviele Millimeter Vorder- und Hinterrad bei Hindernissen nachgeben können. Dabei müssen die beiden Werte nicht zwingend identisch sein. An vielen Fullys hat das Fahrwerk an der Gabel etwas mehr Federweg, in der Regel um die 10 Millimeter. Bei modernen Fullys starten die Fahrwerke bei rund 80 bis 100 Millimetern, extreme Downhill und Park-Bikes können mit 200 Millimetern und mehr aufwarten.

Wichtig zu wissen: Federweg und Einsatzbereich hängen sehr eng zusammen.

Im RABE Webstore haben wir die Fullys in drei Federweg-Kategorien eingeteilt. Darüber definieren sich auch die verschiedenen Einsatzbereiche.

80 – 120 Millimeter: Sportlich und schnell

Sportliche CrossCountry-orientierte Fullys haben selten mehr als 120 Millimeter Federweg. Fahrer aus dieser Kategorie schätzen das direkte Fahrgefühl und den Vortrieb. Und sie achten besonders aufs Gewicht. Denn wenig Federweg bedeutet auch: Weniger Material am Fahrwerk und damit weniger Masse, die bewegt werden muss. Damit ist man bergauf ebenfalls im Vorteil. Sollte das Gelände allerdings mal grober werden, haben Cross-Country Fullys kaum Reserven. Am oberen Ende der 120er Skala findet man teilweise schon erste Trail- und Tourenbikes. Generell sind Fullys aus dieser Kategorie für Einsteiger nur bedingt empfehlenswert.

120 – 150 Millimeter: Die Allrounder

Mit Fullys aus dem populärsten Federwegbereich ist so ziemlich alles möglich. Hier findet man im unteren Bereich die so genannten Trailbikes mit sportlich-komfortablen Fahrwerken. Die größte Gruppe bilden hier die All Mountain Fullys, ideal für jede Tour, von Mittelgebirge bis zur mehrtägigen Alpenüberquerung. Bei etwa 150 Millimeter beginnen die so genannten Enduros, mit denen du noch mehr Spaß auf Abfahrten hast. Übrigens: Moderne Dämpferelemente sorgen dafür, dass sich selbst ein Enduro-Fahrwerk beim Pedalieren nicht schwammig anfühlt. In der Allround-Kategorie werden wohl die meisten Einsteiger ihr Wunsch-Fully finden.

150 – 180 Millimeter: Bergab ist Trumpf

Enduros mit bis zu 160 Millimetern Federweg sind selbst bei Tourenfahrern sehr beliebt. Allerdings muss man für ein leichtes Modell, das auch bergauf Spaß macht, das Budget arg strapazieren. Fahrwerke mit 160 Millimetern und mehr sind schwerpunktmäßig als Bergab-Maschinen konzipiert. Kletterpartien sind mühsam aber nicht unmöglich. Der große Hub von Gabel und Hinterbau macht diese Fullys auf kurvigen Trails eher träge und etwas schwerfällig. Im Bikepark hingegen oder auf verblockten Trails sind sie in ihrem Element.

Die Geometrie

Die verschiedenen Abmessungen und Winkel des Rahmens und der Gabel bezeichnet man als Geometrie. Zu jedem Mountainbike gibt es eine so genannte Geometrietabelle, in der alle Werte in Bezug zu jeder lieferbaren Rahmengröße verzeichnet sind. Für Einsteiger ziemlich verwirrend. Außerdem lassen sich daraus nur bedingt Rückschlüsse auf die Fahreigenschaften ziehen. Hilfreich sind die Geometriedaten jedoch, um einen Anhaltspunkt in Bezug auf die Größe des Bikes zu geben. Denn ein Bike muss zu den Körpermaßen seines Fahrers/seiner Fahrerin passen.

Früher konnte man sich einfach an der Sitzrohrlänge orientieren. Seit jedoch die meisten Rahmen ein stark nach hinten abfallendes Oberrohr besitzen, ist dieses Maß weniger relevant. Deshalb wurden zwei neue, aussagekräftigere Maße eingeführt: Stack und Reach. Diese geben in Kombination Aufschluss darüber, ob die Sitzposition eher sportlich oder eher komfortabel ist.

