Singletrail-Paradies Westalpen (2/3): Val di Susa

Singletrail-Paradies Westalpen (2/3): Val di Susa

Tipps für das größte Tal des Piemont

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Die italienischen Westalpen zählen zu den spektakulärsten Bike-Revieren der Alpen. Am westlichen Ende der Po-Ebene ziehen zwischen Turin und Cuneo zahlreiche Täler in die Berge hinein. Neben touristischen Regionen, wie beispielsweise die Skistation Sestrière, können Biker hier aber auch viele einsame Ecken aufspüren. Die Bandbreite reicht von launigen Einsteigertouren in Talnähe bis hin zu hochalpinen Routen mit langen Singletrails durch unberührte Natur. In einer kleinen Serie möchten wir drei dieser Täler näher vorstellen: Das Aostatal, das Val di Susa und das Valle Maira. Hier geht es ins Val di Susa.

Das größte Tal des Piemont ist auf der Landkarte leicht zu finden: Man muss nur von Turin aus eine waagerechte Linie nach Westen in die Alpen hinein ziehen. Durchs Tal verläuft auch die A32, die bei Bardonecchia den Hauptkamm im Tunnel nach Frankreich unterquert. Der namengebende Hauptort Susa liegt etwa auf halber Strecke, wo die Passstraße über den Mont Cenis abzweigt. Der Übergang führt nach Frankreich auf die Südseite des Col d’Iséran.

Bekannt ist das Skiresort Sestrière im Nachbartal, das über Lifte mit dem Ort Sauze d’Oulx im Val di Susa verbunden ist. Im Bereich dieser Orte (Sestrière, Oulx und Bardonecchia) finden Tourenbiker auf alten Militärpisten ihr Eldorado. Viele Wege stammen aus den Weltkriegen, als die Grenze zu Frankreich hart umkämpft war. Der Must-Do-Klassiker in der Region ist die Assietta-Kammstraße (Strada dell’Assietta), die man in verschiedenen Varianten befahren kann. Sie verläuft auf einer Länge von über 60 Kilometern zwischen dem Colle Finestre und dem Ort Sestrière. Man fährt fast immer auf über 2000 Metern Höhe und muss zahlreiche kleine Pässe überwinden. Bonus für Biker: Motorisierte Fahrzeuge sind nur an zwei Tagen in der Woche (Mi und Sa) im Juli und August erlaubt. Legendär ist der Anstieg auf den 3136 Meter hohen Mont Chaberton, auf dessen Gipfel ein altes Fort thront. Allerdings ist die Tour pure Quälerei. Denn seit Jahren ist die steile Piste dem Verfall preisgegeben. Wer allerdings die langen Schiebestrecken in Kauf nimmt, kann mit einem Touren-Enduro und entsprechendem Federweg einen unvergesslichen Downhill genießen!

Die besten Touren und Trails

1. Strada dell’Assietta mit Trail-Abschluss (ca. 40 km/1300 Hm)

Die Runde führt über den westlichen Teil der Assietta Kammstraße. Start ist im Skiort Sauze d’Oulx. Im Ortsteil Richardette beginnt eine Auffahrt/Zubringer der Strada dell’Assietta, der man bis zum Colle Basset folgt. An der Kreuzung am Pass links abbiegen und weiter der Strada dell’Assietta folgen, bis zum höchsten Punkt der Straße am Testa dell’Assietta. Auf rund 2600 Metern Höhe steht dort ein Gedenk-Obelisk, der an die Opfer der Kriege erinnert. Jetzt fährt man auf der Assietta Kammstraße wieder 2 Kilometer zurück. Dort zweigt die Strada dei Cannoni ab. Man folgt diesem traumhaften Singletrail stets Richtung Blegier. Der Trail endet nach vielen Kilometern an einer Forststraße. Dort rechts und über Monfol wieder zurück nach Sauze d’Oulx.

2. Rund um den Monte Fraiteve (ca. 35 km/1500 Hm)

Auf endlos langen Singletrails umrundet man den 2702 Meter hohen Fraiteve, der zwischen Sauze d’Oulx und Sestrière aufragt. Wie in Tour 1 klettert man zunächst von Sauze auf den Colle Basset (2410 m). Parallel zur Assietta Straße fällt auf der Südseite ein steiler Trail Richtung Sestrière. Auf Höhe 2220 Meter zweigt rechts der Sentiero Bordin ab, dem man bis zum Gasthof Boef Soleil für viele Kilometer folgt. Dort beginnt eine steile Trail-Abfahrt hinunter nach San Sicario. Gleich am Ortsrand rechts und über die Almen Autagne und Malafosse Bassa zurück nach Sauze d’Oulx. Ein anstrengendes aber traumhaft schönes Finale!

