Bikes für Frauen

Bikes für Frauen

Wir erklären die Besonderheiten

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Die meisten bekannten Fahrradhersteller haben eine Auswahl an spezifischen Bike-Modellen für Frauen im Programm. Aber was genau sind die Unterschiede zu Männerbikes? Und braucht jede Frau ein solches Ladybike?

Vor etwa 10 bis 15 Jahren konnte man einen regelrechten Boom an Frauenbikes auf dem Markt beobachten. Von da an führten selbst kleinere Hersteller, die etwas auf sich hielten, spezielle Modelle im Programm. In den Designabteilungen der großen Brands wurden sogar ganze Serien für Frauen entwickelt. Inzwischen ist dieser Trend zwar wieder ein bisschen abgeflaut, aber dennoch gibt es auf dem Markt noch ein recht großes Angebot. Bei CUBE beispielsweise sind Bikes und Parts für Frauen mit dem Zusatz „WS“ gekennzeichnet. Oder die Marke LIV, die sich mit ihrer Modellpalette sogar ausschließlich an Frauen richtet.

Soviel vorweg: Nicht jede Frau braucht ein solches Lady-Modell. Aber unter bestimmten Voraussetzungen kann sich die Wahl lohnen. Ausschlaggebend sind im Einzelfall die anatomischen Merkmale der Fahrerin – und auch ihr persönlicher Geschmack.

Frauenbikes gibt es in besonders kleinen Rahmenhöhen

Die Wissenschaft sagt, dass Frauen im Schnitt kleiner als Männer sind. Diese Tatsache alleine bedeutet aber noch lange nicht, dass alle Frauen zwingend ein spezifisches Bike benötigen. Denn auch Männerbikes (Unisex) starten in der Regel bei der Rahmenhöhe S, was etwa 16 Zoll Höhe entspricht. Manche Hersteller, zum Beispiel CUBE, bieten bei vielen Modellen die Unisex Rahmen sogar ab Höhe XS an (14 Zoll). Damit können auch viele Frauen ab einer Innenbeinlänge von etwa 70 cm (Körpergröße ca. 155 cm) gut zurecht kommen.

Warum gibt es dann überhaupt noch spezielle Frauenbikes? Ganz einfach: Weil bei sich diesen Modellen außer der Höhe noch weitere Rahmenmaße und Eigenschaften an den Bedürfnissen des weiblichen Geschlechts orientieren. Unserer Erfahrung nach profitieren von diesen Features vor allem Frauen, die Rahmenhöhe M oder kleiner benötigen. Endgültige Klarheit kann nur eine Probefahrt bringen.

Tipp: Deine individuelle Rahmenhöhe kannst du ganz einfach mit Hilfe unseres Online-Rechners ermitteln. Der Rechner ist bei jedem Bike im RABE Webstore verlinkt (-> Finde deine Größe).

Weitere Besonderheiten bei der Geometrie

Das Oberrohr ist etwas kürzer als bei Männer bzw. Unisex Rahmen. Der Grund ist nicht, weil Frauen kürzere Oberkörper und Arme haben (im Verhältnis zu ihrer Beinlänge ist anatomisch gesehen sogar das Gegenteil der Fall). Sondern: Frauen sitzen tendenziell lieber aufrecht-komfortabel als lang-gestreckt. Hauptgrund dafür ist, dass bei gestreckter Sitzposition bei Frauen das Becken stark nach vorne kippt. Das kann zu schmerzhaftem Druck im Genitalbereich führen. Ein kürzerer Rahmen wirkt dem automatisch entgegen. In diesem Punkt kommt auch das Thema Sattel ins Spiel (siehe weiter unten). Tipp: Eine zu gestreckte Sitzhaltung lässt sich in einem gewissen Spielraum auch mit einem kürzeren Vorbau kompensieren.

Wenn technisch realisierbar, ist bei speziellen Frauen Rahmen das Oberrohr besonders tief abgesenkt. Das Bike bietet dadurch mehr Schrittfreiheit und damit mehr Sicherheit im Gelände. Frau traut sich an technisch anspruchsvollen Passagen mehr zu, weil ein Abstieg im Zweifel schnell möglich ist.

