Das Santa Cruz Hightower V3 GX AXS Reserve im Test

Das Santa Cruz Hightower V3 GX AXS Reserve im Test

Die perfekte Mischung aus Tallboy und Megatower?

Veröffentlicht am

Mittlerweile platzt das Santa Cruz Lineup fast aus allen Nähten. Für fast jede Sparte, jede Nische und jeden Einsatzbereich bieten die Kalifornier ein Bike an. Vom 100 Millimeter Race-Fully Blur bis zur DH-Maschine V10 finden sich Bikes mit 27,5 Zoll Laufrädern, 29 Zoll oder mit gemischter Mullet Bereifung. Mal mit Orientierung in Richtung Racing und mal mit einem klaren Fokus auf den Spaß beim Trails surfen. In diesem Test nehmen wir das Santa Cruz Hightower in seiner dritten Entwicklungsstufe genauer unter die Lupe. 

Inhalt: 

Überblick

Das Hightower wird von Santa Cruz als “Mountainbike in seiner reinsten Form” bezeichnet. Keine genauere Einstufung wie “All-Mountain” oder “Trail-Bike”, denn das Hightower soll alles können, ohne in besondere Extreme abzuschweifen. Mit seinen Eckdaten sitzt das Hightower genau zwischen dem Trail orientierten Tallboy und dem Race-Enduro fokussiertem Megatower. 

Eckdaten:

  • 150mm/145mm Federweg v/h
  • 29 Zoll Laufräder
  • Größen S-XXL (430/427-520/517 Reach)
  • 64.8°/64.5° Lenkwinkel
  • 77°/76.7° Sitzwinkel

Ausstattung

Unser Testbike ist das GX AXS Reserve Kit. Diese Ausstattung ist, nach der X01 AXS und X01 AXS Reserve, das hochwertigste Kit in der Ausstattungsreihe des Hightowers. Für 9199,-€ UVP bekommt man den Carbon C Rahmen, eine Fox 36 mit Grip2 Dämpfungseinheit, Rock Shox Superdeluxe Select+ Dämpfer, Sram GX AXS Wireless Schaltung, Reserve 30 HD Felgen auf Industry Nine 1/1 Naben, den hauseigenen Santa Cruz Carbon Lenker und Code RS Bremsen.

  • C Carbon Rahmen
  • GX AXS Schaltgruppe
  • Fox 36 Grip2 Performance Elite Gabel
  • Rock Shox Superdeluxe Select+ Dämpfer
  • Reserve 30 HD Felgen auf I9 1/1 Naben
  • Sram Code RS Bremsen
  • Santa Cruz Carbon Lenker
  • Maxxis Minion DHR II Reifen

Geometrie und Fahrwerk

Es klingt schon ein bisschen wie die 90er Jahre Playlist im Radio, die jeden Tag rauf und runter gespielt wird. Das Bike ist länger geworden, mehr Reach, steilerer Sitzwinkel und flacherer Lenkwinkel. Das Fahrwerk ist progressiver, mit mehr Support in der Mitte, aber natürlich gleichzeitig feinfühliger am Anfang des Federwegs. 

Im Falle des Hightowers V3 sind das im Vergleich zum Vorgänger allerdings eher feine Anpassungen und Justierungen als eine komplette Überarbeitung des Bikes. In unseren Augen ist das sehr positiv zu sehen, denn das Hightower V2 war schon ein gelungenes Bike mit sehr guten Allround-Eigenschaften. Der Reach ist um 2 mm gewachsen, der Lenkwinkel ist um ca. 0.8 Grad flacher geworden und der Sitzwinkel ist nur in den größeren Größen marginal steiler als am bisherigen Hightower. 

Alle Informationen zu den Specs und der Geometrie findest du hier.

Auf dem Trail

Bevor wir genauer auf die Fahreigenschaften des Hightowers eingehen, müssen wir eins vorwegnehmen: Santa Cruz Bikes sind heiß begehrt und das sowohl bei den Endkunden als auch bei den Medien. Aus diesem Grund hatten wir das Testbike leider nur für einen relativ kurzen Zeitraum von einer Woche. Trotzdem konnten wir das Bike sowohl auf unseren Lokalen Hometrails, wie auch in einem der besten Bike-Gebiete im Alpenraum testen, im drei Länder Enduro Gebiet um Nauders am Reschenpass.

