Wieso neu? Mit dem Rad in den Urlaub fahren, das gabs doch schon immer! Richtig. Trotzdem eröffnet Bikepacking Tourenradlern völlig neue Möglichkeiten. Wir erklären alles, was du über den neuen Trend wissen musst.
Inhalt:
- Was ist Bikepacking?
- Reduktion auf das Wesentliche
- Bikepacking – Welche Tasche für welchen Zweck?
- Die Lenkertasche
- Die Satteltasche
- Die Rahmentasche
- Die Oberrohrtasche
- Die Kleinteiltasche
- Was muss mit auf Tour?
Was ist Bikepacking?
Der Begriff Bikepacking geistert nun schon eine ganze Weile durch die Medien und über die Rad-Messen. Besonders auf der letzten EUROBIKE konnte man sehen, wie viele Firmen inzwischen spezielles Equipment für Bikepacking anbieten.
Beim Bikepacking handelt es sich in erster Linie um ein alternatives Konzept von Packtaschen. Statt wie üblich, einen oder zwei Gepäckträger ans Rad zu schrauben, an denen wiederum Satteltaschen links und rechts hängen, werden die neuen Taschen direkt am Bike befestigt. Der Trend wuchs in den USA heran, wo Teilnehmer auf den zunehmend populären Langstrecken- und Etappenrennen nach neuen Möglichkeiten suchten, ihre Ausrüstung platzsparend am Rad unterzubringen. Die Vorteile liegen auf der Hand:
1. Weniger Gewicht
Dadurch dass der oder die Gepäckträger wegfallen, wird das Bike auf Tour leichter. Außerdem spart man eventuelle Klammer- oder Clipsysteme. Wieder ein paar Gramm weniger! Das Gewichtsparen geht aber noch weiter: Auf Grund des reduzierten Stauraums in den Bikepacking-Taschen ist man gezwungen, seine Ausrüstung abzuspecken. Mehr dazu im Verlauf des Artikels.
2. Besseres Bike-Handling
Jeder Reiseradler kennt das alte Problem: Mit gefüllten Satteltaschen mutiert das Fahrrad zu einer Art Gummikuh, Rahmen und Gepäckträger verwinden sich bei jedem Tritt spürbar. Im Wiegetritt fahren? Fast unmöglich. Und bergab kann sich das Gefährt sogar gefährlich aufschaukeln. Beim Bikepacking sitzt alles Gepäck äußerst kompakt am Rahmen. Außerdem sind die Lastpunkte über das gesamte Bike verteilt. Das Rad fährt sich damit fast so agil wie ohne Gepäck.
3. Reisen mit allen Rad-Typen
Fürs Bikepacking braucht es kein spezielles Reiserad. Es eröffnet das Reisen für Mountainbikes (Hardtails und Fullys), Trekkingräder, Gravelbikes, E-Bikes und sogar für reine Straßen-Rennräder. Weil das Gepäck kompakt und spielfrei am Bike sitzt, sind auch Offroad-Touren problemlos möglich. Weil die Taschen alle am Hauptrahmen befestigt werden, bleibt bei Fullys die Federung voll aktiv.
4. Weniger Schwitzen
Während Rucksack-Radler trotz moderner Trage- und Belüftungssysteme meist einen nassgeschwitzten Rücken bekommen, ist bei Bikepackern das Körperklima am luftigen Oberkörper selbst bergauf stets im grünen Bereich. Weiterer Vorteil: Ohne zusätzliches Gewicht auf dem Rücken hat man kaum mit Rückenschmerzen und Sitzproblemen zu kämpfen.
Reduktion auf das Wesentliche
Ziel beim Bikepacking ist es, Touren mit Gepäck zu fahren, aber dabei den Spaß am sportlichen Radfahren nicht zu verlieren. Erfahrene Bikepacker legen lange Distanzen zurück, durchqueren Länder und überwinden Gebirgspässe. Aber auch ein Wochenend-Trip oder Overnighter gewinnt mit Hilfe von Bikepacking eine ganz neue Dimension. Das kann eine Mountainbike Tour über launige Trails sein, oder eine Mini-Transalp mit dem Rennrad. Man ist weder auf eine bestimmte Fahrradgattung noch auf das Gelände festgelegt.
Je kleiner das Gepäck dabei ist – und je geringer das Zusatzgewicht – desto größer ist der Spaßfaktor. Vor allem wenn viele Steigungen auf dem Etappenplan stehen. Klar ist, Bikepacking-Taschen bieten weniger Stauraum als herkömmliche Satteltaschen. Es geht also darum, seine Ausrüstung zu überdenken. Welche Teile sind unverzichtbar? Welche Teile schleppt man immer mit, hat sie aber so selten benötigt, dass man im Grunde darauf verzichten kann?
