TechHilfe: Schaltung einstellen

TechHilfe: Schaltung einstellen

Die Einstellung einer Kettenschaltung von A-Z

Veröffentlicht am

Für Viele ein Mysterium, doch die technische Grundlage für die richtige Einstellung deiner Schaltung ist eigentlich relativ simpel. Damit du das Thema komplett verstehen kannst, haben wir den Artikel in drei Teile aufgeteilt. 

Im ersten Teil des Artikels erklären wir die grundlegende Funktion einer mechanischen Kettenschaltung. Als Nächstes gehen wir im zweiten Teil genauer auf die Einstellung des Schaltwerks ein und im dritten Teil ist der Umwerfer an der Reihe. 

Inhalt:

Teil 1: Die grundlegende Funktion

Damit du weißt, was die einzelnen Einstellschrauben denn eigentlich bewirken, solltest du zuerst die Funktion einer Kettenschaltung verstehen. Dabei ist das Prinzip das gleiche, egal ob du am Umwerfer (vorne) oder dem Schaltwerk (hinten) arbeitest. An modernen Mountainbikes und vor allem an E-Bikes findet man allerdings kaum noch einen Umwerfer. Die Einführung von 11- und 12-Fach Kettenschaltung mit breitbandigen Kassetten hat den Umwerfer von den meisten Offroad-Bikes verbannt.

Die Indexierung

Entgegen der weitläufigen Meinung ist es nicht möglich, einzelne Gänge an einer Kettenschaltung einzustellen. Die Indexierung der individuellen Gänge ist vom Schalthebel vorgegeben und wird nur mit der Kassette abgeglichen. Das passiert über die Seilspannung. 

Die Seilspannung ist die Variable, die am häufigsten nachgestellt werden muss, denn das Schaltseil besteht aus einem Geflecht aus vielen einzelnen Lipsen. Keine Sorge, wir gehen später im Video noch genauer darauf ein, wie du die Einstellungen vornimmst.

Die Begrenzung

Sowohl das Schaltwerk, wie auch der Umwerfer, benötigen einen Startpunkt, damit der niedrigste Gang sauber läuft, sowie eine Beschränkung, damit die Kette nicht über den höchsten Schaltpunkt hinaus schaltet. Diese Begrenzungen bestimmst du mit dem H- und L-Anschlag.

Die Kettenumschlingung

Mit der Kettenumschlingung wird der Winkel festgelegt, den die Kette um die Kassette herum läuft. Bei einer größeren Umschlingung läuft die Kette weiter um die Kassette und schafft dadurch mehr Kontaktpunkte zwischen den Zähnen der Kassette und den Öffnungen in der Kette. Bei modernen 12-Fach Schaltungen ist die Umschlingung allerdings festgelegt und wird anhand einer Markierung oder mittels einer Einstelllehre bestimmt.

Einstellung der Schaltung

Wenn deine Fahrradschaltung nicht mehr richtig funktioniert, solltest du ein paar Dinge checken, bevor du mit eventuellen Nachstellarbeiten beginnst. Eine Kettenschaltung ist ein offenliegendes System und daher etwas empfindlicher gegen Verschmutzungen und Beschädigungen von Außen. Die folgenden Punkte sind besonders wichtig, bevor du loslegst:

Ist dein Schaltauge und dein Schaltwerk noch gerade?

Gerade bei Mountainbikes ist ein verbogenes Schaltauge oder ein krummer Schaltwerkskäfig eine häufige Ursache für unpräzise Gangwechsel. Im groben Gelände kann es passieren, dass man mit dem Schaltwerk irgendwo hängen bleibt und es dadurch verbiegt. Untersuche also dein Schaltwerk auf eventuelle Kontaktspuren und sieh nach, ob dein Schaltwerk noch gerade unter der Kassette steht.

Wann wurde dein Schaltzug und deine Schalthülle das letzte Mal erneuert?

Der Schaltzug läuft durch die Schalthülle und muss dabei so reibungsfrei wie möglich gleiten können. Mit der Zeit gelangen Schmutz und Ablagerungen zwischen die beiden Teile und können irgendwann für erhöhte Reibung sorgen. In diesem Fall kann der Schaltzug nicht mehr frei arbeiten und die Gangwechsel funktionieren nicht mehr zuverlässig. Sind die beiden Komponenten also schon relativ alt, schadet es nicht, diese für kleines Geld zu erneuern.

