Trailcheck: Brenner Grenzkamm

Trailcheck: Brenner Grenzkamm

Spannende Trails am Brennerpass

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Fast jeder Mountainbiker kennt den Brennerpass. Aber nicht wegen seiner spannenden Trails, sondern wegen der Autobahnstaus nach Italien. Das dürfte sich nach diesem Bericht ändern.

Langsam vermischt sich das permanente Rauschen der Autobahn mit dem Wind, der durch die Tannen streicht. Und mit jedem Pedaltritt wird das Brummen der Motoren leiser. Bald ist die berüchtigte Autostrada del Brennero nur noch ein helles, spaghettischmales Band, das sich durchs Wipptal zieht. Wir sind im Aufstieg zum Brenner Grenzkamm, der die Länder Österreich und Italien trennt. Die Bergkette zwischen dem Obernbergtal im Norden und dem Pflerschtal im Süden ist überzogen von einem Netz an alten Militärstraßen und – was wir bislang nicht ahnten – einigen Singletrails der Superlative.

Unten rauscht die Brennerautobahn; oben rauschen die Tannen

Mit einer Tour über die Brenner Grenzkammstraße geht für uns heute ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Wahrscheinlich sind wir nicht die einzigen Biker, die auf ihrer Fahrt zum Gardasee oder anderen Zielen im Süden stets an diesem außergewöhnlichen Tourenrevier vorbeidüsen. Zugegeben, besonders einladend ist die Brenner Passhöhe nicht gerade. Auf engstem Raum drängen sich Autobahn, Bundesstraße, Bahnhof und ein mehr oder weniger trostloses Dorf mit Restaurants und einem modernen Outlet-Einkaufscenter, das wie ein Fremdkörper wirkt. Aber auch wenn man nicht zu den Schnäppchenjägern zählt, lohnt es sich durchaus, mal einen Blick in das so genannte Einkaufsparadies zu werfen. Denn in den Gängen sind zahlreiche Bilder und Dokumentationen aus der Geschichte des Passo del Brennero ausgestellt.

In Serpentinen schlängelt sich die alte Militärstraße den Hang entlang

Die ersten Spuren eines der schicksalsträchtigsten Kapitel des Brenner haben wir einige Serpentinen tiefer auf dem Anstieg bereits kennengelernt. Kurz nach der Abzweigung von der Staatsstraße haben sich die Militärs im Zweiten Weltkrieg durch den Fels nach oben gebohrt. Im Schritttempo tasteten wir uns durchs Dunkel der Tunnels. In den 1930er Jahren wurden etliche Kilometer an Trassen in die steilen Bergflanken von Kreuzjoch und Lorenzenberg gesprengt. Angesichts eines drohenden Krieges wollte man schnell vor Ort sein, um die Grenze zu sichern. Zwischen Sattelberg und Portjoch reihen sich deshalb Bunker und Geschützstellungen wie auf einer Perlenkette aneinander. Doch Kämpfe fanden zum Glück am Brenner nicht statt. Alle Arbeit umsonst? Mitnichten. Denn heute finden Biker am Grenzkamm ein wahres Tourenparadies.

Unser Tourentipp

Insgesamt drei verschiedene Anstiege führen hoch zum Grenzkamm: Der erste direkt von der Passhöhe aus, vorbei an der Sattelalm direkt zum Sattelberg. Hier herrscht allerdings auf dem Abschnitt zwischen Sattelalm und Sattelberg ein Fahrverbot für Biker. Die Umfahrung auf der österreichischen Seite der Grenze ist sehr steil und mit etlichen Schiebemetern gespickt. Die mittlere, für Biker empfehlenswerte Auffahrt, startet in Brennerbad, etwa 3 Kilometer südlich der Passhöhe. Die Steigung ist meist sehr angenehm, teilweise rollt man sogar perfekt auf altem Asphaltbelag.

Zur Auswahl: frisches Bergwasser oder gekühlte Getränke aus dem Brunnen

Unterhalb des Kreuzjoch passiert man eine kleine Alm, wo es gekühlte Getränke zu kaufen gibt. Wenn die Alm geschlossen ist, stehen die Getränkekisten im Brunnen, der Kaufpreis ist in eine Kasse zu entrichten (2 Euro!). Hat man die Kammstraße erreicht, rollt man locker unter Genuss des herrlichen Panoramas weiter in Richtung Süden. Unser Ziel ist das Sandjöchl, das man auch direkt von Gossensaß aus auf der dritten Variante erreichen kann.

Unsere Info: Vom Sandjöchl aus soll ein traumhafter Singletrail zurück ins Tal führen. An der kleinen Alm treffen wir einen Local, der unseren Plan bestätigt. Besser noch: Er gibt uns den Tipp, die letzten 100 Höhenmeter zum Gipfel des Hohen Lorenzenbergs zu schieben, wo ein weiterer Trail auf dem Grat hinüber zum Sandjöchl führt. Das lohnt sich definitiv, auch wenn die ersten Abfahrtsmeter nur für Experten fahrbar sind. Alleine die Aussicht vom 2313 Meter hohen Lorenzenberg ist fantastisch!

Schieben angesagt: die letzten Höhenmeter zum Gipfel des Hohen Lorenzenbergs

Am Gipfelkreuz lässt sich das wunderbare Alpenpanorama genießen

Weitere Variante: Vom Sandjöchl aus führt ein immer schmaler werdender Militärpfad weiter am Grenzkamm entlang bis zum zum Portjoch. Diesen Übergang kann man auch vom österreichischen Obernbergtal aus erreichen, verbunden allerdings mit einer Trage-/Schiebepassage von 200 Höhenmetern. Sinnvoll ist also ein Abstecher zum Portjoch auf demselben Hin- und Rückweg.

Ein süchtig machender Singletrail

Downhill die herrliche Aussicht genießen

Streckendaten

34 km/1380 Hm

Start: Gossensaß Mitte, Parkmöglichkeiten in der Ortsmitte und am Bahnhof

Link zum Track


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