SRAM AXS Transmission T-Type Deep-Dive

SRAM AXS Transmission T-Type Deep-Dive

Die Zukunft der Kettenschaltung!

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Mit den Transmission Gruppen hat SRAM die Kettenschaltungen an modernen Mountainbikes ein kleines bisschen revolutioniert. Größter Fortschritt der neuen T-Type Schaltgruppen, wie die Transmission Gruppen auch bezeichnet werden, liegt aber nicht ausschließlich in der verbesserten Schaltperformance, sondern in anderen Bereichen. 

Inhalt:

Die Basics:

Die AXS Transmission Gruppen sind kabellose 12 Fach Schaltgruppen mit einer Kassetten-Übersetzung von 10 – 52 Zähnen. Die Abstufung wurde allerdings für die Transmission-Gruppen überarbeitet, sodass die Gangsprünge, im Vergleich zu den alten Eagle-Kassetten, im oberen Bereich der Kassette etwas kleiner ausfallen.

Statt den 28 – 32 – 36 – 42 – 52 Zähnen der alten Kassetten, werden jetzt 28 – 34 – 38 – 44 – 52 Ritzel für die leichteren Gänge verwendet. 

Vier Varianten der Transmission Gruppen stehen insgesamt zur Auswahl, die sich hauptsächlich durch ihre Bauart, die verwendeten Materialien und folglich im Gewicht unterscheiden. Die hochwertigeren X01 und XX1 Gruppen werden zu großen Anteilen aus CNC gefrästen Einzelteilen zusammengesetzt. Auch Carbon wird an der Top-Gruppe verwendet, sodass das Gewicht noch weiter nach unten gedrückt wird. Die elektronischen Bauteile sind jedoch bei allen vier Gruppen identisch.

Den Einstieg in die T-Type Schaltgruppen bildet aktuell die GX Gruppe mit einem UVP von 1300€ und einem Gesamtgewicht von 1950 Gramm. Die nächst höhere Stufe stellt die X01 Gruppe mit einem Gewicht von 1810 Gramm und 1900€ dar. Die Top-Gruppe XX1 mit 1633g für 2450€ wird nur noch von der Leichtbau-Version, der  XX1 SL Gruppe übertroffen, die mit 1490 Gramm und einem UVP von 2650€ die leichteste, aber auch teuerste Gruppe ist. Die Gewichte wurden anhand der einzelnen Komponenten berechnet und schießen die Pod-Controller mit 46 Gramm und 51 Gramm (Ultimate) aus. Die Preise sind die UVP des Herstellers. Der “Straßenpreis” der Gruppen schwankt allerdings stark. Gruppen mit Powermeter haben abweichende Gewichte und Preise.

Die Rahmenaufnahme

Sehr selten spricht man bei einem Bericht über eine Schaltgruppe über die Aufnahme am Rahmen, denn eigentlich wird das Schaltwerk einfach an das Schaltauge geschraubt und die Befestigung des Schaltauges ist ja immer individuell, abhängig vom Rahmenhersteller. Bei den Transmission-Antrieben ist das allerdings eine andere Sache, denn hier wird das Schaltwerk direkt an den Rahmen geschraubt.

Eine kurze Hintergrundgeschichte: Die direkte Aufnahme am Rahmen ist das Ergebnis eines Plans, der Gerüchten zufolge hinter verschlossenen Türen bei SRAM unter dem passenden Projektnamen “Troja” lief.

Damit die neuen Transmission Schaltwerke mit direkter Aufnahme an alle Rahmen der Bike-Hersteller passen, muss das Interface zwischen Schaltwerk und Rahmen entsprechend vereinheitlicht sein und zu den Spezifikationen des Schaltwerks passen.

Gut dreieinhalb Jahre bevor die Transmission Gruppen vorgestellt wurden, hat SRAM daher,  augenscheinlich ganz selbstlos, ein patentfreies universelles Schaltauge entwickelt, das von vielen Herstellern als neuer Standard anerkannt wurde.

