Gravel Bike und Cyclocross

Gravel Bike und Cyclocross

Das sind die Unterschiede

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Wenn du ein sportliches Rad für Straße und Gelände gleichermaßen suchst, werden dir diese beiden Begriffe häufig begegnen. Denn die beiden Fahrradgattungen erfahren derzeit einen markanten Popularitätsschub. Aber was genau sind die Unterschiede zwischen einem Cyclocross und einem Gravel Bike? Wir erklären es dir.

Crosser und Gravel Bikes sehen auf den ersten Blick aus wie ein Rennrad: 28-Zoll-Laufräder, Rahmen in klassischer Diamantform und der typische, nach unten gezogene Lenker. Das war es aber schon mit den Gemeinsamkeiten. Auf den zweiten Blick offenbaren sich auch Parallelen zu Trekkingbikes, zum Beispiel die moderat profilierten Reifen. Sie gewährleisten, dass Crosser sowohl auf Asphalt flott rollen, als auch abseits von befestigten Straßen. Die Geländegängigkeit hat allerdings ihre Grenzen: Spaß machen vor allem Schotter- und Waldwege, wo man den Geschwindigkeitsvorteil nutzen kann. Auch der eine oder andere Flowtrail mit glatter Oberfläche ist mit einem Cyclocrosser oder einem Gravel Bike locker fahrbar.

Die Unterschiede zwischen einem Crosser und einem Gravel Bike offenbaren sich erst beim genaueren Hinsehen.

Aber Crosser ist nicht gleich Gravelbike! Welches der beiden Konzepte für dich das richtige ist, musst du nach Ermittlung deines gewünschten Einsatzbereichs entscheiden. Die Unterschiede zwischen den beiden Typen sind vielleicht nicht gravierend, aber durchaus spürbar! Unsere Charakterisierung hilft dir bei bei der Entscheidung.


Cyclocrosser – Der Klassiker

Genau genommen zählen Cyclocrosser zu den ältesten Fahrrad-Typen die es gibt. Denn auf geländetauglichen Rennrädern strampelten die Radprofis schon bei der ersten Tour de France im Jahr 1903 durch Frankreich. Aber eher zwangsläufig, denn asphaltierte Straßen waren damals die Ausnahme. Der Cyclocross-Sport, deutscher Name Querfeldein, bei dem auch Wettkämpfe explizt im Gelände durchgeführt wurden, entstand kurz darauf ebenfalls in Frankreich. Die Radprofis suchten nach Abwechslung im Training. Außerdem eignete sich Cyclocross gut als Ausgleich im Winter. Das typische Cyclocross-Rad entwickelte sich aus dem Rennrad, das im Lauf der Jahre immer mehr modifiziert wurde, um den Anforderungen im Gelände und beim Wettkampf gerecht zu werden.

Der Crosser kann seine Rennrad-Gene nicht verleugnen.


Rahmen und Geometrie

Auf einem Cyclocrosser sitzt man mit Sattelüberhöhung ähnlich sportlich wie auf einem Rennrad. Lenk- und Sitzwinkel sind relativ steil, das sorgt für Wendigkeit und Agilität – erfordert aber gleichzeitig ein fortgeschrittenes Fahrkönnen. Für maximale Bodenfreiheit sitzt das Tretlager etwas höher als beim normalen Rennrad. Hinterbaustreben und Gabelkrone lassen viel Platz für die Reifen. Zum einen für die bis zu 35 Millimeter breiten Pneus selbst, zum anderen für den anhaftenden Schmutz.

Die Rahmen bestehen aus Aluminium oder Carbon. Die Herausforderung für die Entwickler: Ein guter Kompromiss aus Stabiltät und Leichtgewicht. Denn das Schultern der Maschine gehört dazu! Bei Cross-Wettkämpfen werden sogar spezielle Lauf- und Hindernispassagen eingebaut. Vorteil bei Carbonrahmen: Das Material besitzt eine gewisse Eigendämpfung und (gewollten) Flex an bestimmten Partien. Das sorgt gegenüber Aluminium für höheren Fahrkomfort. Alu-Crosser wie beispielsweise das CUBE Cross Race SL kompensieren dieses kleine Manko mit einer Carbon-Gabel.

Federgabeln haben sich an Cyclocrossern bis heute nicht durchgesetzt. Es gibt vereinzelt Rahmen auf dem Markt, wo an Hinterbau und Gabel dämpfende Elemente implementiert wurden. In Verbindung mit einer flexenden Sattelstütze kann dies den Komfort verbessern. De facto wird damit den Vibrationen die Spitze genommen.


Laufräder und Reifen

Leicht und stabil lautet auch hier das Motto. Gegenüber früher werden die Räder heute mit steifen Steckachsystemen in Hinterbau und Gabel montiert. Auch moderne Scheibenbremsen verlangen in diesem Punkt nach hoher Präzision.

Wer Wettkämpfe bestreiten möchte, darf höchstens Reifen mit einer Breite von 33 Millimeter aufziehen (UCI Vorschrift). Üblich sind Reifenbreiten von 30 bis 35 Millimeter. In Punkto Profil sollte man sich nach den Verhältnissen und dem Einsatzbereich richten: Die Bandbreite reicht von feiner bis zu grober Profilierung. Ein guter Kompromiss sind Reifen mit schmaler, glatter Lauffläche in der Mitte und Stollen an der Seite. Man findet aber auch reine Slicks im Angebot der Reifenhersteller. Damit lässt sich jeder Cyclocrosser in einen Straßenrenner verwandeln.

