Jetset Trails – Tourenparadies Oberengadin

Jetset Trails – Tourenparadies Oberengadin

Atemberaubende Touren rund um den Piz Nair

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Das Oberengadin im schweizerischen Kanton Graubünden zählt zu den Hotspots für Mountainbiker. Über 400 Kilometer markierte Routen schlängeln sich dort durch eine herrliche Bergwelt. Von den Flowtrails zu Füßen des Piz Nair bis zu den Gletschern rund um den Viertausender Piz Bernina. Highlight: Die Tour über den Berninapass hinunter nach Poschiavo ist eine der schönsten Touren der Alpen.

Da bleibt einem glatt die Luft weg! Und das nicht nur wegen der Höhe. Wir stehen am Gipfel des 3057 Meter hohen Piz Nair und genießen ein atemberaubendes Panorama. Tief unter uns glitzern die Seen des Oberengadin in der Morgensonne: Malojasee, Silvaplanasee und Sankt Moritzersee. Doch die Kulisse dahinter ist ungleich atemberaubender. Denn noch einmal 1000 Meter höher schneidet sich der Biancograt wie ein Messer durch den blauen Himmel. Seine weiße Linie endet am Gipfel des 4048 Meter hohen Piz Bernina, dem höchsten Berg der Ostalpen.

Unser schlechtes Gewissen wird mit jeder Minute und mit jedem Blick in die Ferne kleiner. Denn wir haben uns zusammen mit den Mountainbikes per Seilbahn auf den Piz Nair hieven lassen. Als Tourenfahrer eigentlich ein „No-Go“ für uns. Aber hier im Engadin rücken wir gerne von unseren Prinzipien ab. Zumindest teilweise. Denn kaum irgendwo sonst in den Alpen lassen sich Touren und Bahntransfers besser miteinander verbinden als im Oberengadin. Und mit diesen Touren sind keineswegs nur Abfahrten gemeint! Man kann selbst entscheiden, wie viele Höhenmeter man aus eigener Kraft bewältigen möchte. Die Bahn dient beispielsweise am Ende des Tages als Rücktransport zum Startort. Auf diese Weise lassen sich abwechslungsreiche Langstrecken komponieren. Denn in den Engadiner Bergen können Biker nicht nur Seilbahnen und Lifte nutzen, sondern vor allem auch Eisenbahn- und Postbuslinien.

Vom Piz Nair aus wollen wir hinüber zum Pass Suvretta queren, wo eine traumhafte Singletrail-Abfahrt ins Val Suvretta beginnt. Rund sechs Kilometer lang schlängelt sich dieser flowige Pfad durchs karge Hochtal zwischen Piz Bever und Piz Corviglia. Am Ende mündet man im abgelegenen Val Bever, einem unberührten Kleinod der Natur. Entlang des Beverin-Bachs führt schließlich ein Schotterweg wieder zurück in die Zivilisation.

Auf Singletrails über den Berninapass

Ein weiteres, wenn nicht sogar das beste Beispiel für die perfekte Symbiose aus Bike & Rail, ist die Tour mit der nüchternen Nummer 673. Die Route ist ausgeschildert zwischen Samedan und Poschiavo über den 2328 Meter hohen Berninapass. Auf dieser Strecke verkehrt auch die berühmte Berninabahn, die uns einen Teil der Höhenmeter abnehmen soll – aber erst gegen Ende der Fahrt. Wir starten jedoch nicht in Samedan, sondern an unserem Basislager, dem Campingplatz in Silvaplana. Denn das ist das Gute an den Touren im Engadin: Man braucht sich nicht festzulegen, fast alle Wege sind perfekt ausgeschildert, die meisten Touren sind beliebig kombinierbar. Vorbei am Bergsee Lej da Staz lassen wir uns nach Pontresina geleiten, wo wir auf die Route 673 treffen.

Die ungewohnte Höhenlage des Oberengadins lässt unsere Herzen schneller schlagen und die Lungen nach Luft schnappen. Doch spätestens am Fuß des Morteratsch-Gletschers haben wir unseren Rhythmus gefunden. An der folgenden ersten Steilstufe zur Diavolezzabahn hinauf haben die Locals direkt neben dem Bernina-Wasserfall ein paar tolle Trails in den Wald gebaut. Das wird ein Spaß auf der letzten Abfahrt! Auch zwischen Diavolezza und dem Lago Bianco treten wir über launige Pfade bergauf, die schon jetzt die Vorfreude auf das Finale schüren. An der nördlichen Staumauer des Lago Bianco haben wir die Passhöhe erreicht. Der drei Kilometer lange See erstreckt sich über das gesamte Plateau der Passhöhe und besitzt kurioserweise auch auf der Südseite eine Staumauer. Entgegen der Beschilderung passieren wir den See am Westufer, auf einem rauen Karrenweg, der am Ende sogar zum Felsenpfad mutiert. Immer wieder wandern unsere Blicke hinauf zu den Gletschern des Piz Cambrena, die zum Greifen nah herunterziehen. Noch. Denn auch ihr Eis schmilzt leider mit jedem Jahr schneller dahin.

Der Südrand des Bernina-Plateaus fällt ab ins Puschlav. Das Tal mündet an der schweizerisch-italienischen Grenze ins Valtellina und bildet zwischen dem Ort Tirano und der Passhöhe mit rund 2000 Höhenmetern einen der längsten Anstiege in den Alpen. Noch unglaublicher ist die Tatsache, dass auch die Berninabahn diesen Höhenunterschied überwindet – und das ganz ohne Hilfe von Zahnrädern!

