Singletrail-Paradies Westalpen (3/3): Valle Maira

Singletrail-Paradies Westalpen (3/3): Valle Maira

Das Tal ist ein Geheimtipp für Mountainbiker

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Die italienischen Westalpen zählen zu den spektakulärsten Bike-Revieren der Alpen. Am westlichen Ende der Po-Ebene ziehen zwischen Turin und Cuneo zahlreiche Täler in die Berge hinein. Neben touristischen Regionen, wie beispielsweise die Skistation Sestrière, können Biker hier aber auch viele einsame Ecken aufspüren. Die Bandbreite reicht von launigen Einsteigertouren in Talnähe bis hin zu hochalpinen Routen mit langen Singletrails durch unberührte Natur. In einer kleinen Serie möchten wir drei dieser Täler näher vorstellen: Das Aostatal, das Val di Susa und das Valle Maira. Verfolgt man den Bogen der Westalpen in Richtung Süden, stößt man zwischen Saluzzo und Cuneo auf das Städtchen Dronero. Dronero liegt am Eingang des Valle Maira.

Das enge, etwa 40 Kilometer lange Valle Maira besitzt am westlichen Ende keinen Straßenübergang nach Frankreich. Über den Hauptkamm führen lediglich alte Saumpfade. Zum Glück möchte man sagen, denn dadurch war das Valle Maira seit jeher dünn besiedelt. Bis heute ist es eines der ursprünglichsten Täler in den gesamten Alpen geblieben. Ein echter Geheimtipp!

Vor allem, wenn du einsame Touren im Hochgebirge liebst. Denn im Valle Maira gibt es keine Skigebiete, Lifte oder Parks. Jeder Höhenmeter muss mit eigener Kraft erarbeitet werden. Aber der Lohn wird dir ein Grinsen ins Gesicht zaubern. Denn fast jede Tour wird gekrönt mit fantastischen Singletrails. Viele der Pfade haben sogar einen hohen Flowfaktor – was in den Hochalpen nicht unbedingt üblich ist. Freilich gibt es auch verblockte Abschnitte und Tragepassagen. Aber das nimmt man gerne in Kauf, um an die Trail-Leckerbissen zu gelangen.

Dreh- und Angelpunkt des Reviers ist die Gardetta Hochebene zwischen dem Valle Maira und dem südlich davon parallel verlaufenden Valle Stura. Wie überall im italienisch-französischen Grenzgebiet der Westalpen verlaufen auch im Bereich der Gardetta zahlreiche Militärpisten aus den Weltkriegen. Und immer wieder passiert man alte Forts und Geschützstellungen. Doch dramatische Kämpfe fanden im Valle Maira nicht statt.

Heute eröffnen die alten Versorgungswege einzigartige Tourenmöglichkeiten für Biker. Zum Beispiel das Militärweglein am Monte Servagno, das sich kilometerlang in schwindelnder Höhe am Hang entlang zieht. Oder die Trailabfahrt vom Passo Gardetta nach Westen, vorbei an alten Bunkern aus dem 2. Weltkrieg. Die Gardetta Hochebene wird überragt vom Felsdom des Rocca la Meja, einer der schönsten Berge im Piemont. Auch die Berge auf der Nordseite des Valle Maira sind durchzogen von einem Netz feinster Singeltrails. Ganz oben, auf dem Grenzkamm zum Valle Varaita, verläuft die Strada dei Cannoni, ebenfalls eine alte Militärstraße. Die Bergdörfer in der Region sind mindestens so einsam wie die Touren. In Chiappera, Acceglio oder Elva scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Im besonders hübschen Dorf Marmora Vernetti kommt man sich vor wie in einem Museum. Dort gibt es mit der Pensione Ceaglio eine Unterkunft, die sich auf Biker spezialisiert hat. Der Schweizer Bikepionier Peter Vogt, ein Freund der Familie, hat 20 Touren in der Region ausgearbeitet. Genügend Trails für viele Urlaube!

Die besten Touren und Trails

1. Monte Servagno Runde (ca. 28 km/1200 Hm)

Peter Vogt empfiehlt, diese anstrengende Runde am Colle del Preit zu starten. Anfahrtsmöglichkeit mit dem Auto auf einem schmalen Sträßchen von Marmora über Canosio und Preit. Wer mit dem Bike hochkurbelt, muss zu den Tourdaten 10 Kilometer und 900 Höhenmeter addieren. Knackpunkt auf der Tour ist eine 45-minütige Schiebe- und Tragepassage zum Colle della Montagnetta. Am Colle del Preit nimmt man die Schotterpiste zum Rifugio Gardetta und weiter Richtung Passo della Gardetta. Am Pass links halten und weiter hoch zum Passo Rocca Brancia (2620 m). Die anspruchsvolle Singletrail-Abfahrt auf der Südseite des Rocca Brancia ist mit einer rot-weißen Markierung gekennzeichnet. Vorbei an einem kleinen See (Oserot), links halten, erreicht man nach weiterem Downhill eine unbewohnte Almhütte.