Stack: Wird gemessen von der Mitte des Tretlagers senkrecht nach oben, bis zu einer gedachten, waagerechten Linie auf Höhe der Steuerrohr-Oberkante.

Reach: Der Abstand von Tretlager Mitte bis Steuerrohr Mitte.

Und so funktioniert’s: Stack geteilt durch Reach ergibt den so genannten Stack-Reach-Quotienten (STR). Quotienten bis 1,45 stehen für eine sportlich-gestreckte Sitzposition. Zwischen 1,45 und 1,55 sitzt man relativ neutral. Werte über 1,55 sprechen für eine komfortable Geometrie.

Oberrohrlänge: Auch dieses Maß sagt etwas über den Sitzkomfort aus. Wichtig: Es zählt nicht die tatsächliche Länge des Oberrohrs, sondern die waagerecht gemessene effektive Länge. Und zwar auf Höhe der Steuerrohr-Oberkante. Damit lassen sich verschiedene Bikes auch gut vergleichen.

Tipp: Auf der RABE Website helfen dir zwei Tools, die für dich passende Rahmengröße zu finden. Zum einen der Bikefinder, zum anderen ein Größenrechner bei jedem Modell („Finde deine Größe“). Folgende Körpermaße solltest du für die Berechnung vorab ermitteln: Körpergröße, Innenbeinlänge und Armlänge.

Besonders Einsteiger sollten aber eines beachten: Bei aller Theorie ist es das Beste, in einer unserer Filialen vorbeizukommen und verschiedene Bikes auszuprobieren. Denn wenn du einmal ein paar Fullys gefahren bist und die Eckdaten kennst, kannst du viel besser einschätzen, welche Geometrie dir am besten zusagt.

Ausstattung und Budget

Wieviel muss ich ausgeben?

Um es kurz zu machen: Unserer Erfahrung nach solltest du bei einem Fully nicht unter 2500 Euro einsteigen. Bei den E-Fullys liegt der sinnvolle Startpreis bei etwa 4000 Euro. Bei günstigeren Modellen sind die verbauten Komponenten unzuverlässiger. Für beide Gattungen gilt jedoch: Im Abverkauf am Saisonende kannst du vielleicht ein besonderes Schnäppchen machen!

Ebenfalls gilt es zu berücksichtigen: Du solltest noch extra Budget für einen Helm, anständige MTB Schuhe, eventuell Protektoren und passende Pedale einplanen. Denn Mountainbikes sind in der Regel ab Werk mit sehr einfachen Pedalen ausgeliefert. Grund: Jeder Fahrer/Fahrerin hat unterschiedliche Vorlieben beim Pedaltyp, zum Beispiel Klick- oder Plattform. Eine Dämpferpumpe solltest du dir ebenfalls zulegen. Damit kannst du die Abstimmung des Fahrwerks zukünftig in Eigenregie erledigen. Für alle genannten Artikel musst du unterm Strich mit ca. 250 – 350 Euro rechnen.

Auf welche Komponenten muss ich achten?

Generell empfiehlt es sich, bestimmte Premium-Hersteller außen vor zu lassen und lieber auf Marken mit einem guten Preis-/Leistungsverhältnis zu setzen. In deren Angebot findest du auch im Einsteiger-Segment ein Fully mit anständiger Performance. Der eine oder andere Kompromiss ist zu verschmerzen, denn einzelne Komponenten kannst du im Lauf der Zeit einfach upgraden. Dein Einsatzbereich entscheidet darüber, welche Komponenten wichtiger sind als andere. Fährst du gerne Touren und lange Strecken, ist ein haltbarer Antrieb mit hochwertiger Schaltung angenehm. Bist du eher der verspielte Trail-Typ, solltest du mehr Wert auf ein gutes Fahrwerk und vernünftige Bremsen legen.