Sauberkeit

Eine Kettenschaltung muss auf zehntel Millimeter genau schalten können. Ist das Schaltwerk verschmiert und zugesetzt mit Dreck, ist das nicht mehr möglich. In diesem Fall solltest du deinen Antrieb am besten einmal mit einem starken Kettenreiniger säubern.

Verschleiß

Auch der Verschleiß deines Antriebs spielt eine Rolle. Die meisten Systeme funktionieren zwar selbst bei einem starken Verschleißbild noch gut, allerdings nimmt die Performance ab einem gewissen Punkt drastisch ab. Checke also den Verschleiß deiner Kette mithilfe einer Kettenlehre. Falls du keine hast, hilft dir dein nächster Bike-Shop unverbindlich weiter.

Teil 2: Schaltwerk einstellen

Mit dem Wissen aus dem ersten Teil dieses Artikels müssen wir jetzt nur noch die Reihenfolge der Einstellungen festlegen und du solltest deine Kettenschaltung problemlos einstellen können.

Schritt 1: Unteren H-Anschlag einstellen

Der untere Anschlag legt den Ausgangspunkt vom Schaltwerk fest. Der Anschlag ist mit “H” für Highspeed markiert, denn dieser legt die Position unter dem Ritzel mit der kleinsten Zähnezahl fest, also dem Gang für die höchste Geschwindigkeit. 

Schraubst du die Einstellschraube weiter rein (Drehrichtung mit dem Uhrzeigersinn), rückt das Schaltwerk weiter in die Mitte der Kassette. Drehst du die Schraube heraus (Drehrichtung gegen den Uhrzeigersinn), wandert das Schaltwerk weiter nach außen. Damit du den Anschlag korrekt einstellen kannst, solltest du am besten das Schaltseil lösen. Positioniere das Schaltwerk mithilfe des H-Anschlags so unter dem kleinsten Ritzel, dass die Kette sauber, geräuschlos und mittig läuft.

Schritt 2: Umschlingungswinkel einstellen

In diesem Schritt hängst du das Schaltseil wieder ein. Dazu drehst du die Vorspannung-Schraube für die Seilspannung, die sich bei SRAM am Schalthebel und bei Shimano am Schaltwerk befindet, komplett hinein und anschließend wieder fünf Rastpunkte heraus. Damit hast du genug Spielraum für spätere Nachstellarbeiten. Fixiere jetzt das Schaltseil wieder am Schaltwerk.

Der Umschlingungswinkel wird bei 12-Fach Antrieben von Shimano mit einer Markierung eingestellt, die sich auf der Rückseite des Schaltwerkskäfigs befindet. Dazu schaltest du auf das zweitgrößte Ritzel und gleichst die Spitzen der Zähne des größten Ritzels mit der Markierung ab.

Bei Sram Antrieben wird die Umschlingung mit einer Einstelllehre festgelegt. Diese legst du über das obere Schaltröllchen und gleichst die Markierungen wieder mit den Zähnen des größten Ritzels ab, allerdings musst du bei Sram Schaltungen dazu auf das größte Ritzel schalten.

Schritt 3: Seilspannung einstellen

Ist der H-Anschlag richtig eingestellt, solltest du jetzt schon eine gute Ausgangsposition für die korrekte Seilspannung haben.

Die Anpassung der Seilspannung funktioniert so:

Drehst du die Vorspannungs-Schraube heraus, erhöhst du die Seilspannung und verschiebst so die Indexierung in Richtung des größten Ritzels und erzielst den gegenteiligen Effekt, wenn du die Einstellschraube hinein drehst.

Ob du die Spannung erhöhen oder nachlassen musst, erkennst du folgendermaßen:

Funktioniert der Gangwechsel von einem kleineren auf ein größeres Ritzel gut, aber vom größeren auf das kleinere Ritzel hakt es etwas, musst du etwas Seilspannung nachlassen, also die Einstellschraube hineindrehen.

Hast du das gegenteilige Problem, also dass der Gangwechsel von einem kleineren Ritzel auf ein größeres nicht richtig klappt, musst du die Seilspannung etwas erhöhen. Dazu drehst du die Einstellschraube heraus.

Die Einstellschraube für die Seilspannung hat spürbare Rasterungen. Drehe die Schraube beim Einstellen maximal zwei oder drei Rastpunkte und versuche unbedingt auf einem der Rastpunkte zu landen und nicht dazwischen.

