Das neue Garmin Edge Explore

Das neue Garmin Edge Explore

Ein Test auf Herz und Nieren

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Zur Eurobike 2018 stellte Garmin mit dem Edge Explore ein neues GPS-Gerät für Tourenfahrer vor. Im Fokus: Einfache Bedienung, intelligentes Routing und Vernetzung mit Smartphone und Web. Kann der Explore seine Versprechen halten? Wir haben uns von dem Newcomer über einige Trails navigieren lassen.

Inhalt

Himmlischer Tourenführer

Ein GPS-Gerät ist heute gang und gäbe am Lenker von Mountainbikern und Rennradfahrern. Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • 1. Exakte Geschwindigkeits- und Distanz-Angaben, unabhängig von Speichenmagneten und ungenauen Laufraddurchmessern.
  • 2. Akzeptable bis gute Höhenmessung (je nach integriertem Mess-System)
  • 3. Je nach Gerät einfache bis sehr umfangreiche Trainingsfunktionen.
  • Und 4. -last but not least – metergenaue Navigation nach verschiedenen Methoden.

Vor allem um den letzten Punkt soll es in unserem Test gehen. Denn der neue Garmin Edge Explore wurde mit dem Schwerpunkt auf Touren-Navigation hin entwickelt. 

Zuverlässige Navigation auf Touren ist das Steckenpferd des Garmin Edge Explore

Die Möglichkeiten für die Navigation sind vielfältig: Der Fahrer kann wie beim Auto-Navi ein Ziel eingeben, beispielsweise eine Adresse. Oder einfach auf der implementierten Landkarte einen (Ziel-) Punkt antippen und damit markieren. Man kann sich besonders beliebte Radlerstrecken anzeigen lassen (Trendline Popularity Routing). Sogar Rundkurse schlägt der Explore nach Eingabe einiger Wunsch-Eckdaten vor (Untergrund, Tour-Länge, etc.). Oder man kann sich – und das ist wohl die gängiste Methode – entlang eines vorab aufs Gerät transferierten Tracks navigieren lassen.

Dennoch stehen am Garmin Edge Explore auch die Basis-Fitness-Funktionen zur Verfügung: So lässt sich zahlreiches Zubehör, von Herzfrequenz-Brustgurt bis Trittfrequenz-Sensor, über den ANT+ Standard mit dem Gerät koppeln. Auch diese Werte werden während der Fahrt aufgezeichnet und man kann sie anschließend im Garmin Connect Portal analysieren.

Erster Eindruck des GPS-Geräts

Das Gerät hinterlässt in der Hand ein solides und wertiges Gefühl. Die Größe des Displays ist mit drei Zoll nicht überragend, aber ein guter Kompromiss zwischen Mäusekino und Smartphone. Schließlich macht am Fahrrad-Cockpit ein kompaktes Gehäuse Sinn, denn das reduziert auf dem Singletrail die Gefahr, irgendwo im Buschwerk hängen zu bleiben.

Für die direkte Bedienung des Edge Explore gibt es 3 Taster: Den Ein-/Aus-Schalter links außen, einen Taster für die Auslösung von Rundenzeiten (unten links) und eine Start- /Stopp-Taste für den Timer (unten rechts). Mit dem Ein-/Aus-Taster lässt sich auch der Ruhezustand aktivieren/deaktivieren und der Touchscreen sperren. Alle weiteren Funktionen werden nach dem Einschalten über den Touchscreen gesteuert.

Ist man ältere Garmin Geräte gewohnt, überrascht das schnelle Hochfahren nach dem Einschalten. Der schnelle Prozessor macht sich später auch beim Verschieben und Zoomen der Digi-Karte positiv bemerkbar. Da ruckelt kaum noch was. Der Startbildschirm präsentiert sich aufgeräumt mit drei großen Symbolen in der Mitte und einer Menüleiste unten. Der mit „Los!“ bezeichnete Button animiert förmlich zum Drücken. Doch bevor man das Gerät an den Lenker montiert und tatsächlich loslegt, empfiehlt sich eine Einrichtung am PC oder am Smartphone. Basis am Computer bildet die Garmin Express App, die checkt, ob Firmware und Digi-Karte auf dem aktuellen Stand sind. Über die USB-Verbindung findet der Datenaustausch statt, zum Beispiel die Aktualisierung der Karte. Das dauert auf Grund der Datenmenge etwa zwei Stunden! Dafür steht dann im Gerätespeicher eine routingfähige Fahrradkarte für ganz Europa zur Verfügung. Wunderbar, mehr braucht man als Tourenbiker nicht!

