MTB Pedale im Vergleich: Flat vs. Klick

MTB Pedale im Vergleich: Flat vs. Klick

Offene Beziehung oder feste Bindung?

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Die Pedale sind neben Lenker und Sattel die einzigen Kontaktpunkte zwischen Fahrer-/in und Bike. Und sie müssen mit der Kraftübertragung eine sehr wichtige Aufgabe erfüllen. Ob man Plattform- oder Klickpedalen den Vorzug gibt, hängt von Einsatzbereich und Geschmack ab. Wir erklären die Vor- und Nachteile der Systeme.

„In die Pedale treten“ – Ein Begriff, der fast schon symbolisch fürs Radfahren steht. Damit wird auch klar, welch entscheidende Rolle dieses unscheinbare Bauteil spielt. Denn: Ohne Pedale kein Vortrieb! Schließlich übertragen sie zusammen mit Kurbel und Kette die Muskelkraft der Beine an den Antrieb des Hinterrades. Die Mechanik eines Pedals ist im Grunde eine einfach Sache: Eine Standfläche für den Fuß, drehbar gelagert auf einer Achse. Nicht mehr und nicht weniger. Jeder kennt die typischen Standard-Pedale an einem Stadt- oder Trekkingbike, ähnlich einem Käfig mit geriffelten Kanten, die der Schuhsohle mehr Grip geben. Aus diesem Basistyp heraus haben sich auch die modernen MTB-Plattformpedale entwickelt, meist genannt „Flatpedals“. Sie kommen allerdings mit vielen Extra-Features, die einem das Leben als Mountainbiker deutlich leichter machen.

Der zweite Pedaltyp, der dir sicher schon einmal begegnet ist, sind die so genannten Klickpedale. Deren Grundprinzip wurde in den 80er Jahren im Rennradsport entwickelt, als man nach einer Lösung suchte, um die unbequemen Riemen zu verbannen, die bis dato den Fuß ans Pedal fesselten – im wahrsten Sinne des Wortes. MTB Klickpedale, auch genannt „Klickies“, besitzen einen Klemm-Mechanismus auf beiden Standflächen, in den ein in der Schuhsohle verschraubtes Gegenstück – das so genannte Cleat – einrastet. Das funktioniert so: Beim geraden Nach-unten-drücken „klickt“ der Schuh ins Pedal. Und beim horizontalen Seitwärts-schwenken der Ferse löst sich die Verbindung wieder.

Davor muss man keine Angst haben! Ganz im Gegenteil. Mit etwas Übung klappt das Ein- und Ausklicken ganz intuitiv, so dass man nach einer Weile gar nicht mehr darüber nachdenkt. Und im Fall eines Sturzes löst ein Klickpedal in aller Regel ganz automatisch aus, weil sich der Fuß dabei immer irgendwie verdreht.

Welchen Pedaltyp man bevorzugt, ist mehr als eine Glaubensfrage. Der Einsatzbereich ist aber sicher das Hauptkriterium.

Plattformpedale – Offene Beziehung

Mit dem vermehrten Aufkommen von Bikeparks und dem Popularitätsschub einiger Free- und Pro-Rider, erlebt dieser Pedaltyp seit einigen Jahren eine echte Renaissance. Heute sieht man Flats nicht nur an speziellen Parkbikes sondern auch an vielen Tourenbikes und Allroundern. Egal ob mit oder ohne E-Antrieb. Der Kern-Einsatzbereich ist jedoch klar: Weil sich der Fahrer/die Fahrerin einfach und schnell vom Pedal lösen kann, eignen sich Flats hervorragend für Tricks und fahrtechnische Herausforderungen. Kurz, man traut sich einfach mehr im Gelände.

Trotzdem hat der Schuh eine gewisse Bindung zum Pedal, und die ist – die richtige Technik vorausgesetzt – inniger als man denken mag. Das liegt an den so genannten Pins, die in Reihen auf den beiden Trittflächen stehen. Dabei handelt es sich um ziemlich scharfkantige, einige Millimeter hohe Stifte, die sich in die Schuhsohle krallen. Profis können ihre Beine derart zwischen den beiden Pedalen verkeilen, dass selbst bei Sprüngen das Bike förmlich an den Füßen zu haften scheint.

Genau das bringt aber auch Nachteile mit sich: Wegen der Pins ist beim Treten eine Korrektur der Standposition sehr hakelig. Zum Beispiel das Drehen des Schuhs. Generell ist das Problem von Flats, dass man nicht immer exakt den optimalen Druckpunkt an der Fußsohle trifft. Im Park und auf rollenden Trails spielt das keine allzu große Rolle, sehr wohl aber bei längeren Touren und Anstiegen. Denn für die beste Kraftübertragung sollte die Pedalachse ziemlich genau unter dem Fußballen stehen. Folglich kann es also passieren, dass man nicht 100-prozentig effizient pedaliert. Auch, weil der so genannte „runde Tritt“ (siehe Klickpedale) mit Flats kaum zu praktizieren ist.