Schalte alle Gänge einzeln durch und stelle die Seilspannung so ein, dass der Gangwechsel überall gut klappt. Nur auf das größte Ritzel musst du in diesem Schritt noch nicht schalten. Mit ein bisschen Fingerspitzengefühl sollte dieser Schritt problemlos klappen.

Schritt 3: L-Anschlag einstellen

Der L-Anschlag legt den obersten Schaltpunkt fest und verhindert, dass die Kette über das letzte Ritzel in die Speichen springt. Entscheidend für die korrekte Einstellung ist, dass du leicht auf das letzte Ritzel schalten kannst, ohne dass du darüber hinaus schalten kannst. Läuft die Kette auf dem letzten Ritzel, solltest du den Schalthebel zum Hochschalten nicht mehr weiter drücken können.

Schaltet deine Kette nur schwer oder gar nicht auf das größte Ritzel, so musst du den L-Anschlag etwas herausdrehen und dem Schaltwerk so mehr Platz in Richtung Speichen geben. Hast du noch etwas Spiel im Schalthebel oder springt die Kette sogar über das letzt Ritzel, so musst du das Schaltwerk stärker begrenzen und den L-Anschlag weiter hineindrehen.

Teil 3: Umwerfer einstellen

Das Prinzip am Umwerfer ist das gleiche wie am Schaltwerk, allerdings gibt es nur zwei “Ritzel” oder im Fall der Kurbel, Kettenblätter genannt. Zu beachten ist hier allerdings, dass du die Anschläge und Seilspannung so einstellen musst, dass die Gangwechsel in diversen Kombinationen mit verschiedenen Gängen an der Kassette klappen.

Vorweg auch hier noch ein kleiner Disclaimer: Für Nachstellarbeiten sollte die Höhe und Drehung des Umwerfers zwar normalerweise keine Rolle spielen, allerdings kann es auch hier sein, dass der Umwerfer beim Transport des Bikes oder bei Abstellen zwischen anderen Bikes einen Treffer abbekommen hat. Stell deshalb vor Beginn der Einstellung sicher, dass der Umwerfer parallel zu den Kettenblättern steht, der Käfig des Umwerfers nicht verbogen ist und ca. 2-3 Millimeter über dem großen Kettenblatt sitzt, wenn du auf dieses geschalten hast.

Schritt 1: L-Anschlag einstellen

Auch am Umwerfer gibt es wieder einen L- und einen H-Anschlag und wie am Umwerfer, legt der L-Anschlag die Begrenzung für den “Low-Speed-Gang” fest und der H-Anschlag limitiert den “High-Speed-Gang”. Hier beginnst du ebenfalls mit dem L-Anschlag und löst zuerst das Schaltseil. Stelle den Anschlag so ein, dass die Kette schleiffrei am Umwerfer vorbei läuft, wenn du das Schaltwerk auf das größte Ritzel geschaltet hast.

Jetzt drehst du die Vorspannschraube für die Seilspannung, wie am Schaltwerk, wieder komplett hinein und anschließend fünf Rastpunkte heraus. Anschließend fixierst du das Schaltseil wieder am Umwerfer.

Schritt 2: Seilspannung einstellen

Für die richtige Einstellung der Seilspannung schaltest du zuerst das Schaltwerk in die Mitte der Kassette. Passe anschließend die Vorspannung des Schaltseils so an, dass die Kette problemlos von einem auf das andere Kettenblatt wechseln kann. 

Schritt 3: H-Anschlag

Der H-Anschlag begrenzt wieder die höchste Position des Umwerfers. Dieser ist richtig eingestellt, wenn du die Kette auf das große Kettenblatt und das kleinste Ritzel der Kassette geschalten hast und die Kette knapp am Umwerfer vorbeiläuft ohne daran zu schleifen. 

Schleift die Kette noch am Umwerfer gibt es zwei mögliche Fehler. Als Erstes solltest du kontrollieren, ob du den H-Anschlag zu weit begrenzt hast. Ist der Anschlag weit genug geöffnet, so fehlt eventuell ein bisschen Seilspannung. 

Hast du den H-Anschlag zu wenig begrenzt, besteht wieder die Gefahr, dass du über das große Kettenblatt hinaus schalten kannst. Probiere also, ob du den Schalthebel noch weiter drücken kannst, wenn sich die Kette bereits auf dem großen Blatt befindet. Hast du alle Schritte ordentlich durchgeführt, solltest du jetzt hoffentlich eine perfekt eingestellte Schaltung haben.