„Auf Los geht`s los“ Garmin hat die Menüführung am Edge Explore intuitiver gestaltet.

Über Garmin Express werden auch alle Apps verwaltet, die sich a) bereits auf dem Gerät befinden und sich b) desweiteren auf dem Gerät installieren lassen. Die Express Schnittstelle stellt dann die Verbindung zum Web-Portal Garmin Connect her, wo letztendlich auch alle deine Daten und Tracks gespeichert werden.

Weitere Features des Garmin Edge Explore

Stichwort Konnektivität: Über BlueTooth lässt sich der Edge Explore mit dem Smartphone verbinden. Mann kann dann beispielsweise Benachrichtigungen auf dem Edge Display lesen, während das Smartphone in der Trikottasche oder im Rucksack verstaut ist. Oder Nachrichten mit anderen Mitfahrern austauschen. Oder ein Live-Tracking einrichten, so dass Freunde deine Fahrt im Web direkt verfolgen können.

E-Bike: Über ANT+ kann man den Edge Explore mit E-Bikes verbinden, die mit Shimano STEPS E6100 Motor angetrieben werden. Das Display informiert dann über Akku-Ladestand, Reichweite, gewählte Übersetzung und Unterstützungsstufe.

Die Montage

Eine Halterung fürs Fahrrad ist im Lieferumfang enthalten. Sie besteht aus zwei Grundträgern mit Bajonettverschluss und verschieden langen Gummiringen. Damit lässt sich der Edge Explore wahlweise am Lenker oder in der Mitte auf dem Vorbau platzieren. Das ist im Handumdrehen erledigt und hält das Gerät zufriedenstellend in Position. Optional bietet Garmin eine (stabilere) Aero-Halterung an. Zur Halterung zählt noch ein Band, womit man den Edge Explore zusätzlich gegen Verlieren am Cockpit sichern kann.

Los! – Mit dem Garmin Edge Explore auf Tour

Grundsätzliches: Entscheidend für ein gutes Routing ist die Qualität der zugrunde liegenden Digi-Karte. Sie muss die Informationen liefern, welche Straßen und Wege für Radfahrer besonders geeignet sind. Das gilt beim Garmin Edge Explore insbesondere für die internen Routing-Automatismen, also bei bloßer Eingabe eines Zielortes, sowie bei den Vorschlägen für Rundstrecken. Denn hier muss das Gerät in Eigenregie entscheiden, wo es den Radler entlang schickt.

Als erstes wählt man dazu einen von 5 Routing-Modi: (1) Rennradfahren, (2) Radfahren (versch. Untergrund), (3) Offroad-Radfahren, (4) Mountainbiken oder (5) Autofahrt. Auf dieser Basis sollte das Gerät dann den dazu passenden Untergrund wählen. Unklar sind allerdings die Unterschiede, zumindest zwischen den Modi 2, 3 und 4. Bei unserem Test wählte das Gerät hier bei identischem Ziel zwar unterschiedliche Routen, aber diese verliefen im Prinzip auf identischen Weg-Arten. Also ein Gemisch aus Asphalt- und Schotter-/Forstwegen. Schlecht waren die Ergebnisse aber durchaus nicht!

Erstaunlich gut funktioniert der Rennrad-Modus. Hier wählte das Gerät recht zielsicher Nebenstraßen und asphaltierte Plan- und Radwege. Haupt- und Bundesstraßen wurden – zumindest bei unseren Test-Routings – vermieden. Okay, 100 Prozent Sicherheit kann man in diesem Punkt nicht erwarten. Aber das hatten wir mit älteren Geräten in der Vergangenheit schon deutlich schlechter erlebt. Auch dürfte sich das automatische Routing mit jedem Karten-Update verbessern. Denn Garmin sammelt über das Connect Web-Portal immer mehr beliebte Streckenabschnitte von Rad-Usern. Diese Informationen fließen in die Kartendaten ein (Trendline Popularity Routing). Aber vielleicht sollte Garmin die Auswahl bei den Rad-Disziplinen auf drei Möglichkeiten reduzieren: Rennradfahren, Radfahren (versch. Untergrund) und Mountainbiken. 