Das Argument damals war, das Bike Shops und Kunden nicht für jedes individuelle Bike ein individuelles Schaltauge benötigen, sondern auf das SRAM UDH (Universal-Derailleur-Hanger) Schaltauge zurückgreifen können. Dafür müssen die Bike-Hersteller allerdings die Spezifikationen für das UDH bei der Konstruktion neuer Bikes berücksichtigen. Dreieinhalb Jahre in der Zukunft haben nun (fast) alle neuen Bikes ein UDH Schaltauge und damit auch die Spezifikationen, die für die SRAM Transmission Schaltwerke benötigt wird. Schlau gemacht SRAM!

Das UDH, und damit auch die Transmission Schaltwerke, bieten aber noch ein paar mehr Features, als die einfache Beschaffung und weite Verbreitung. In das Schaltauge ist ein Chain-Catcher integriert, also eine kleine Rampe, die die Kette auffängt, wenn sie über das kleinste Ritzel hinausschalten sollte. So sollen Beschädigungen und Lackschäden am Rahmen verhindern werden. Außerdem kann das Schaltauge, bei einem Impact, nach hinten rotieren. Auch das soll Beschädigungen des Bauteils verhindern. 

Das neue Schaltwerk

Wie man in den zahlreichen Marketing- und Influencer-Videos beobachten konnte, bei denen sich die Leute direkt auf das Schaltwerk gestellt und es mit dem vollen Gewicht belastet haben, hatte die Stabilität des Schaltwerks bei der Entwicklung eine hohe Priorität.

Hauptgrund für die extrem stabilen Schaltwerke ist das fehlende Schaltauge und die direkte Verbindung von Achse, Rahmen und Schaltwerk. Besonders die X01 und XX1 Schaltwerke sind an der Verbindung zum Rahmen fast unzerstörbar, denn die Aufnahme zum Rahmen ist aus einem Teil Aluminium gefräst. Zu bedenken ist allerdings, dass ein Schaltwerk selten genau an der Aufnahme zum Rahmen beschädigt wird. Wahrscheinlicher ist es, dass man mit dem Käfig oder dem Parallelogramm an einem Stein, Ast oder Ähnlichem hängen bleibt.

Bei einem stolzen Preis von mehreren hundert Euro für ein T-Type Schaltwerk wäre es allerdings sehr ärgerlich, wenn man das Teil dann nach so einem Vorfall wegschmeißen müsste. Aber auch daran haben die Ingenieure bei SRAM während der Entwicklung gedacht. 

Zwar ist es aktuell noch etwas knifflig an die entsprechenden Ersatzteile zu kommen, die Transmission-Schaltwerke lassen sich aber zerlegen, so können die defekten oder verbogenen Bauteile einfach ausgetauscht werden, ohne dass gleich ein ganz neues Schaltwerk verbaut werden muss. Ganz im Gegensatz zu den meisten Schaltwerken anderer Hersteller, die entweder vernietet oder gepresst sind und kaum Reparaturen oder den Austausch der Einzelteile zulassen.

Die erhöhte Stabilität und die Austauschbarkeit der Einzelteile sind allerdings nicht die einzigen Neuerungen, die mit den Transmission-Gruppen kommen.

Performance Upgrades

Wie gut oder schlecht ein Mountainbike Antrieb funktioniert, wird oft mittels drei Kriterien beurteilt:

  • Wie schnell wechseln die Gänge
  • wie präzise passiert der Gangwechsel
  • wie gut funktioniert der Schaltvorgang unter Last

Die alten AXS Gruppen von SRAM schalteten bereits sehr schnell und präzise. Verfeinert wurde an den Transmission Gruppen besonders das Schaltverhalten unter Last. Entscheidend die fehlerlosen Gangwechsel unter großem Krafteinfluss sind vor allem die sogenannten Steighilfen an der Kassette und ihr Zusammenspiel mit der Kette. 

Beides wurde für die T-Type Antriebe komplett überarbeitet, sodass die Kette an der Kassette jetzt sogar vorgegebene Schaltpunkte besitzt. Dadurch kann an den Zähnen der Kassette ein Narrow-Wide Profil verwendet werden, das man schon von den Kettenblättern moderner 12-Fach Antriebe kennt. 

Der Vorteil: Jeder zweite Zahn des Ritzels ist breiter und greift so formschlüssiger in jedes zweite Kettenglied ein, wodurch die Kette super sicher sitzt.

Das Ganze hat aber auch einen kleinen Nachteil. Möchte man mehrere Gänge auf einmal schalten, muss die Kette erst ein Ritzel nach dem anderen wechseln, um, sozusagen, nicht aus dem Takt zu kommen. Dadurch kann sich der Gangwechsel mehrerer Gänge etwas langsamer anfühlen. Dafür sitzt die Kette wirklich bombenfest auf der Kassette und es kann unter Volllast geschaltet werden.

Der neue Pod-Controller

Natürlich gibt es zu den neuen schicken Schaltgruppen auch neue Controller. Den Pod gibt es in zwei Varianten und auf den ersten Blick sehen sie etwas groß und ungewöhnlich aus, überzeugen aber durch ein besonders taktiles Tastgefühl und umfangreiche Einstellmöglichkeiten. So kann man ihn nach Belieben in und mit seiner Halterung verdrehen. Durch das Wenden der Halterung lässt er sich näher zum oder weiter vom Lenker stellen. 

Der Pod kann zudem spiegelverkehrt, auf der linken Seite des Lenkers montiert werden, wodurch speziell die Integration mit dem neuen SRAM E-Bike Antrieb abgerundet wird. Dazu mehr im nächsten Abschnitt.

Der AXS Pod Ultimate bietet ein hochwertigeres Finish, ermöglicht den Austausch der Tasten und kommt mit einem Set konvexer und einem Set konkaver Tasten. Außerdem lässt sich die kleine 2032 Knopfzelle zur Stromversorgung werkzeuglos austauschen, wohingegen bei den regulären Pods eine Münze benötigt wird.

Die Pods sind übrigens rückwärtskompatibel. Solltest du also deine alte AXS Gruppe mit den neuen Pods aufrüsten wollen oder bevorzugst du doch die Ergonomie oder Optik der alten Controller, so kannst du die AXS Parts mischen, wie du möchtest.

Integration in E-Bike´s

Mit dem Powertrain hat SRAM vor kurzem seinen ersten E-Bike Antrieb vorgestellt. Zwar ist das System, das in Kooperation mit dem Motorenhersteller Brose entwickelt wurde, bisher nur an sehr wenigen Bikes verbaut, die Integration mit den AXS Transmission Gruppen eröffnet allerdings wirklich interessante Möglichkeiten. 

Für die Bedienung des Antriebs, also beispielsweise für die Auswahl der Unterstützungsstufe, werden ebenfalls die AXS Pods verwendet und auch die Schaltwerke können mit dem Antrieb via Wireless Protokoll kommunizieren. Das ermöglicht Features wie den Gangwechsel, ohne dabei in die Pedale treten zu müssen. Ist die Funktion entsprechend aktiviert, dreht der Motor das Kettenblatt im Fahrbetrieb unabhängig von der Kurbel, sodass der Gangwechsel stattfinden kann.

Für E-Bikes mit anderen Systemen kann das Transmission Schaltwerk, wie bei den bisherigen AXS Schaltwerken auch, über ein Adapterkabel vom großen E-Bike Akku mit Strom versorgt werden, sodass das Laden des kleinen AXS Akkus entfällt.

Fazit

Die neuen AXS Transmission Gruppen von SRAM bringen signifikante Verbesserungen in vielen kritischen Bereichen der Kettenschaltung. Besonders die erhöhte Stabilität, das verbesserte Schaltverhalten unter Last und die Austauschbarkeit der einzelnen Bauteile des Schaltwerks sind in unseren Augen wertvolle Upgrades im Vergleich zu anderen Schaltgruppen am Markt. Obwohl die Gruppen aktuell noch relativ teuer sind, wir sind uns sicher, dass die direkte Aufnahme des Schaltwerks am Ausfallende des Bikes bald zum Standard werden wird.