Bergauf

Manchmal ist es schwer, gewisse Fahreigenschaften an bestimmten Komponenten oder Geometriedaten festzumachen. Manchmal resultieren die Fahreigenschaften einfach aus dem sinnvoll zusammengestellten Bike. Das Hightower klettert wirklich gut. Sicher spielen die leichten Maxxis Reifen mit EXO Karkasse eine Rolle und die angenehme Sitzposition leistet auch ihren Beitrag, allerdings ergibt wirklich die Summe der getroffenen Entscheidungen an diesem Bike einen stimmigen Kletterer. 

Der Hinterbau verhält sich neutral, ohne großes Wippen beim Pedalieren. Mit geschlossenem Dämpfer ist er sogar noch effizienter, allerdings würden wir den Lock-Out nur schließen, wenn es auf super geschmeidigen Schotterwegen oder Teerstraßen bergauf geht. Sind kleine Steine oder Wurzeln im Uphill, macht es Sinn, den Dämpfer offen zu fahren und den Hinterbau arbeiten zu lassen.

Interessant ist auch, wenn alltägliche Dinge, wie zum Beispiel schalten, auf einmal Spaß machen. Die Sram GX AXS schaltet so präzise und das spielende Schalten mit dem Controller geben dem simplen Gangwechsel ein bisschen mehr Flair. Ein echter Schritt vorwärts von den mechanischen Sram Gruppen.

Bergab

Das Dilemma mit einem Bike, das Alles kann, ist das die verschiedensten Fahrertypen davon angezogen werden. Mit seinen knapp 150 Millimetern Federweg und moderat aggressiven Geometrie ist das Hightower sowohl für Cross-Country oder Touren orientierte Fahrer interessant, die ein Bike für ruppigere Trails und eventuell den ein oder anderen Ausflug in den Bikepark suchen, aber auch für Downhill und Enduro Piloten, die ein agileres und verspieltes Bike für Hometrails oder ausgedehnte Touren suchen. Die gute Nachricht: das Hightower kann wirklich alles! 

Natürlich wird ein reines Trailbike, wie das Tallboy, etwas schneller den Berg hinauf kommen und ein reinrassiges Enduro, wie das Megatower, die Trails schneller runter jagen. Trotzdem hat sich das Hightower solide die teils stark ausgewaschenen Trails in Nauders ins Tal gearbeitet und auch auf den flacheren Home- und Flowtrails ist das Bike spritzig genug.

Das Fahrwerk am Hightower harmoniert sehr gut. Die kalifornische Marke wird häufig für das gemischte Fahrwerk kritisiert, allerdings zeigt sich im Praxistest, das Fox und Rockshox Federelemente auf jeden Fall gut zusammenarbeiten können. Wir kennen die Fox 36 mit Grip2 Kartusche schon von anderen Bikes und sind er Meinung, dass die Gabel eine der besten für den Trail- und All-Mountain-Einsatz ist. 

Eine Couch ist das Bike allerdings nicht. Das Fahrwerk lädt mit ordentlich Gegendruck eher zum verspielten Fahren ein. An kleinen Wurzeln kann man leicht abziehen und beim Pushen durch Wellen generiert das Bike viel Schwung. Die Position im Bike auf dem Trail ist zentral mit etwas mehr Druck auf dem Lenker. Dadurch geht das Bike sehr gut durch Kurven und Anlieger. Der Gegendruck vom Fahrwerk hilft dabei nicht in den Kompressionen der Anlieger zu versacken. Alles in allem eine Rakete auf flowigen und verspielten Trails!

Das perfekte Einsatzgebiet

Wie gesagt, das Hightower V3 kann alles gut, aber am besten eignet sich das Hightower unserer Meinung nach für mittelschwere Trails, Flowtrails und für ausgedehnte Touren, bei denen man nicht genau weiß, was eigentlich auf einen zukommt. Vielleicht ist der Uphill etwas steiler als gedacht oder die Abfahrt ein bisschen garstiger als die Trail-Beschreibung vermuten ließ. Mit dem Hightower kommst du hoch und runter, ohne über dein Limit zu gehen. Für den Dauereinsatz im Bikepark oder auf den ruppigsten Trails würden wir eher zu einem vollwertigen Enduro greifen, aber dafür wurde das Hightower V3 auch nicht gemacht.