Besonderheiten bei E-Bikes

Im Bereich E-MTB Fully wird viel Entwicklungsarbeit betrieben. Daraus entstehen die verschiedensten Ansätze, wie das perfekte E-Bike aussehen soll. Im Trend liegen zum Beispiel besonders leichte E-Fullys mit kleineren Akkus und geringer Unterstützung. Diese Modelle gibt es allerdings nicht im Einsteiger-Preisbereich. Hier setzen die meisten Hersteller auf bewährte Konzepte mit möglichst großen Akkus und relativ hoher Motorleistung.

Motor

Ob Bosch, Shimano, Yamaha, TQ oder ein anderer Hersteller – Wir haben alle bewährten Brands seit Jahren im Programm und können sagen: Sie funktionieren zuverlässig. Subjektiv betrachtet gibt es natürlich feine Unterschiede im Fahrverhalten der Motoren-Typen, doch bei einem Einsteiger E-MTB spielt das keine entscheidende Rolle.

Mit Boschs Allzweckwaffe Performance CX kann man nichts falsch machen.

Akku

Fährst du gerne lange Touren mit vielen Höhenmetern, dann gilt: Je größer, desto besser! Vor allem für schwere Fahrer ist eine hohe Akkukapazität wichtig, denn sonst musst du ständig die Länge deiner Route exakt planen, um nicht irgendwann mal ohne Unterstützung im Gelände stehen zu bleiben. Gängig sind aktuell Akkus mit 600 oder 800 Wattstunden(Wh) Kapazität. Bei einigen Herstellern gibt es sogar die Möglichkeit, einen zweiten Akku für extra Reichweite zu montieren.

Bedienung / Display

Während bei Shimano und weiteren, kleineren Wettbewerbern die Auswahl an Bedienelemente relativ übersichtlich ist, bietet Marktführer Bosch sechs verschiedene Displays an, plus die Möglichkeit, das Smartphone als Steuereinheit zu nutzen. Wir stellen zwei Modelle vor, die du häufig an E-Fullys für Einsteiger findest: LED Remote und Purion 200. Sie zählen inzwischen auch zu Boschs smartem System, bei dem alle Antriebskomponenten miteinander vernetzt sind.

LED Remote

  • Extrem kompaktes Bedienteil ohne Display
  • Taster und intelligente LEDs
  • Ergonomische Form, Bedienung lediglich mit dem Daumen
  • Beide Hände bleiben stets am Lenker
  • Volle Konnektivität dank Smart System
  • Nicht abnehmbar

Purion 200

  • 1-teiliges Ensemble mit Daumen-Bedienteil und Mini-Farbdisplay
  • Ergonomische Form
  • Aufzeichnung von Fahr- und Fitnessdaten
  • Volle Konnektivität dank Smart System
  • Kombinierbar mit einem zweiten Display, zum Beispiel für Navigation

System Controller & Purion 400

  • Geschützt platziertes 1,6 Zoll Farbdisplay
  • Bedienung via Bluetooth Mini-Remote
  • Perfekt für den Mountainbike Einsatz geeignet
  • Saubere Optik durch kabellose Bedienung

Fazit

Mountainbikes, speziell Fullys, sind heute auf einem hohem technischen Niveau. Gut für Einsteiger: Da die Innovationen in schneller Folge auf den höheren Preis-Levels statt finden, wandern sie ebenso zügig nach „unten“. Das heißt, du bekommst zum Einstiegspreis bereits viele ausgereifte Pro-Features. Unser Tipp: Schau dich am Ende der Saison im Rabe Webstore nach Sale-Angeboten um! Das Wichtigste beim Kauf ist jedoch, dass du dich auf deinem Bike wohl fühlst. Stichwort Rahmengröße und Einsatzbereich. Die besten Komponenten bringen nichts, wenn du dein Bike nie fährst, weil es nicht passt. Probefahren ist also ein wichtiger Punkt! Wir hoffen, diese Kaufberatung hat dich umfangreich informiert und hilft dir bei deiner nächsten Kaufentscheidung.