Der richtige Sattel für dein Bike: So findest du ihn!

Der richtige Sattel für dein Bike: So findest du ihn!

Der Sitz passend zu deiner Anatomie

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Der Sattel ist die wichtigste Kontaktstelle zwischen Fahrer(in) und Bike. Denn Sitzbeschwerden können einem den Spaß am Radfahren gehörig verderben. Wir erklären worauf du achten musst, um Taubheitsgefühle und Schmerzen zu vermeiden. Und wie du den optimalen Sattel für dein Gesäß findest.

Vergleicht man alleine die Größe des Sattels mit Körpergröße und Masse des Fahrers wird sofort klar, warum es an dieser Stelle Probleme geben kann: Ein verhältnismäßig großes Gewicht lastet auf einer winzigen Fläche. Und das oft über mehrere Stunden und inklusive Erschütterungen und Vibrationen. Zum Beispiel auf schlechten Straßen, aber vor allem beim Gravel- und Mountainbiken. Dass der Sattel in seiner Grundform so filigran aussehen muss, ist aber ebenso logisch: Denn er muss neben seiner Aufgabe als Sitz eine maximale Bewegungsfreiheit fürs Pedalieren gewähren. Und er soll nicht im Weg sein wenn sich der Fahrer erhebt, sei es bergauf im Wiegetritt oder zur Sicherung der Balance im Gelände.

Nicht vorschnell neu kaufen!

Wenn du von deiner ersten Tour nach Hause kommst und das Gesäß schmerzt, dann renne trotzdem nicht sofort panisch los, um nach einem anderen Sattel zu suchen. Denn eins ist klar: Gewisse Druckstellen wird jeder Fahrer am Anfang seines Radsportkarriere zu spüren bekommen. Selbst Profis kämpfen hin und wieder mit Sitzproblemen. Aber keine Sorge, diese Schmerzen sollten nach den folgenden drei, vier Ausfahren verschwunden sein. Tipp: Anfangs lieber mehrmals die Woche kürzere Touren unternehmen, als selten und lange im Sattel sitzen. Das schult die Sitz-Ausdauer.

Zuerst die Sattelposition checken

Bevor du überhaupt losfährst solltest du die Sitzhöhe korrekt eingestellt haben. Das erledigen entweder unsere geschulten Mitarbeiter, wenn du dein neues Bike in der Filiale abholst. Oder du liest dir unseren ausführlichen Magazinbeitrag dazu durch. So bestimmst du deine Sitzhöhe

Besonders wichtig in Bezug auf Druckstellen ist jedoch die korrekte Sattelneigung. Wobei das Wort „Neigung“ eigentlich falsch ist, denn im Idealfall sollte der Sattel gerade und parallel zum Boden stehen. Die Stellung lässt sich mit Hilfe einer Wasserwaage und den beiden Klemmschrauben am Kopf der Stütze sehr fein justieren. Hier können bereits wenige Millimeter eine große Wirkung haben! Tipp: Niemals die Sattelnase höher als den hinteren Rand stellen! In manchen Fällen kann kann allenfalls eine leichte Neigung nach vorne für deinen Beckenknochen vorteilhafter sein. Ausprobieren! Verlasse dich stets auf dein Sitzgefühl und lass dich im Zweifel von unserem Personal beraten.

Wenn alles nichts hilft – Ein anderer Sattel kann die Lösung sein

Wenn du also nicht umhin kommst, eine Alternative zu deinem bisherigen Sattel zu suchen, dann empfehlen wir dir, mit Methode vorzugehen. Denn das Trial-and-Error-Prinzip kann sich in die Länge ziehen. Kaum ein Shop hat zahlreiche (gebrauchte) Sättel zum Ausprobieren verfügbar. Und eine Fünf-Minuten-Runde um den Häuserblock bringt auch keine großen Erkenntnisse. Du hast heute allerdings den Vorteil, dass die Forschungen in der Anatomie intensiv betrieben werden – was die Suche nach dem richtigen Sattel sehr erleichtert. So weiß man, dass der Abstand der Sitzknochen das wichtigste Maß ist, um einen passenden Sattel zu finden. Diese Angabe findest du zur Orientierung auf zahlreichen Modellen vermerkt. So funktioniert die Messung:

  • Du benötigst ein Stück Wellpappe, ca. 20 Zentimeter im Quadrat
  • Lege die Pappe auf einen Stuhl mit harter Oberfläche und setze dich in möglichst dünner Bekleidung darauf (Unterhose)
  • Nach dem Aufstehen haben deine Sitzknochen zwei Dellen in der Pappe hinterlassen
  • Bestimme deren Mittelpunkte und messe die Distanz = Sitzknochenabstand (Mindestbreite deines neuen Sattels)
  • Addiere je nach Sitzposition folgende Werte hinzu: Sportlich-gestreckt (+ 1 cm), sportlich (+ 2 cm), moderat (+ 3 cm), aufrecht-komfortabel (+ 4 cm)

Mit diesem Maß in der Tasche kannst du nun die Suche verfeinern. Im Shop findest du die Modelle nach verschiedenen Kriterien sortiert, hauptsächlich nach Radtyp und Geschlecht des Fahrers.

