Das Cervelo Caledonia 5 Ultegra Di2 im Test

Das Cervelo Caledonia 5 Ultegra Di2 im Test

Komfort trifft Leistung

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Das Cervelo Caledonia 5 ist das Endurance Rennrad der kanadischen Rennrad Spezialisten. Gut für unebene Straßen, leichten Gravel-Einsatz und eine bequeme Sitzposition für lange Touren, das zeichnet ein Endurance Rennrad aus, doch muss das Fahrverhalten des Bikes deswegen in anderen Bereichen zurückstecken? Wir haben das Caledonia 5 getestet!

Auch wenn die Marke Cervelo aus dem Rennsport bekannt ist, produzieren die kanadier nicht nur Räder wie das superleichte R5, das in der Tour de France Bergstages abräumt oder das aerodynamische Sprinter-Rad von Wout van Aert, das S5. Cervelo baut auch hervorragende Offroad-Bikes a lá Aspero oder R5-CX oder eben Endurance Bikes wie das Caledonia.

Inhalt:

Auslegung des Bikes

Zwar liegt der Fokus bei Rädern von Cervelo definitiv auf dem bestmöglichen Fahrverhalten, allerdings endet die Performance eines Rennrads nicht bei der reinen Geschwindigkeit. Gerade wenn es um ein Endurance Rennrad geht, spielen andere Faktoren eine entscheidende Rolle. Ein breiter Einsatzbereich, gute Dämpfung von Unebenheiten und eine bequeme Sitzposition sind ebenso wichtig wie das Handling und eine gute Portion Steifigkeit an den richtigen Stellen. Das Caledonia 5 fällt genau in diese Kategorie.

Unser Testbike

In diesem Test konnten wir uns ein Bild zum Caledonia 5 mit der neuen 12 fach Ultegra Di2 (52/36 – 11-34 Zähne) und Reserve Carbon Laufradsatz machen. Das Rad sitzt als zweitgünstigste Variante zwischen der Force E-Tap und Rival E-Tap Ausstattung. Der Preis des getesteten Caledonia liegt bei 7299,-€ UVP.

Cervelo bietet das Caledonia in zwei Versionen an: Caledonia und Caledonia 5. Der Namenszusatz “5” betitelt bei Cervelo das hochwertige Frameset mit Features wie z.B. einer Vorbau-Lenker-Einheit, die alle Kabel dezent in den Rahmen führt. Außerdem besitzen die 5er Rahmensets eigene Sattelstützen, die sowohl aerodynamisch optimiert sind und trotzdem mehr Komfort bieten, als die standard Aluminium-Stützen.

Geometrie

Für ein Endurance Bike fällt die Geometrie des Caledonia 5 eher lang aus. Der Reach ist ein paar Millimeter länger und der Stack etwas tiefer als bei den meisten Konkurrenten. Dafür hat das Rad relativ kurze Kettenstreben und eine geringere Tretlagerabsenkung. Wie sich diese Daten auf das Fahrverhalten auswirken, folgt im nächsten Abschnitt.

Systemintegration

Ein Thema, das bei modernen Rennrädern definitiv Relevanz hat, sind die Integrationslösungen des Rahmensets. Genauer gesagt, wie die Integration von Schalt- und Bremsleitungen gelöst ist und auch die anderen Details gehandhabt werden. 

Wie oben bereits angesprochen, sind die Züge am Caledonia innenverlegt und werden dezent unter dem Lenker, in einer extra dafür vorgesehenen Mulde geführt und anschließend durch den Vorbau und laufen dann entlang am Gabelschaft in den Rahmen bzw. die Gabel. „Entlang am Gabelschaft” hört sich im ersten Moment etwas falsch an, allerdings ist der Gabelschaft am Caledonia nicht rund, wie an den meisten anderen Fahrrädern, sondern hat ein D-Profil, das Platz für die Züge schafft. Die Spacer am Caledonia sind teilbar und die Vorbauklemmung ist auch das standardisierte 31,6mm Maß. Durch dieses Design lässt sich das Cockpit einfach und unkompliziert anpassen, ohne dass Leitungen oder Züge getrennt werden müssen. Einziger Nachteil: Möchte man eine andere Vorbaulänge oder Lenkerbreite fahren, müssen wieder original Cervelo Teile verbaut werden.

Weiter Detaillösungen sind eine im Oberrohr versenkte Sattelstützenklemmung, die zwingend Carbonpaste für eine sichere Klemmung der Stütze benötigt und schicke, versteckt Integrierte Aufnahmen für Schutzbleche. 

Das Fahrverhalten

Um die einzelnen Aspekte im Fahrverhalten besser beschreiben zu können, unterteilen wir diesen Abschnitt in zwei Teile. Fahrkomfort und Steifigkeit sowie Kurvenfahrten und Handling sind die Punkte, die für uns bei einem Test eines Rennrads am entscheidendsten sind. 

Fahrkomfort und Steifigkeit

Ein Grund für die Wahl eines Endurance Bikes über einem Performance Rennrad ist definitiv der Komfort des Rads. Lange Touren und Strecken über schlechten Untergrund sind deutlich angenehmer, wenn das Rad etwas mehr Flex im Rahmenset bietet und zusätzlich noch Platz für Reifen mit einem etwas größeren Volumen bietet. Das Caledonia kommt standardmäßig mit 28mm breiten Vittoria Reifen. Für heutige Verhältnisse ist das kein besonders breiter Reifen, allerdings sorgen die größere Maulweite der Reserve Felgen und das tolle Rahmenset für spürbare Dämpfung beim Fahren über kleine Schlaglöcher und Unebenheiten in der Straße. Das fällt sofort nach den ersten Metern auf. 

