Fahrwerks-Setup advanced

Fahrwerks-Setup advanced

Hol das Beste heraus

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Das Grund-Setup deines Fahrwerks hast du gut hinbekommen? Dann folgt jetzt der nächste Schritt, um das Beste aus deinem Fahrwerk herauszuholen. Wir erklären die Funktionen der kleinen Knöpfe an deinen Federelementen.

Moderne Fahrwerke bieten zahlreiche Einstellmöglichkeiten für Gabel und Dämpfer. Sowohl die kleinen Drehknöpfe, der Luftdruck, aber auch Volumenspacer (oft auch Token genannt) können massive Unterschiede in der Performance deines Fahrwerks erzeugen. Mit dem richtigen Setup kannst du dein Fahrwerk so abstimmen, dass dein Rad laufruhig, aktiv und sensibel zugleich ist.

Bevor wir einsteigen, erklären wir noch kurz die Fachbegriffe für die Federelemente

Sag/Negativfederweg: der Wert, wie weit das Fahrwerk in den Federweg einsinkt, wenn sich der Fahrer in Position auf dem Bike befindet.

Rebound/Zugstufe: bestimmt die Ausfedergeschwindigkeit der Gabel oder des Dämpfers nach dem Komprimieren.

Compression/Druckstufe: regelt die Einfedergeschwindigkeit des Fahrwerks beim Komprimieren.

High- und Lowspeed: unterteilen die Druck- und Zugstufe nochmals in zwei verschiedene Bereiche.

High- und Lowspeed-Druckstufe regeln die verschiedenen Geschwindigkeiten beim Einfedern des Fahrwerks. Die Landung nach einem Sprung erzeugt eine hohe Geschwindigkeit der Federelemente beim Einfedern des Fahrwerks und wird daher von der Highspeed-Druckstufe geregelt. Das Durchfahren einer Bodenwelle erzeugt ein langsames Einfedern des Fahrwerks und wird somit durch die Lowspeed-Druckstufe geregelt.

Die beiden Geschwindigkeiten der Zugstufe hängen davon ab, wie weit das Fahrwerk davor ein gefedert wurde. Kommt das Fahrwerk aus einer großen Kompression, die das Rad weit in den Federweg tauchen lässt, so regelt die Highspeed-Zugstufe die Ausfedergeschwindigkeit. Fährst du beispielsweise über kleine Steine oder Wurzeln, die das Fahrwerk nur ein paar Zentimeter einfedern lassen, so regelt das die Lowspeed-Zugstufe.

Volumenspacer/Token: sind kleine Plastik- oder Gummiteile, die das Volumen in der Luftkammer der Gabel oder des Dämpfers verringern.

Progressiv: bedeutet, dass die Kraft, die benötigt wird, um das Fahrwerk zu komprimieren, exponentiell ansteigt.

Linear: Die benötigte Kraft zur Komprimierung des Fahrwerks steigt linear an.

Die Basis

Die Basis für eine Feineinstellung des Fahrwerks und die Veränderung des Luftvolumens durch Volumenspacer ist ein solides Grundsetup. Das bedeutet: Der Sag deines Fahrwerks sollte richtig eingestellt sein, und eine anständige Grundeinstellung der Zugstufe sollte erfolgt sein. Beide Parameter werden im Laufe der Fahrwerkseinstellung eventuell noch einmal angepasst, doch für den Start sollte ein Basis-Setup erfolgt sein. 

Wie du ein solides Grund-Setup an deinem Bike vornimmst, kannst du in diesem Artikel noch einmal nachlesen.

Wenn vorhanden, empfehlen wir immer die Grundeinstellung nach Herstellerangabe als Basiswert zu verwenden. Die Federgabeln sollten am besten nach Tabelle des Fahrwerksherstellers eingestellt werden, der Dämpfer nach Angaben des Rahmenherstellers. Das Dämpfer-Setup hängt stark vom Übersetzungsverhältnis am Hinterbau des Bikes ab und macht es den Fahrwerksherstellern schwer, einen Startwert festzulegen, der universell für jedes Rad passt.

Hier findest du den Setup-Guide von FOX 

Hier findest du den Setup Guide Rock Shox 

Berücksichtige für die Basiseinstellung immer dein Gewicht im fahrfertigen Zustand. Das umfasst dich, deine Bike-Klamotten, Schuhe, Helm und gegebenenfalls dein Rucksack mit gefüllter Trinkblase.

Volumenspacer

Durch den Einsatz von Volumenspacern lässt sich die Luftkammer von Dämpfer oder Gabel verkleinern. Der daraus resultierende Effekt ist, dass das Fahrwerk progressiver wird. Nach der korrekten Einstellung des Luftdrucks lässt sich durch die Volumenspacer die effektive Nutzung des Federwegs kontrollieren. Generell sollte der komplette Federweg eines Fullys regelmäßig genutzt werden, doch ständiges oder hartes Durchschlagen sollte vermieden werden.


Aggressivere Fahrer werden ein progressiveres Fahrwerk bevorzugen, denn es bietet mehr Gegenhalt und Durchschlagsschutz gegen Ende des Federwegs, ist jedoch auch anstrengender zu fahren als ein lineares Setup. 

Rebound-Einstellung

Die Einstellung der Ausfedergeschwindigkeit kann das Fahrverhalten eines Bikes stark verändern. Eine schnelle Rebound Einstellung lässt das Rad meist verspielter und sprungfreudiger wirken, wohingegen eine langsamere Einstellung das Bike mehr am Boden kleben lässt und ruhiger in ruppigen Terrain bleibt. Wenn die Einstellungen in die Extreme getrieben werden, wird ein extrem schnelles Fahrwerk bei höheren Geschwindigkeiten oft unruhig und unstabil, ein sehr langsam eingestelltes Fahrwerk setzt sich bei aufeinanderfolgenden Schlägen in den Federweg nieder und wirkt unsensibel oder auch träge. Die goldene Mitte aus aktivem und spurtreuem Fahrverhalten zu finden, ist hier das Ziel.

Die Möglichkeit, zwischen High- und Lowspeed-Rebound zu unterscheiden, hilft, das Bike gleichzeitig für große Sprünge und harte Kompressionen sowie für kleine Unebenheiten zu optimieren. Langsame Highspeed-Einstellungen verhindern ein Kicken oder Herausschießen des Fahrwerks nach einer harten Landung und eine etwas schnellere Lowspeed-Einstellung macht das Fahrwerk für kleine Schläge sensibler.

Zwei unterschiedliche Geschwindigkeiten der Zugstufe einstellen zu können, ermöglicht auch eine bessere Anpassung an sehr progressive Fahrwerke. Die Unterschiede in der Ausfederenergie zwischen wenig genutztem und viel genutztem Federweg sind bei einem progressiven Fahrwerk größer als bei linear abgestimmtem Fahrwerk. Mit High- und Lowspeed-Rebound lassen sich die unterschiedlichen Energien besser ausgleichen.

Compression-Einstellung

Die simpelste Methode zur effektiven Compression-Einstellung ist das so genannte Bracketing. Beim Bracketing arbeitet man sich von den beiden Extremen der Einstellung in Richtung des Sweetspots. Starten sollte man mit der Highspeed-Compression, denn bei einem falschen Verhältnis zwischen den beiden Druckstufen öffnet sich die Highspeed-Druckstufe- obwohl eigentlich die die Lowspeed-Druckstufe regeln sollte.

Starte also mit der Lowspeed-Druckstufe in der Mittelposition, öffne die Highspeed-Druckstufe komplett und probiere die Einstellung, schließe die Highspeed-Druckstufe anschließend und versuche es erneut. Wenn dir beispielsweise die geschlossene Position mehr liegt als die offene, probierst du erneut die beiden Einstellungen zwischen komplett geschlossen und der Mitte der Bandbreite und arbeitest dich so immer weiter vor. Wenn du den Sweetspot der Highspeed-Druckstufe gefunden hast, kannst du dich der Lowspeed widmen. Diese Methode erfordert einige Versuche, ist jedoch zuverlässig.

Tipp: Mit der Lowspeed-Druckstufe lässt sich das Rad ausbalancieren. Hast du das Gefühl, deine Gabel oder dein Dämpfer abreiten nicht gleichmäßig oder sind unterschiedlich hart, so kannst du dies durch eine Änderung der Lowspeed-Druckstufe oft gut anpassen.

Problemlösungen

Viele Mountainbiker sind Großteils mit ihrem Fahrwerks-Setup zufrieden, doch irgendetwas funktioniert nicht ganz so, wie sie es erwarten. Hier folgen noch ein paar Lösungsansätze für die häufigsten Problemfälle.

Die tauchende Gabel

Die Gabel taucht bei Absätzen oder in steilem Gelände sehr weit ein und bietet wenig Gegenhalt für den Fahrer. Oft ist dies die Folge von zu wenig Luftdruck oder zu weit geöffneter Lowspeed-Compression. Wird der Sag an der Gabel im Sitzen und nicht in stehender Position des Fahrers eingestellt, ist der Luftdruck in der Gabel oft zu gering für steiles Gelände.

Tipp: Drucktabellen an der linken Innenseite der Gabel beachten und entsprechend Lowspeed-Druckstufe nachstellen, bis das Tauchen aufhört.

Der kickende Dämpfer

Meist durch eine zu schnelle Rebound-Einstellung bedingt, schießt der Hinterbau auf Absprüngen aus dem Federweg und gibt einen Kick auf das Hinterrad. Daraus folgt eine unkontrollierte Flugphase, bei der das Hinterrad höher als das Vorderrad steigt und ein ungutes „über den Lenker stürzen“-Gefühl verursacht.

Tipp: Ist deine Haltung auf Absprüngen zentral über dem Rad und deine Technik sitzt, dann versuche es mit einer langsameren Rebound-(Highspeed-)Einstellung. Hat das keinen Erfolg, oder der Hinterbau fühlt sich danach zu langsam und unsensibel an, versuche mehr Gegendruck mit der Highspeed-Compression.

Unausgewogenes Fahrwerk

Mit dem Luftdruck in Dämpfer und Gabel bist du zufrieden und auch die Ausnützung des Federwegs funktioniert gut, doch irgendwie fühlt sich das Fahrwerk nicht ausbalanciert und etwas unausgewogen an. Durch die Lowspeed-Druckstufe kann man die Balance zwischen Gabel und Dämpfer nochmals feintunen und ein neutrales Fahrverhalten generieren. Fühlt sich das Rad nach Anpassung der Druckstufe ausbalanciert, jedoch etwas überdämpft oder unsensibel an, gehe zurück auf die ursprüngliche Einstellung und erhöhe stattdessen den Luftdruck.


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