27,5-Zoll-Laufräder sind bei kleinen Rahmen von Vorteil

Heute sind eigentlich 29-Zoll-Laufräder der gängige Standard am Mountainbike. Allerdings lassen sich damit nur bedingt sehr kleine Rahmen konstruieren. Zum einen fehlt es schlicht am Platz, zum anderen leiden die Fahreigenschaften. Denn ein kleines Bike wird mit großen Rädern extrem unhandlich. Die Lösung sind 27,5-Zoll-Laufräder. Das haben auch Hersteller wie CUBE oder TREK erkannt und bieten bei vielen Modellserien das so genannte Split-Sizing an. Das heißt, die Rahmengrößen S und XS kommen ab Werk mit den agileren 27,5er Laufrädern. Erst ab Größe M sind 29-Zöller montiert. Manchmal ist bei der Übergangsgröße M die Laufradgröße sogar wählbar. Der Tipp mit der Laufradgröße gilt übrigens für kleine Rahmen generell, egal ob Männer- oder Frauenbike.

Leichte Bikes sorgen für mehr Fahrspaß

Frauen haben weniger Kraft als Männer. Das liegt daran, dass Männer aufgrund des Sexualhormons Testosteron mehr Muskelmasse aufbauen können. Andererseits bringen Frauen dadurch automatisch weniger Gewicht auf die Waage. Hinzu kommt, dass Frauen genetisch bedingt einen leichteren Knochenbau haben – was weiteres Gewicht (am Körper) spart.

Fürs Bike gilt jedoch grundsätzlich: Je weniger es wiegt, desto größer ist der Fahrspaß. Nicht nur bergauf können Frauen von einem leichten Bike profitieren. Das agilere Handling und die direktere Performance machen sich in jeder Fahrsituation bezahlt. Wermutstropfen: Je leichter das Wunschbike sein soll, desto höher schlägt sein Kaufpreis zu buche.

Sinnvolles Zubehör für Frauen

Neben der Rahmengeometrie macht es für Frauen am meisten Sinn, sich intensiv mit dem Sattel zu befassen. Denn Becken und Sitzbereich unterscheiden sich durchaus signifikant von der männlichen Anatomie. Wie bereits erwähnt, lassen sich Druckstellen im Genitalbereich zum einen mit Hilfe einer aufrechteren Sitzposition vermeiden. Zum anderen kann ein perfekt zum Gesäß passender Sattel das Sitzgefühl spürbar verbessern.

Zwei Punkte sind bei Frauen entscheidend: Infolge des breiteren Beckens stehen in der Regel auch die Sitzknochen weiter auseinander. Das heißt, die Breite der hinteren Sitzfläche muss diesem Abstand angepasst sein. Die genaue Distanz lässt sich mit Hilfe der Wellpappen-Sitz-Methode ermitteln (Abdruck). Renommierte Sattelhersteller geben bei ihren Modellen an, für welchen Sitzknochen-Abstand sie jeweils geeignet sind. Zweiter Punkt: Die angesprochene Druckstelle im Schambeinbereich kann mit Hilfe eines Sattels mit Aussparung in der Mitte der Sitzfläche gemildert werden. Beim CUBE Sequence WS (Bild) ist diese Rinne gut zu erkennen.

Weitere Tipps zur Verbesserung des Komforts

  • Ein kürzerer Vorbau in Kombination mit einem gekröpften Lenker und ergonomisch geformten Griffen kann eine zu gestreckte Sitzhaltung entschärfen.
  • Tendenziell kleine Übersetzungen und hohe Trittfrequenzen lassen dich auf Dauer schneller sein, nicht nur am Berg!
  • Achte darauf, dass Komponenten wie Schaltung und Bremsen möglichst leichtgängig funktionieren. Das spart Handkraft und bringt Sicherheit.
  • Egal ob Fully oder Hardtail: Die Federelemente (Gabel/Dämpfer) müssen auch bei sehr leichten Fahrerinnen feinfühlig abstimmbar sein. Denn nur ein sensibel arbeitendes Fahrwerk sorgt für mehr Traktion und effizienten Vortrieb.

Fazit

Wenn die Rahmenhöhe zur Fahrerin passt, können Frauen grundsätzlich auch auf Männer- bzw. Unisex-Bikes glücklich werden. Ob das der Fall ist, gilt es beim Bikekauf durch ausgiebiges Probesitzen und Probefahren heraus zu finden. Aber: Besonders für Frauen unter 170 cm Körpergröße kann es sich lohnen, neben den Unisex-Bikes auch frauenspezifische Modelle in die Auswahl einzubeziehen. Denn kleine Fahrerinnen profitieren spürbar von deren allgemein kompakteren Geometrien. Und unbedingt auf Zubehör und Komponenten achten!