Der richtige Sattel fürs Touren- und Trekkingbike

In der Gruppe mit dem breitesten Einsatzbereich liegen die Sättel in Punkto Polsterung eher auf der komfortablen Seite. Denn man ist mit diesen Rädern nicht nur auf glattem Asphalt unterwegs. Der Untergrund abseits der Straße variiert von festem Naturbelag über feinen Kies bis hin zu geschotterten Wirtschaftswegen. Je schmaler, desto sportlicher fährt bzw. sitzt sich der Sattel. Die Bandbreite der Modelle reicht vom bequemen Citybike-Sattel bis hin zu einem sportlich-komfortablen Schnitt fürs Touren- oder Reiserad. Auch fürs Gravelbike kann ein Sattel aus dieser Kategorie der richtige sein.

Viele Hersteller geben heute bei jedem ihrer Sättel den Einsatzbereich, sowie die Passform an. Letztere bezieht sich wiederum direkt auf den vorab gemessenen Abstand deiner Sitzknochen. Das abgebildete Modell gibt es beispielsweise in den Größen Regular (Sitzknochenabstand bis 13 cm) und Large (Abstand über 13 cm). Außerdem eignet er sich für beide Geschlechter gleichermaßen. Mehr zum Thema Herren-/Damensattel findest du weiter unten.

Mit dem Begriff „bequem“ muss man allerdings vorsichtig sein. Denn ein offensichtlich breiter, weicher und manchmal sogar gefederter Sattel ist nur geeignet, wenn man damit eher auf Kurzstrecken unterwegs ist. Zum Beispiel auf dem Citybike. Grund: Wenn die Sitzknochen zu weit einsinken, verlagert sich der Druck nach vorne in den Bereich des Schambeins. Dies kann ebenfalls schmerzhaft sein und vor allem auf Dauer Durchblutungsprobleme verursachen. Frauen sind hier besonders betroffen. Deshalb werden vielfach Sättel entwickelt, die in der Mitte und zur Nase hin eine Art Rille oder Vertiefung besitzen. Andere Konzepte arbeiten mit mehreren „Sitz-Stufen“, die von der Seite betrachtet wie eine Treppe wirken. All diese Maßnahmen sollen den Druck vom Schambeinbereich nehmen.

Der richtige Sattel fürs Mountainbike

Beim Mountainbiken im unwegsamen Gelände kommt es vorrangig auf eine gute Dämpfung an. Diese Aufgabe muss nicht nur die Polsterung übernehmen! Denn gerade in diesem Punkt sollte ein Sattel generell nicht zu weich sein. Dämpfend wirkt auch eine flexible Schale oder das entsprechend konstruierte Gestell. Zum zweiten sollte ein MTB-Sattel relativ lang sein. Denn wenn man aus dem Sattel geht – beispielsweise auf kniffligen Downhilltrails – dient die Sattelnase zwischen den Oberschenkeln quasi als Führung des Bikes. Oft findet man/frau auf diesen Sätteln auch eine Rille in der Mitte, die den Druck vom Dammbereich nehmen soll. Die moderate Polsterung unterstützt darüber hinaus eine rückenschonende Sitzposition.

Der richtige Sattel fürs Rennrad

Rennrad-Sättel besitzen eine sehr schmale Form und oft eine Aussparung im Schambeinbereich – unabhängig davon, ob es sich um einen Gel- oder Carbonsattel handelt. Dank der Form bleiben die Beine eng am Rahmen, was für eine effiziente Kraftübertragung sorgt und die Knie schont. Die insgesamt eher harte Abstimmung der Polsterung ist aber nur auf den erstem Blick unbequem. Denn gerade auf langen Strecken spielen sportliche Sättel ihre Stärken aus – sobald man sein Gesäß daran gewöhnt hat. Zu guter Letzt spielt beim Rennradsattel das Gewicht eine Rolle. Deshalb findet man vor allem in dieser Kategorie Sättel mit Carbongestellen oder Carbonschalen.

Brauchen Männer und Frauen unterschiedliche Sättel?

Keine Frage, Männer und Frauen unterscheiden sich in ihrer Anatomie. Im Sitzbereich vor allem dadurch, dass Frauen ein breiteres Becken haben (tendenziell größerer Abstand der Sitzknochen). Außerdem liegen die druckempfindlichen Stellen im Schambereich weiter vorne. Deshalb entwickeln manche Hersteller entsprechend daraufhin angepasste Sättel. Der Unterschied wird im Bild deutlich: Links das kürzere Lady-Modell mit breiterer Sitzfläche, rechts das schlankere Herrenmodell. Aktuelle Forschungen und langfristige Tests zeigen allerdings, dass geschlechts-spezifische Sättel nicht zwingend nötig sind. Es kann eine Lösung sein, muss es aber nicht. Dies gilt im Übrigen ja auch für frauenspezifische Bike-Modelle. In diesem Fall hilft nur ausprobieren!

Unser Fazit:

Moderne Neu-Fahrräder kommen in der Regel ab Werk mit sehr guten Sätteln in die Shops. Und viele Radler kommen vor allem auf Kurzstrecken mit fast jeder Sattelform zurecht. Wer jedoch den Radsport intensiver betreibt, egal ob auf der Straße oder im Gelände, wird früher oder später nach seinem ganz persönlichen Lieblingssattel suchen. Und das ist Dank der heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Anatomie einfacher denn je.