Zum Beispiel kann man bei einer guten Wettervorhersage (Kurztrip) sicher das eine oder andere Teil zu Hause lassen. Wo und wie will ich übernachten? Brauche ich ein absolut wetterfestes Zelt, oder reicht ein leichtes Netz. Oder schlafe ich gleich nur auf der Isomatte? Oft findet man auch einfache Hostels oder Hütten entlang der Strecke. Dann genügt ein leichter Leinenschlafsack.
Nächster Punkt ist die Komprimierung des Gepäcks. Speziell bei Bekleidung und anderen textilen Parts lässt sich mit dieser Maßnahme viel Volumen reduzieren. Dazu bieten Bikepacking Taschen sinnvoll platzierte Spannriemen und Verschlüsse. Denn je kompakter das Gepäck am Rahmen sitzt, desto agiler fährt sich das Bike. Und desto weniger nervt die Last durch Klappern und hin und her schwanken. Ortlieb geht sogar soweit, dass an einigen Taschen ein Ventil sitzt, um überschüssige Luft aus der Packtasche zu lassen.
Bikepacking – Welche Tasche für welchen Zweck?
Welche Tasche(n) man braucht, hängt ganz von den individuellen Ansprüchen ab. Aber das ist ja das Gute am Bikepacking. Weil sich verschiedene Taschen über das gesamte Bike verteilen, kann man sich sein Wunsch-Setup wie ein Art Modulsystem zusammen stellen. Wir stellen die Varianten anhand der Produkte des deutschen Herstellers Ortlieb vor. Die wasserdichten Ortlieb Packtaschen sind seit vielen Jahren der Inbegriff, wenn es um Reisen mit dem Fahrrad geht.
Die Lenkertasche (Handlebar-Pack)
Beim Bikepacking handelt es sich eigentlich um eine Lenkerrolle. Sie sitzt vorne schräg unterhalb des Lenkers und ist in zwei Größen erhältlich. Mit Hilfe von Riemen und Distanzstücken lässt sich die Rolle an allen gängigen Lenkertypen befestigen. Ein Kunststoffeinsatz sorgt bei dem Ortlieb Handlebar-Pack für Formstabilität, Spannriemen für Kompression. Beidseitiger Zugang und die Möglichkeit, den Stauraum mit Hilfe einer optionalen Außentasche (Accessory-Pack) zu erweitern.
Die Satteltasche (Seat-Pack)
Als Haupt-Stauraum beim Bikepacking sitzt das Seat-Pack hinten unter dem Sattel. Befestigung an der Sattelstütze und am Sattelgestell. Mit Hilfe von Riemen lässt sich ihr Volumen zwischen 8 und 16,5 Litern variieren (alternativ Seat-Pack M mit 11 Litern). Hinzu kommen Kompressionsriemen und ein formstabiler Einsatz innen. Dank Gummikordel lassen sich weitere Accessoires schnell außen fixieren. Nützlich: Die Satteltasche dient gleichzeitig als Schutzblech. Einziger Nachteil: Eine versenkbare Teleskop-Sattelstütze wie sie bei einem Fully üblich ist, lässt sich damit nicht nutzen.
Inhalt Tipps:
- Bekleidung
- Schuhe
Die Rahmentasche (Frame-Pack)
Sie wird im Rahmendreieck verspannt und ist daher ideal für schweres Equipment. Denn für ein stabiles Fahrverhalten ist es wichtig, dass der Schwerpunkt des Bikes möglichst tief liegt. Das Ortlieb Frame-Pack ist in zwei verschiedenen Größen erhältlich. Aufgrund der Vielfalt an Rahmenkonstruktionen auf dem Markt kann es in Einzelfällen allerdings sein, dass sich keine Rahmentasche befestigen lässt. Dies dürfte vor allem Fullys mit speziellen Dämpferpositionen betreffen. Auch die Montage von Flaschenhaltern ist in der Regel nicht mehr möglich. Beim Packen sollte man darauf achten, dass sich die Seiten nicht zu stark ausbeulen (Berührung Beine/Knie).
Inhalt Tipps:
- Werkzeug/Ersatzteile
- Verpflegung
Die Oberrohrtasche (Frame-Pack Toptube)
Etwas schlanker als die Rahmentasche sitzt diese Fahrradtasche unterhalb des Oberrohrs im Rahmen. Ideal, wenn man auf Flaschenhalter nicht verzichten will. Oder wenn die Rahmenform ein normales Frame-Pack nicht erlaubt. Auch für viele Fullys die ideale Lösung.
Inhalt Tipps:
- Werkzeug/Ersatzteile
- Verpflegung
Die Kleinteiltasche (Cockpit-Pack)
Hier finden Smartphone, Geld, Ausweispapiere und Schlüssel ihren Platz. Die kleine Tasche sitzt vorne auf dem Oberrohr.
Inhalt Tipps:
- Kleinteile die schnell griffbereit sein müssen
Was muss mit auf die Tour? Unsere Packliste zur Orientierung
Achtung! Hier muss jeder seine eigenen Erfahrungen machen. Aber du kannst dich an unseren Tipps orientieren, und so Reise für Reise deine ganz persönliche Packliste zusammenstellen.