Hier beginnt nach links die besagte Tragepassage (Bachbett). Am Colle della Montagnetta muss man noch weitere 400 Höhenmeter zum Colle Vallonetto hoch (fahrbar, grober Schotter). Am höchsten Punkt (2530 m) stets links auf dem Pfad am Hang entlang, bis man wieder eine Schotterpiste erreicht. Dort geradeaus zum Colle Margherina (2420 m). Der Pfad mit gelb-blauer Markierung führt über das Almengelände wieder zurück zum Colle del Preit.

Varianten-Tipp: Wer ohne Auto unterwegs ist, also nicht zum Colle Preit zurück muss, kann ab dem Colle Margherina über den Colle del Mulo zurück nach Marmora fahren (weitere super Trail-Abfahrt am Lago Resile vorbei).

2. Passo Gardetta

Der Trail startet am Passo della Gardetta (Anfahrt wie bei der Servagno-Tour). Am Passo Gardetta einfach weiter geradeaus bleiben und dem markierten Pfad auf der Westseite bergab folgen. Der Trail endet an einer Alm (Calandra). Weiter talauswärts auf der Schotterpiste nach Acceglio. Nach etwa einem Kilometer zweigt nach links der Anstieg zum Col Chiarbonnet ab.

3. Col Chiarbonnet

Entweder du startest im Valle Maira (Dorf Acceglio), oder du verlängerst eine Tour über den Passo Gardetta (Tipp 2). Der Anstieg zum Col Chiarbonnet ist auf einer nicht allzu steilen Schotterpiste sehr angenehm zu fahren. Der Supertrail beginnt auf der Passhöhe (2200 m) und führt nach Saretto im oberen Valle Maira. Meist verläuft der Pfad flowig im Wald, es gibt aber ein paar ziemlich verblockte Passagen, wo du schieben musst. Insgesamt aber nicht mehr als ein paar 100 Meter. Man mündet am Campingplatz von Saretto. Zurück nach Acceglio auf der Straße.

4. San Martino Trail

Eines der absoluten Trail-Highlights auf der Sonnenseite des Valle Maira! Einstieg ist an der kleinen Kapelle am Col Giovanni (1850 m). Auffahrt aus dem Valle Maira auf der Straße von Stroppo zum Bergdorf Elva. Die Kapelle liegt westlich der Straße, etwa auf Höhe der Abzweigung zum Colle di Sampeyre (Straßenübergang ins nördliche Valle Varaita). Der Pfad führt, mehrfach die Straße kreuzend, ins malerische Bergdorf San Martino und weiter bergab nach Stroppo. Achtung: In der Ortsdurchfahrt von San Martino bitte schieben!

Varianten-Tipp: Wer in Marmora Vernetti startet, kann hinunter ins Valle Maira einen weiteren schönen Singletrail mitnehmen: die so genannte Strada Napoleonica. Der Weg startet im Weiler Borgata Superiore, der oberhalb von Marmora am Hang gelegen ist.


Zusätzliche Infos

Das richtige Bike
Unsere Tipps fürs Valle Maira: Ein All Mountain Fully ab 140 Millimeter Federweg ist immer eine gute Wahl! Für Touren mit langen Anstiegen wie im Valle Maira solltest du aber aufs Gewicht achten. Ein Fully mit Carbonrahmen und leichter Ausstattung, zum Beispiel das CUBE Stereo 140 HPC SL, lässt sich auch mal für eine halbe Stunde schultern. Auf den Flowtrails im Valle Maira kann man aber auch mit einem komfortablen Hardtail richtig Spaß haben. Schau dir mal eine Trailmaschine wie das CUBE Reaction TM an! Mit breiten Reifen und serienmäßiger Vario-Sattelstütze bist du flott unterwegs.

Kartentipp
Touren-Übersichtskarte und Info unter www.mtb-piemonte.it. Amtliche Topokarte: Valle Maira, Topographische Wanderkarte, 1:25.000, Verlag Monti Editore, ASIN B004L46QFO

Übernachten
Unser Tipp: Pensione Ceaglio in Marmora Vernetti (www.ceaglio-vallemaira.it). Übersicht weiterer Unterkünfte und Campingplätze unter www.vallemaira.cn.it und www.ghironda.com.

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