Upgrade-Potential

Viel gibts am Hightower nicht zu bemängeln, aber ein paar Upgrade-Vorschläge haben wir doch. Das Bike kommt ab Werk zwar mit der Downhill Bremse Code RS, allerdings nur mit 180 Millimeter Scheiben vorne und hinten. Für schwere Fahrer oder lange Abfahrten würden wir zumindest vorne eine 200er Scheibe empfehlen. Ein kostengünstiges Upgrade, (ca. 60€) das die Unterarme schont und in steilem Gelände mehr Sicherheit vermittelt. 

Mit der Performance des Rock Shox Superdeluxe Select+ waren wir zwar zufrieden und haben die fehlende Druckstufeneinstellung nicht unbedingt vermisst, allerdings wäre es bei einem Bike für 6799€ trotzdem wünschenswert, auch den Dämpfer noch ein bisschen feiner einstellen zu können.

In puncto Reifenwahl scheiden sich die Geister. Die Einen bevorzugen leichte Reifen, um möglichst wenig Rollwiderstand zu haben. Die Anderen wollen lieber einen robusteren Reifen, der etwas mehr Dämpfung und Schutz bietet und stören sich nicht am Mehrgewicht der dickeren Karkasse. Die EXO Reifen am Hightower sind auf der leichteren Seite. Wer also viele Trails mit spitzen Steinen fährt, sollte vielleicht auf einen EXO+ oder DoubleDown Reifen am Hinterrad upgraden.

Negativ

  • 180 Millimeter Bremsscheiben
  • Keine Druckstufeneinstellung am Dämpfer

Positive Eindrücke

Neben den Fahreigenschaften und breiten Einsatzspektrum des Hightowers sind uns noch ein paar Details aufgefallen. Storage-Möglichkeiten spielen nicht für alle eine Rolle, allerdings freuen wir uns immer über eine gelungene Lösung, um so viel Tagesgepäck wie möglich am oder im Bike zu befestigen. Die Glovebox am Hightower V3 ist super gelöst und bietet viel Stauraum. Bei einem klassischen Tag in einem Gebiet wie Nauders haben wir mindestens ein Multitool, eine Minipumpe, ein paar Riegel, Tubeless Flickzeug und vielleicht sogar einen Ersatzschlauch dabei. Das findet alles Platz im Unterrohr des Hightowers und ist zusätzlich noch mit durchdachten Taschen aus geräuschdämpfendem Material gegen unschönes Klappern geschützt. Und oben auf den Deckel der Glovebox passt noch die Wasserflasche! Top!

Bei anderen Santa Cruz Bikes war es aufgrund der Bauweise etwas Tricky den SAG Wert bei der Dämpfereinstellung abzulesen. Das Hightower hat im Tunnel für den Dämpfer eine kleine Aussparung, die genau auf der richtigen Höhe sitzt, um die Tabelle am Dämpfer ablesen zu können. Das erleichtert das Fahrwerkssetup.

Zu guter Letzt möchten wir noch die Verarbeitungsqualität hervorheben. Wir haben und hatten schon viele Marken im Programm und darunter auch andere Premium Bikes, allerdings kommt kaum eine andere Firma an die Liebe zum Detail, die einzigartigen Formen und auch die technisch durchdachten Lösungen von Santa Cruz Bicycles heran. Die interne Kabelführung ist absolut problemlos zu handhaben, das Finish des Lacks ist auf ganz hohem Niveau und alle Carbon-Produkte sowie die Lager am Hinterbau werden von einer Lifetime Garantie geschützt. 

Positiv

  • Glovebox
  • SAG Window
  • Verarbeitungsqualität
  • Lifetime Garantie

Fazit:

Das Santa Cruz Hightower V3 ist ein Bike, das mit fast jedem Terrain zurechtkommt. Am wohlsten fühlt es sich zwar auf mittelschweren Trails und auf Flowtrails machen das aktive Fahrwerk und spielerische Fahrverhalten besonders Spaß, aber auch dem ein oder anderen Bikepark Tag steht mit dem Hightower nichts im Weg. Als einziges Manko würden wir die fehlende Druckstufeneinstellung am Dämpfer bemängeln, allerdings hatten wir in unserem Testzeitraum auch nicht das Bedürfnis, diese anzupassen. Die gewohnte Verarbeitungsqualität und Liebe zum Detail wird von Bike zu Bike der Kalifornischen Kultmarke immer weiterentwickelt.


Alle Santa Cruz Bikes bei uns im Shop: