Nichts ist nerviger auf Tour, als eine rasselnde Schaltung. Oder wenn die Kette beim Gangwechsel nicht zügig und korrekt aufs gewünschte Ritzel springt, sondern verzögert reagiert. Oder der schlimmste Fall: Das Schaltwerk hievt die Kette beim Schalten in den Berggang über das größte Ritzel hinaus und sie verklemmt sich zwischen Kassette und Speichen. Wie du zukünftig kleinere Reparaturen an der Schaltung selber durchführen kannst zeigen wir dir in diesem Artikel.
Techniktipps – Kettenschaltung einstellen
Viele Bikes besitzen noch zwei oder sogar drei Kettenblätter an der Kurbel, die vom Umwerfer bedient werden. Dieser kann sich ebenfalls verstellt haben, und einem damit den Spaß auf Tour verderben. Nur Besitzer eines Bikes mit modernem 1-fach Antrieb sind hier im Vorteil: Es gibt einfach keinen Umwerfer mehr. Die Schaltung scheint für viele Biker ein Mysterium zu sein. Liegt es vielleicht am komplizierten Anblick mit den vielen Zahnrädern? Doch die Furcht ist unbegründet. Denn meist genügt ein kleiner Dreh an der richtigen Schraube und das Getriebe funktioniert wieder reibungslos.
Wieso verstellt sich die Schaltung überhaupt?
Wenn du am Lenker schaltest, wird mittels eines dünnen Seilzugs das Schaltwerk hinten am Zahnkranz aktiviert. Das Schaltwerk trägt die Kette den Ritzelberg eins hoch oder eins runter.
Die Schwachstelle im System ist der circa 1,70m lange dünne Stahldraht-Seilzug, in der Fachsprache als Schaltzug bezeichnet. Der dehnt sich leider im Gebrauch und dann ist es aus mit der Schaltpräzision: Hinten kracht und scheppert es.
Unsere Mechaniker versuchen dem durch ein „pre-stretching“ des neuen Schaltzugs entgegenzuwirken. Leider hält das oft nicht lange vor und so kann es sein, dass sich die Schaltung am neuen Bike relativ schnell wieder verstellt. Ist der Schaltzug nach gewisser Zeit „ausgedehnt“, dann bleibt die Einstellung der Schaltung über lange Zeit korrekt justiert.
Genau an der Stelle, wo der Schaltzug in den Schalthebel am Lenker mündet, hat Shimano eine praktische Stellschraube angebracht, mit der man das Problem der Dehnung im Schaltzug kompensieren kann. Diese Stellschraube erfordert kein Werkzeug! Sie kann ganz leicht von Hand verstellt werden.
Ursachenforschung
Bevor du jedoch zum Werkzeug greifst empfehlen wir, die Ursache der unpräzisen Schaltung zu lokalisieren. Denn dafür kann es verschiedene Gründe geben:
Ist das Bike noch recht neu?
Wenn dein Bike erst ein oder zwei Touren hinter sich hat, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Schaltung nachjustiert werden muss. Denn das System aus Zügen und Außenhüllen setzt sich im Verlauf der ersten Schaltvorgänge unter Last. Konkret: Das Schaltwerk wandert minimal in Richtung kleine Ritzel. Analog dazu wandert der Umwerfer nach innen. Dieses Problem lässt sich jedoch in der Regel durch Nachspannen des Zuges lösen. Dafür ist die Spannschraube/Rändelschraube am Schalthebel zuständig, dort wo der Zug herausführt. Ein halbe bis ganze Umdrehung sollte reichen.
Tipp: Stück für Stück an die optimale Performance herantasten. Bei älteren Schaltwerken befindet sich auch eine Spannschraube am Schaltwerk, dort wo der Zug hineinführt. Welche der beiden Schrauben man benutzt, spielt keine Rolle.
Steht das Schaltauge gerade?
Zum Check legst du die Kette am besten auf ein Ritzel in der Mitte der Kassette. Jetzt gibt ein Blick von hinten Aufschluss: Der Käfig des Schaltwerks mit den beiden Schaltröllchen muss exakt senkrecht unter den Ritzeln stehen. Ritzel, Kette und Käfig in einer Flucht. Nur dann kann die Schaltung präzise arbeiten.
Ein krummes Schaltauge sollte von einem Fachmann ausgerichtet werden. Denn das Biegen ist eine etwas heikle Angelegenheit, da das Schaltauge dabei abbrechen kann – wenn man nicht mit dem richtigen Werkzeug arbeitet (Richtlehre)!
Sind die Schaltzüge leichtgängig?
An älteren Mountainbikes oder wenn man häufig bei Schlechtwetter im Gelände unterwegs ist, können die Züge verschmutzt sein. Selbst bei modernen Systemen mit guten Dichtungen kann mit der Zeit Schmutz in die Leitungen gelangen. Folge: Die Schaltvorgänge werden immer schwergängiger, bis das Schaltwerk seine Millimeterarbeit nicht mehr verrichten kann. In diesem Fall ist ein Wechsel der Züge fällig. Und danach das Einstellen der Schaltung.
1. Schaltwerk einstellen
Als erstes wird der Schwenkbereich eingestellt, beziehungsweise überprüft. Die beiden mit den Buchstaben H und L bezeichneten Schrauben für die Endanschläge sitzen hinten am Schaltwerk. Schalte zuerst aufs kleinste Ritzel. Justiere die H-Schraube so, dass das obere Schaltröllchen exakt unter dem kleinsten Ritzel steht. Um sicher zu gehen, dass der Anschlag stimmt, kannst du den Schaltzug an der Klemmschraube lösen. Nach Begrenzen des unteren Anschlags den Zug wieder spannen und anklemmen. Achtung! Der Schalthebel muss sich in der letzten Position befinden!
Schalte jetzt vorsichtig hoch bis aufs größte Ritzel. An der L-Schraube lässt sich der Schwenkbereich zu den Speichen hin begrenzen. Die Kette darf auf keinen Fall hinter die Kassette in die Speichen fallen! Denn geschieht dies unter Last am Berg, kann das Laufrad ernsthaft beschädigt werden. Der Schalthebel darf sich nach dem Schalten aufs größte Ritzel nicht mehr weiter drücken lassen.
Schalte jetzt alle Gänge schrittweise durch. Rasten alle Gänge korrekt ein? Läuft die Kette exakt mittig über jedes Ritzel? Die Feineinstellung erfolgt mit der Zugspannschraube/Rändelschraube am Schalthebel (oder bei älteren Bikes hinten am Schaltwerk). Bei verzögertem Hochklettern den Zug spannen. Bei verzögertem hinunterwandern den Zug nachlassen. Tipp: Zur Feineinstellung genügt meist eine viertel bis halbe Umdrehung!
2. Umschlingung der Kette checken
Über den beiden genannten Anschlagschrauben (H + L) sitzt eine weitere Schraube (B), die direkt auf eine kleine Rampe am Schaltauge drückt. Sie regelt den Abstand des oberen Schaltröllchens von den Ritzeln und muss nur selten justiert werden. Zum Beispiel wenn das obere Röllchen zu nah steht, was sich durch ein ratterndes Geräusch äußert. In diesem Fall drehst du die Schraube hinein, so dass sich der Käfig mit den Röllchen vom Ritzel nach unten weg bewegt. Der optimale Abstand beträgt etwa fünf Millimeter.
3. Umwerfer einstellen (bei 2- und 3-fach Kettenblättern)
Wenn dein Bike einen so genannten 1-fach Antrieb mit nur einem Kettenblatt besitzt, fällt dieser Schritt weg. Glück gehabt!
Für exakte Kettenwechsel müssen die Leitbleche des Umwerfers parallel zu den Zahnrädern stehen. Außerdem muss das äußere Leitblech einen Abstand von ein bis drei Millimetern zum großen Kettenblatt haben. Prüfe und korrigiere den Sitz des Umwerfers gegebenenfalls. Dazu vorher aufs kleine Kettenblatt schalten und den Schaltzug entspannen.
Wie beim Schaltwerk gibt es auch am Umwerfer die Schrauben H und L, die den Schwenkbereich begrenzen. Schalte zuerst aufs kleinste Kettenblatt und hinten aufs größte Ritzel. Justiere mit der L-Schraube den inneren Anschlag so, dass die Kette gerade eben ohne Schleifen am inneren Leitblech vorbei läuft. Der Schaltzug sollte leicht unter Spannung stehen.
Äußerer Anschlag: Schalte hinten aufs kleinste Ritzel und vorne aufs größte Kettenblatt. Justiere die H-Schraube so, dass die Kette gerade eben ohne Schleifen am äußeren Leitblech vorbei läuft. Der Schalthebel darf sich nicht weiter drücken lassen! Die Feineinstellung erfolgt mit der Spannschraube/Rändelschraube am Schalthebel. Das gilt besonders bei 3-fach Kurbeln, wo über die Zugspannung die Stellung des Umwerfers über dem mittleren Kettenblatt justiert wird.