Im Wettkampf sind so genannte Tubeless-Systeme auf dem Vormarsch, die ohne Schlauch auskommen. Damit beugt man Reifenpannen aufgrund von Durchschlägen vor. Montage und Service sind allerdings aufwändiger als bei herkömmlichen Systemen mit Schlauch.


Antrieb und Schaltung

Üblich bei einem Cyclocross ist ein Antrieb mit spezieller Kompaktkurbel (Doppelkettenblatt mit 36/46 Zähnen) in Kombination mit einer 10- oder 11-fach Ritzelkassette. Wie bei den Mountainbikes findet man aber auch unter den Crossern mehr und mehr Antriebe mit einem 1-fach Kettenblatt. Damit fällt das manchmal hakelige Schalten mit dem Umwerfer weg, außerdem verschmutzt der Antrieb im Bereich der Kurbel weniger. Moderne Brems-/Schalthebel haben die früher üblichen Rasterhebel am Lenkerende längst abgelöst.


Bremsen

Standard sind heute leistungsfähige hydraulische Scheibenbremsen, die bei jeder Witterung zuverlässig funktionieren. Scheibenbremsen haben die Performance von Cyclocrossern in den letzten Jahren entscheidend verbessert.


Gravel Bike – Der Newcomer

Nach den Mountainbikes die jüngste Rad-Gattung, die aus den USA nach Europa geschwappt ist. Gravel bedeutet auf deutsch „Schotter“ oder „Kies“. Im Gegensatz zu Mitteleuropa gibt es in den Staaten deutlich mehr unbefestigte Straßen, die so genannten Gravelroads. Es ist beispielsweise im Umland der Sportstadt Boulder in Colorado völlig normal, dass Rennradler auf einer Trainingsfahrt in die Berge etliche Kilometer auf Gravelroads unterwegs sind. Und genau dafür sind die Gravelbikes ausgelegt: Komfortables Rollen auf Schotterstraßen. Ihr Kern-Einsatzbereich ist also weniger extrem als der eines Cyclocrossers, wo es auch mal richtig über Stock und Stein gehen kann. Das schlägt sich hauptsächlich in Rahmengeometrie und Sitzposition nieder.

Ein Gravel Bike eignet für viele Einsatzbereiche und ist das Rad der Wahl für Bikepacking.

Auf den Punkt gebracht kann man sagen, dass Gravel Bikes die besseren Allrounder sind. So sind beispielsweise heute viele Reiseradler auf einem Gravel Bike unterwegs. Nicht zuletzt im Zuge des Bikepacking-Trends. Denn mehrtägige Etappenfahrten mit kleinem bis mittleren Gepäck kommen derzeit wieder schwer in Mode. Packtaschen-Hersteller wie Ortlieb entwickeln dafür clevere Konzepte mit kompakten Sattel-, Rahmen- und Lenkertaschen. Auf der anderen Seite ist ein mit Slicks ausgestattetes Gravel Bike ein perfektes Touren-Rennrad für die Straße, beispielsweise für Marathons oder Alpenüberquerungen.


Rahmen und Geometrie

Im Gegensatz zum Cyclocrosser hat ein Gravel Bike eine eher laufruhige Geometrie. Der Fahrer sitzt mehr im Rad, die Sitzposition ist komfortabler und weniger gestreckt. Gerade was den Komfort anbelangt sind die Hersteller bei Gravel Bikes etwas experimentierfreudiger. Neben Rahmen mit speziellen Dämpfer-Elementen sieht man hier auch das eine oder andere Modell mit Federgabel. Ansonsten gilt wie beim Cyclocross: Die breiten Reifen müssen den größten Anteil am Komfort übernehmen. 

Gravel Bikes haben im Vergleich zum Cyclocrosser in manchen Fällen auch Dämpferelemente verbaut.


Laufräder und Reifen

Stabile Steckachsen sorgen für Steifigkeit im Rahmen. Die Bandbreite an Reifenbreiten und Profilen ist riesig. Vom sportlichen 25-Millimeter-Pneu bis zum 40-Millimeter-Komfortwunder ist alles möglich und erlaubt, je nach Gusto und Einsatzbereich. Es gibt sogar Rahmen/Gabeln, die Reifen bis zu 50 Millimeter Breite und mehr aufnehmen können. Auch Tubeless-Systeme sind eine Alternative.


Antrieb und Schaltung

In Punkto Antrieb und Übersetzung orientiert sich das Gravel Bike mehr am Rennrad als der Crosser. In der Regel sind Zweifach-Kompaktkurbeln montiert, mit der Abstufung 34/50 Zähne. 10- oder 11-fach Ritzelkassetten sorgen für fein abgestufte Übersetzungen. So wie es sportliche Straßenfahrer bevorzugen. Antriebe mit 1-fach Kettenblatt sind daher eher die Ausnahme.


Bremsen

Das Auftauchen der Gravel Bikes hat großen Anteil daran, dass sich Scheibenbremsen heute zunehmend auch an Straßenrennrädern weiderfinden. Denn praktisch von Anfang an setzten die Hersteller beim Gravel Bike auf die zuverlässigen Stopper. Eine Vorreiterrolle, die der Newcomer mit Bravour erfüllt.


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