3. Colle Sommeiler (ca. 25 km Anstieg und retour/1800 Hm)

Eine weitere alte Militärpiste, die von Bardonecchia auf den knapp über 3000 Meter hohen Grenzpass Colle Sommeiller führt. Die holprige Piste verlangt einem vor allem auf den letzten Kilometern einiges ab! Aber die wilde Hochgebirgslandschaft entschädigt für jeden Schweißtropfen. Hier präsentiertieren sich die Westalpen in ihrer ganzen kargen Schönheit. Start und Ziel ist im Städtchen Bardonecchia am Südportal des Autobahntunnels von Fréjus. In der Nähe des Tunnels beginnt ein Sträßchen zum Weiler Rochemolles. Man folgt dann stets der Hauptroute durchs Tal, vorbei am Stausee von Rochemolles. Ab dem bewirtschafteten Rifugio Scarfiotti verschlechtert sich die Piste immer mehr bis zum höchsten Punkt.

Weitere Touren-Tipps:

Im Val di Susa sind die Möglichkeiten schier endlos. Eine der härtesten Touren führt auf den 2815 Meter hohen Monte Jafferau. Der mit einem Fort besetzte Berg steht auf der Nordseite des Val di Susa, gegenüber der Assietta-Kammstraße. Leider ist die Ostanfahrt vom Talort Salbertrand aus nicht mehr möglich, da sie im Mittelteil durch einen zerfallenen Militärtunnel führt, der jüngst wegen Einsturzgefahr komplett gesperrt wurde. Eine Umfahrung ist vor Ort nicht möglich, da der Tunnel hinter einer senkrechten Felswand verläuft. Ein alternativer Anstieg von Süden startet im Weiler Savoulx (ca. 5 km westlich von Oulx, neben der Autobahn). Am Ende des Anstiegs (2230 m) rechts abbiegen und auf der Piste parallel der Höhenlinien zur alten Route (Einmündung nach dem Tunnel). Weiter über den Col Basset zum Jafferau. Abfahrt auf der Westseite über Gleise nach Bardonecchia.

Eine weitere Traumrunde führt über den Passo Mulattiera. Man startet in Bardonecchia zum Colomion (höchster Punkt des Skigebietes), dann folgen weitere 400 Höhenmeter zum Mulattiera (2409 m). Die folgenden Singletrail-Passagen am benachbarten Col des Acles sind ein Traum. Zurück nach Bardonecchia steht noch der Col de Thures auf dem Programm, der weitere Traumtrails bereithält. Insgesamt rund 40 Kilometer und 2000 schwere Höhenmeter, die aber jeden Schweißtropfen wert sind.

Das richtige Bike
Unser Tipp für die Region: Ein All Mountain Fully ab 140 Millimeter Federweg, besser noch ein leichtes Touren-Enduro mit bis zu 160 Millimeter. Mit diesen Bikes macht auch ein Besuch in einem der Parks im Val di Susa richtig Spaß.

Bike Parks im Val di Susa
Insgesamt acht Bike Parks mit über 50 angelegten Trails schlängeln sich in den Alpi Bike Resorts zu Tal. Die Parks sind in den Orten Bardonecchia, Cesana Torinese, Chiomonte, Claviere, Pragelato, Prali, Sauze d’Oulx und Sestrière. Infos www.alpibikeresort.com und über Facebook (Alpi Bike Resort).

Kartentipps

  • SupertrailMap Val di Susa/Piemonte, 1:50.000, ISBN 978-3-905916539, Info www.supertrail-map.com
  • Fraternali Editore Nr. 1 (Alta Valle Susa), 1:25.000, ISBN 978-88-902784-0-2
  • Fraternali Editore Nr. 2 (Alta Valle Susa, Alta Val Chisone), 1:25.000, ISBN 978-88-902784-1-9, Info www.fraternalieditore.it

Übernachten
Zahlreiche Unterkünfte, auch speziell für Biker, findet man auf der Website des Toursimusverbandes www.valdisusaturismo.it

Lies den 3. Teil:


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