Erstaunlich ist jedoch, dass das Caledonia trotzdem noch spritzig reagiert, wenn man wirklich Druck auf das Pedal bringt. Die Steifigkeit ist optimal verteilt, sodass am Sattel und Cockpit nur deutlich gefilterte Vibrationen ankommen und der Vortrieb des Bikes, zu einem großen Teil auch den hochwertigen Laufrädern geschuldet, nicht verloren geht.

Die Sitzposition auf dem Cervelo ist entspannt. Für ein Endurance Rennrad auf jeden Fall noch auf der sportlicheren Seite, wer allerdings von einem Performance Rennrad auf das Caledonia umsteigt, dem fällt sofort die höhere Front auf, allerdings sorgt das etwas längere Oberrohr trotzdem noch für eine relativ sportive Sitzposition. 

An unserem Testbike kam die neue Ultegra 12 Fach Di2 Gruppe zum Einsatz. Auf die hervorragende Funktion der Gruppe gehen wir später noch genauer ein, allerdings möchten wir in diesem Abschnitt noch die hervorragende Ergonomie der Brems- Schaltgriffe hervorheben. Montiert man die Hebel leicht nach innen gedreht, vielleicht nicht ganz so extrem wie der Profi-Fahrer Evenepoel, liegen sie perfekt in der Hand.

Kurvenfahrten und Handling

Hier würden wir unseren einzigen Kritikpunkt am Caledonia sehen. Die hohe Front und der eher flache Lenkwinkel sorgen bei Kurvenfahrten für ein etwas langsameres Handling. Das muss nicht unbedingt ein Negativ-Punkt sein, denn das etwas gemächlichere Einlenken vermittelt auch eine Menge Sicherheit. Wer allerdings nach einem Messerscharfen Lenkverhalten für superschnelle Kurvenwechsel sucht, ist beim Caledonia nicht ganz an der richtigen Adresse. 

Das Positive an dieser Eigenschaft des Cervelo ist jedoch die Sicherheit, die es dadurch auf löchrigem Asphalt oder leichten Gravel Passagen vermittelt. Da lässt es sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen und läuft stabil!

Die Ausstattung

7299 Euro sind nicht unbedingt ein Schnäppchen, allerdings bekommt man dafür Komponenten und Detaillösungen, die sich mit anderen Rädern auf Top-Niveau messen können. Die neue Ultegra Di2 bietet Funktionell die gleiche Performance und Ergonomie wie die Top Gruppe Dura Ace, nur mit einem kleinen Gewichtsnachteil. Die Schaltvorgänge passieren super schnell und können unter sehr großer Last vorgenommen werden. Das zwölfte Ritzel ermöglicht einen leichtesten Gang, der auf dem Niveau einer Kompakt-Kurbel mit 28er Ritzel ist, allerdings gibt es on Top noch die Endgeschwindigkeit der 52-11er Kombination und das alles ohne grobe Gangsprünge.

Neben der Hyperglide 2 Technologie, 12 Ritzeln, Kabellosen STI´s kann die Di2 Gruppe komplett individuell konfiguriert werden. Falls du mehr zu diesem Thema wissen möchtest, findest du hier mehr dazu:

Auch an den Bremsen hat Shimano für die 12 fach Gruppen gefeilt. Dosierbarkeit und Power sind erstklassig. Wenn man ausprobieren möchte, wie viel Verzögerung da wirklich bereit steht und eine ordentlich Vollbremsung macht, stößt man zuerst an das Limit der Reifen, bevor den Bremsen die Leistung ausgeht. Gleichzeitig sind die Bremsen aber nicht zu bissig und lassen sich auch von unerfahrenen Scheibenbremsern gut dosieren.

Mit 40 und 44 Millimetern Höhe und knapp 25 Millimetern Innenmaulweite sind die Reserve Laufräder ein moderner Laufradsatz, der unserer Meinung nach perfekt ins Caledonia passt. Steif, aber dank dem großen Volumen der Reifen durch die große Maulweite noch ordentlich Komfort. Was wünscht man sich mehr von einem Laufradsatz? Vielleicht die DT 240er Naben statt den verbauten 350er, allerdings handelt es sich effektiv um 72 Gramm Gewichtsersparnis und ein etwas verfeinertes Freilaufsystem, denn abgesehen davon, sind die Naben baugleich.

Sättel sind ja bekanntermaßen eine individuelle Angelegenheit. Der verbaute Prologo Sattel hat allerdings allen Testern gut gepasst und muss nicht direkt gegen den Lieblingssattel getauscht werden.

Fazit: 

Mit 7299 Euro fällt das Caledonia 5 mit Ultegra Di2 zwar nicht unbedingt in die Kategorie “Gut und Günstig”, allerdings haben die Kanadier mit diesem Bike ein sehr stimmiges Gesamtpaket geschnürt. Tatsächlich haben wir an diesem Rad nichts konkret auszusetzen.  Als einzige Eigenschaft, die der Fahrer berücksichtigen sollte, würden wir das etwas langsamere Handling angeben. Die Fahreigenschaften des Cervelo passen perfekt zur vorgesehenen Kategorie, auch wenn sie eher auf der sportlichen Seite sind. Wir sehen das größte Potential des Bikes auf langen Touren, Ausfahrten über schlechte Straßen, vielleicht mit kleinen Abstechern auf Gravel Abschnitte. Die bequeme Sitzposition und der hohe Komfort des Rahmens, vereint mit der Effizienz, schaffen ein tolles Rad für genau diesen Einsatz!