Flatpedals Plus/Minus

+ Hohe Sicherheit, schneller Abstieg jederzeit möglich
+ Animieren zum Ausprobieren von Fahrtechnik-Tricks
+ Relativ preiswert
+ Leicht

– Kraftübertragung bei Touren nicht 100% optimal
– Verletzungsgefahr durch die Pins (Schienbeinschoner empfehlenswert)


Klickpedale – Feste Bindung

Moderne Klickpedale berücksichtigen die aktuellsten Erkenntnisse der menschlichen Anatomie. Klar, grundsätzlich ist der Schuh nach dem Einklicken in einer bestimmten Position auf dem Pedal fixiert. Dennoch bietet der Mechanismus eine gewisse Flexibilität. Nicht nach vorne und hinten, dafür aber in Form einer Rotationsfreiheit. Das heißt, die Ferse lässt sich etwas nach innen und außen schwenken, bevor ein spürbarer Anschlag das Auslösen ankündigt. Das ist gesünder für die Knie, als eine komplette Fixierung des Schuhs. Und es entspricht eher der Fahrweise beim Mountainbiken, wo man sich generell mehr bewegt und öfter aus dem Sattel geht. Je nach Hersteller wird diese Freiheit durch Cleats mit verschiedenen Winkeln definiert.

Ebenfalls einstellbar ist die generelle Auslösehärte der Klickies. Vorteil in jedem Fall: Der Fuß steht nach dem einmaligen Einrichten der Cleatposition immer automatisch in der optimalen Position auf dem Pedal. Eine effiziente Kraftübertragung ist damit garantiert. Gefördert wird auch der so genannte „runde Tritt“, bei dem eine Kraftübertragung über die gesamte Rotationsbewegung der Kurbel stattfindet.

Der Gebrauch von Klickies erfordert durchaus am Anfang eine gewisse Übungsphase, bis das Ein- und Aussteigen intuitiv abläuft. Im Bestfall trifft der Fuß den Mechanismus in Sekundenbruchteilen, was vor allem beim Anfahren in schwierigem Gelände oder an einer Steigung wichtig ist. Problematisch ist das vor allem bei kleinen und leichten Klickies, die im Grunde nur aus dem Mechanismus selbst bestehen. Eine Lösung können Hybrid-Pedale sein, also Klickpedale mit einer Art Plattform rund um den Mechanismus. Hier findet man zumindest auf die Schnelle einen Stand. Der Halt des Schuhs ist jedoch logischerweise nicht so gut wie bei reinen Flats. Also Vorsicht bei Tricks wegen Abrutschgefahr!

Klickpedale Plus/Minus

+ Definierter Druckpunkt und stets optimale Kraftübertragung
+ Runder Tritt wird gefördert
+ Kleine, kompakte Bauweise
+ Sichere Verbindung auf ruppigen Pisten

– Einige Übung erforderlich bis Ein- und Ausstieg intuitiv ablaufen
– Höhere Hemmschwelle bei Tricks
– Relativ hohes Gewicht bei Hybrid-Klickies
– Verminderte Gehfähigkeit/Traktion der Schuhe wegen der Cleats
– Cleats zwischen verschiedenen Fabrikaten i. d. R. nicht kompatibel


Fazit

Sportliche Fahrer schwören auf Klickpedale, und ein Freerider geht nicht ohne seine Flatpedals auf den Parcours. Das mag grundsätzlich so stimmen, aber die Schnittmenge zwischen den Fahrertypen wird immer größer. Auch dank der sich stetig verbessernden Technik. So kann heute manch ein Tourenfahrer mit Plattformpedalen glücklich werden. Oder ein Salto-Mortale-Bikefreak mit Hybrid-Klickies. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile, das muss letztlich jeder für sich abwägen. Oder einfach mal ausprobieren.

Übrigens: Im Lauf ihres Lebens müssen Pedale so einiges aushalten: Hohe Druckbelastungen, Schläge durch äußere Einwirkungen sowie Nässe und Schmutz. Bei der Wahl des richtigen Modells ist also neben des Typs/Systems auch die Robustheit ein wichtiges Kriterium! Und wenn du Hobbyschrauber bist und deine Pedale selbst montieren oder wechseln willst, empfehlen wir dir unseren Magazin-Beitrag „Workshop Pedale montieren“. Denn es gibt dabei durchaus ein paar Dinge auf die du achten solltest, um nichts kaputt zu machen.