Wir stehen an der südlichen Staumauer des Sees und bereiten uns auf die Abfahrt vor, die bis Poschiavo immerhin 1300 Tiefenmeter bereithält. Windjacke an, Helm fester zurren und vor allem: Bremsen checken! Doch zunächst geht es wellig und mit nur wenig Höhenverlust weiter bis zur Alp Grüm, wo sich ein herrliches Panorama zur vergletscherten Südflanke des Piz Palü öffnet. Dort beginnt, stets entlang der spektakulären Bahnstrecke, ein mindestens ebenso spektakulärer Trail, der uns erst an der Kirche von Poschiavo wieder ausspuckt. Die schönsten Sektionen schlängeln sich ab Cavaglia zu Tal, mit engen Kurven, kurzen Technik-Stufen und flowigen Waldpassagen. Ohne Übertreibung einer der schönsten Singletrails, die ich je gefahren bin!

Nach einer Cappuccino-Pause auf dem malerischen Dorfplatz rollen wir zum Bahnhof und nehmen den Bernina-Express, der uns zurück auf die Passhöhe bringt. Denn die Abfahrt auf der Nordseite wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen! Der Spaß beginnt unmittelbar an der Station Bernina Hospiz. Ein launiger Pfad schwingt sich am Ufer des Sees entlang zur nördlichen Staumauer. Und ab jetzt bekommen wir das Grinsen kaum mehr aus dem Gesicht, denn bis Morteratsch jagt ein Flowtrail den nächsten, wir fliegen nur so über die Bergwiesen und um die Kurven. Nur die wellige Traverse zurück nach Silvaplana zieht uns zum Schluss noch die letzten Kräfte aus den Beinen. Aber als wir uns am See abklatschen, wissen wir, warum Nummer 673 vielleicht die schönste Tour der Alpen ist.

Die besten Touren und Trails rund um Sankt Moritz

1. Bernina-Express (Nr. 673)

Ausgeschildert ist die Route 673 zwischen Samedan und Poschiavo. Der Track startet jedoch in Silvaplana und mündet in Pontresina in die offizielle Route. Es geht auf herrlichen Wanderwegen und Pfaden über den Berninapass hinunter nach Poschiavo. Achtung Variante: Ab der nördlichen Staumauer folgt der Track dem Westufer des Lago Bianco und mündet an der südlichen Staumauer wieder in die beschilderte Route 673. Rückfahrt ab Poschiavo: Mit der Berninabahn bis Station Bernina Hospiz (Passhöhe). Mit dem Bike auf der Route 673 bis Pontresina und weiter auf dem Track zurück bis Silvaplana (bzw. Samedan, wenn man dort gestartet ist).

Link zum Track
https://www.gps-tour.info/de/touren/detail.165945.html

2. Suvretta-Loop (Nr. 671)

Ausgeschildert ist die Route ab Celerina. Die Auffahrt mit dem Bike führt über die Alp Laret und Marguns zur Corviglia (Talstation Piz-Nair-Seilbahn). Von dort südlich vorbei am Piz Nair zum Pass Suvretta. Singletrail-Abfahrt durchs Val Suvretta ins Val Bever. Dann über Bever und Samedan zurück nach Celerina (34 km/1150 Hm). Variante ab St. Moritz: Auffahrt mit Bahnen über Corvigila zum Piz-Nair-Gipfel. Von dort über Schotterpisten zum Pass Suvretta, wo man in die beschilderte Route 671 mündet.

Link zum Track
https://www.gps-tour.info/de/touren/detail.81800.html

3. Padella Panorama Tour (Nr. 672)

Ausgeschildert ist die Route ab Celerina. Die Auffahrt mit dem Bike führt über Samedan, Alp Muntatsch und Marguns zur Corviglia (Variante: kürzere Strecke ab Celerina auf der Route 671 bis Corviglia). Oberhalb Corviglia links auf dem WM-Flowtrail nach Randolins und weiter zur Alp Suvretta. Nach kurzer Abfahrt zweigt die Route rechts auf einen Trail nach Silvaplana ab (Kürzere Variante: direkte Abfahrt geradeaus nach Champfer und über St. Moritz zurück nach Celerina). Die Originalroute (Track) führt über Silvaplana, Surlej, St. Moritz Bad und Lej da Staz am Gegenhang nach Celerina (40 km/1470 Hm). Variante ab St. Moritz: Auffahrt mit der Bahn bis Corvigila. Ab dort dem Track über den WM-Flowtrail folgen.

Link zum Track
https://www.gps-tour.info/de/touren/detail.134740.html

Weitere Touren-Tipps

Zahlreiche weitere Tourentipps und GPS-Tracks zum Downloaden findet ihr auf der Website www.mountains.ch.
Die beste Online-Karte, ebenfalls mit MTB Routen: www.veloland.ch

Das richtige Bike
Unser Bike-Tipp fürs Oberengadin: Ein All Mountain Fully ab 140 Millimeter Federweg. Oder besser noch ein leichtes Touren-Enduro mit bis zu 160 Millimeter Federweg. Zum Beispiel die neue CUBE StereoUBE Stereo 150 Serie mit leichtem Carbon Rahmen.

Kartentipps

  • Kompass Karte 99 (Oberengadin), 1:50.000, ISBN 978-3854913320

Übernachten


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