Workshop: Wie wickelt man ein Lenkerband

Workshop: Wie wickelt man ein Lenkerband

Mit diesen Tipps klappt das Wickeln problemlos

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Jetzt im Frühjahr ist die richtige Zeit, um dein Rennrad für die kommende Saison fit zu machen. Neben der Wartung der Technik, wie Antrieb und Bremsen, ist der Frühjahrsputz aber auch eine gute Gelegenheit, den Lenker aufzuhübschen. Nichts einfacher als das! Ein neues Lenkerband ist eine Investition aus der Portokasse und verbessert dabei die Optik des gesamten Rennrads mehr als man vermuten würde. Ganz besonders, wenn das Lenkerband weiß ist – oder besser gesagt, einmal weiß war!

Welches Band ist das richtige?

Generell kann man zwischen zwei Grundtypen unterscheiden. Zum einen gibt es Lenkerbänder mit eher griffigen, filzartigen Oberflächen. Sie tragen meist etwas mehr auf und bieten damit ein gewisses Plus an Polsterung und Griffkomfort. Dafür verschmutzen sie schnell, vermitteln bei Regen ein schwammiges Gefühl und sind schwieriger zu wickeln, besonders im Bereich der Bremsgriffe.

Die andere weit verbreitete Variante, sind Kunststoffbänder mit relativ glatter Oberfläche. Zum Beispiel das klassische „Bike-Ribbon“, das wir auch im Workshop verwenden. Sie bieten bei jeder Witterung dasselbe Griffgefühl und sind einfach sauber zu halten. Dafür sind sie kaum gepolstert. Das war in Zeiten von bleistiftdünnen Lenkern ein echter Nachteil. Mit den heutigen, großvolumigen Oberlenkern hat dieser Punkt aber an Bedeutung verloren. Denn sie sind von Grund auf ergonomischer zu greifen.

Für welchen Band-Typ du dich letztendlich entscheidest, hängt von den persönlichen Vorlieben ab. Der Montagevorgang ist grundsätzlich stets derselbe.

Folgendes Werkzeug und Material solltest du am Start haben: 1. Das gewünschte Lenkerband. Im Set enthalten sind zwei lange Abschnitte für die Lenkerhälften. Zwei kurze Segmente zur Abdeckung der Bremsgriff-Befestigungsschellen. Zwei Abschluss-Klebebänder und zwei Lenker-Endstopfen. 2. Reiniger zum Entfetten der Lenkeroberfläche. 3. Doppelseitiges Klebeband (für den Notfall). 4. Ein Teppichmesser zum Abschneiden des alten Bandes. 5. Isolierband in gewünschter Farbe. Für den Fall, dass die Züge am Lenker fixiert werden müssen. Oder kein Abschluss-Klebeband im Set enthalten ist. 6. Eine Schere.

Bevor du das alte Lenkerband entfernst, musst du die Griffgummis nach vorne stülpen. Wenn sich das alte Lenkerband schwer abwickeln lässt, kann man es mit Hilfe des Teppichmessers vorsichtig der Länge nach aufschneiden. Am besten an der Unterseite neben den Zügen, wo es nicht direkt am Metall aufliegt. Unbedingt mit äußerster Vorsicht arbeiten und nur soweit einschneiden, dass das Band durchtrennt wird. Bei empfindlichen Karbon-Lenkern bitte auf diese Methode verzichten!

Jetzt ist Zeit für eine allgemeine Sichtprüfung des Lenkers. Moderne Rennräder besitzen in der Regel Brems-Schaltgriffe, bei denen die Züge am Lenker entlang laufen. Sie sind mit Isolierband am Rohr fixiert. Überprüfe den Sitz und reibungslosen Verlauf der Züge. Wenn, dann ist jetzt die Gelegenheit für Korrekturen. Info: Damit die beiden Züge unter dem Lenkerband nicht so dick auftragen, gibt es an vielen Lenkermodellen eine Rinne vorne an der Unterseite. In jedem Fall, also auch wenn der Lenker diese Rinne nicht besitzt, vergrößern die Züge den Durchmesser des Oberlenkers etwas. Was jedoch kein Nachteil ist! Denn das verbessert die Ergonomie beim Greifen.

Mit Hilfe eines Tuchs und eines entfettend wirkenden Reinigers bereitest du die Oberfläche vor. Der Reiniger entfernt eventuelle Rückstände des alten Lenkerbandes und stellt sicher, dass das neue Band bestmöglich klebt. So wenig Flüssigkeit wie möglich verwenden und das Ganze gut ablüften lassen.

In manchen Fällen kommt es vor, dass Fahrer besonders viel Druck im Bereich der oberen Lenkerbiegung aufs Band bringen und es sich mit der Zeit nach unten schiebt. Wenn du damit bereits Probleme hattest (und nur dann!), kannst du in diesem Bereich ein Stück raues Felgenband aufkleben. Noch mehr Sicherheit gegen Verrutschen bietet ein Streifen doppelseitiges Klebeband. Aber Achtung: Beim nächsten Tausch lässt sich das alte Band an dieser Stelle nur sehr schwer lösen.

Mit Hilfe der kurzen Abschnitte, die dem Lenkerband-Set beiliegen, werden die Befestigungs-Schellen der Brems-Schalthebel abgeklebt. Das sorgt gleich beim Wickeln auch in diesem verwinkelten Bereich für eine lückenlose Abdeckung des Lenkers. Den Streifen mittig auf der Schelle platzieren, und zwar so, dass die Enden auf beiden Seiten des Griffs dieselbe Länge aufweisen. Sie verschwinden am Ende komplett unter den Griffgummis.

Das Lenkerband wickelt man a) von unten nach oben, also von den Lenkerenden aus in Richtung Vorbau und b) von außen nach innen. Das sorgt zum einen dafür, dass man bei der häufig gebräuchlichen Oberlenkerhaltung die Wicklung tendenziell festzieht (wie bei der Betätigung eines Gasgriffs am Motorrad). Ein sicherer Sitz ist damit stets gewährleistet. Zum anderen liegen bei dieser Montage-Art die Wicklungen so übereinander, dass die Bandränder beim nach außen Rutschen der Hände keinen Widerstand bieten. Vergleichbar mit den Schuppen auf einer Fischhaut.

Setze das Band unten an, so dass der Klebebereich gerade eben auf dem Rohr platziert ist. Dadurch steht die erste Wicklung automatisch etwas über das Lenkerende hinaus. Der Überstand wird später nach innen gefaltet und hilft, den Endstopfen zu fixieren. Beginne nach Vollendung der (geraden) ersten Wicklung, das Band spiralförmig ums Rohr zu schlingen. Die Wicklungen sollten sich dabei soweit überlappen, dass der Klebestreifen die Lenkeroberfläche unmittelbar nach dem Rand der vorherigen Wicklung trifft. An den Biegungen etwas enger wickeln, da sonst an der Außenseite der Biegung Lücken entstehen können. Wichtig: Während des Wickelns stets einen gesunden Zug auf das Band geben! Das sorgt a) für einen engen Sitz des Bandes und b) dafür, dass es bis zum Ende reicht. Hierfür ist je nach Fabrikat ein gewisses Fingerspitzengefühl nötig. Übung macht dem Meister!

Knackpunkt ist die Wicklung um den Brems-Schalthebel. Zunächst wickelt man unter den genannten Vorgaben so nah als möglich an den Griff heran. Die letzte Schleife sollte bereits das Bandsegment über der Schelle etwas überdecken. Jetzt noch ein letztes Mal unter dem Griff herum, aber bereits so hoch, dass das Band längs abknickend durch die Ecke verläuft. Durch Dehnen lässt es sich verformen und schmiegt sich auch dort eng an. Der nächste Zug führt diagonal über die abgedeckte Schelle und wechselt damit auf die Oberseite des Griffs.

Die erste Wicklung oberhalb des Brems-Schalthebels sollte den Griffkörper noch ein bisschen überdecken. Dann wickelt man wie gewohnt weiter. Wegen der permanenten Biegung des Lenkers muss man darauf achten, die Wicklungen genau mit der richtigen Überlappung zu legen. Das heißt nicht zu weit und nicht zu eng. Nicht vergessen, das Band stets unter einer gesunden Spannung zu halten. Denn gleich wird sich herausstellen, ob es bis zum Ende reicht. Wenn nicht, ist es möglich, das Band bis zum Griff wieder abzuwickeln und das letzte Stück unter höherer Spannung nochmals zu versuchen. Das kann durchaus einige Zentimeter bringen.

Man wickelt in Richtung Vorbau bis zu dem markanten Absatz, wo sich das Lenkerrohr verdickt. Dort angelangt, sollte das Band an der Unterseite des Lenkers enden. In der Regel hat man ein paar Zentimeter übrig und schneidet das Band dort zunächst gerade ab. Für einen schönen Abschluss sorgt folgender Schritt (und Schnitt): Du wickelst das Band wieder eineinhalb Umschlingungen ab und ziehst es straff zu dir her. Ansetzend auf halber Breite schneidest du nun das Band mit der Schere schräg an. Etwa auf einer Länge von sechs bis sieben Zentimetern an der dem Vorbau zugewandten Seite.


Das angeschrägte Bandende schließt nun gerade mit dem Absatz des Lenkerrohrs ab. Der beiliegende Klebestreifen (oder das eigene Isolierband) sorgt final noch für einen optisch gelungen Abschluss. Diesen Streifen sollte man ebenfalls unter solider Spannung um den Lenker ziehen, so dass sich das Band keinesfalls mehr lösen kann. Am anderen Ende verschließt der Endstopfen das Rohr. Analog zu diesen Schritten verfährst du mit der anderen Hälfte des Lenkers. Fertig!


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