Die Rountrip-Routing Funktion

Sehr interessant ist die Option, dass man sich vom Gerät auch Rundkurse berechnen lassen kann. Es gibt durchaus Situationen, wo das nützlich sein kann. Zum Beispiel auf Geschäftsreisen, wenn man an unbekannten Orten spontan eine Feierabendrunde drehen möchte. Beim Roundtrip-Routing gibt man den gewünschten Startpunkt ein, das kann die aktuelle Position sein, ein Punkt in der Karte oder eine weitere der zur Wahl stehenden Optionen. Des weiteren die gewünschte Distanz und Himmelsrichtung. Daraufhin schlägt das Gerät drei verschiedene Runden vor (der Vorgang ist wiederholbar), die man auf der Karte anschauen kann. Und nach Entscheidung für eine der Strecken startet man die Navigation.

Auch hier gilt: Je nach Präferenz des Rad-Modus kann es schonmal die eine oder andere Überraschung hinsichtlich der Weg-Beschaffenheit geben. Aber das muss man halt akzeptieren. Auch werden Mountainbiker, die spannende Singletrails suchen, mit diesen Methoden wohl wenig Glück haben. Aber immerhin: Die Zukunft des (guten) Rad-Routings hat wohl begonnen.

Die dritte Art der Navigation ist nach wie vor die stärkste Waffe eines Fahrrad-GPS- Gerätes: Mit Hilfe eines so genannten Tracks folgt man einer zuvor geplanten Route. Einen Track kann man entweder selbst am PC erstellen, zum Beispiel mit Hilfe eines Online-Routenplaners wie www.gpsies.com oder mit einem Offline-Kartenprogramm aus dem Handel, das auf dem Rechner installiert wird.


Die erfolgversprechendste Methode ist jedoch, von der Ortskenntnis anderer Tourenfahrer zu profitieren (z. B. Locals), die ihre GPS-Trackdaten auf Tourenportalen im Web zur Verfügung stellen. Ein populäres Portal ist beispielsweise www.gps-tour.info . Dort sind die Touren nach Sportarten sortiert, so dass man mit Hilfe zahlreicher Such-Optionen gezielt nach MTB oder Rennradtouren suchen kann (Region, Schwierigkeit, Länge, etc.). In den meisten Fällen erhält man über den Track hinaus noch eine Charakterisierung der Tour und Bilder.

Wie kommt der Track aufs Gerät?

Tracks auf den Portalen werden in der Regel im .gpx Format zum Download bereitgestellt. Das „GPS eXchange Format“ ist das universellste Dateiformat für GPS-Daten. Die einfachste und schnellste Import-Methode: Den Edge Explore per USB-Kabel mit dem PC verbinden, er wird dann als Massenspeicher gemountet und angezeigt. Nun schiebt man die GPX-Datei einfach in den Ordner Garmin/New Files.

Aber Achtung: Das Gerät wandelt GPX-Files anschließend intern ins garmin-eigene .fit- Format um, und verschiebt die Datei in den Ordner Courses! Auch die eigenen Tracks, die der Edge Explore während der Fahrt aufzeichnet, werden im .fit-Format intern abgelegt. Und zwar im Ordner „Activities“, benannt mit dem Datum der Aufzeichnung. Man kann (fremde) Tracks auch über das Garmin Connect Portal aufs Gerät transferieren. Dazu müssen sie erst in Connect importiert werden. Akzeptiert werden Dateien im den Formaten TCX, FIT und GPX.

Weitere Erfahrungen aus der Praxis

Display

Wie bereits eingangs erwähnt, ist die Displaygröße nicht üppig aber akzeptabel. Während der Testfahrten war die Display-Beleuchtung stets an mit den voreingestellten 80% Helligkeit. Sowohl unter Sonneneinstrahlung als auch im Schatten ist die Ablesbarkeit gut. Wer die Akkuleistung verlängern will, kann einen Energiesparmodus aktivieren. Der Bildschirm wird dann nach kurzer Zeit dunkler, Reaktivierung durch Antippen. Auch die Dauer der Bildschirmbeleuchtung ist wählbar. Reaktivierung ebenfalls durch Antippen. Der Touchscreen reagiert sowohl auf den nackten Finger, als auch auf Handschuhe sehr gut. Die Menüauswahl funktioniert verzögerungsfrei, die Karte lässt sich zügig bewegen. In Punkto Prozessorleistung gibt es also nichts zu beanstanden.

Akku

Wermutstropfen: Der Edge Explore besitzt einen fest eingebauten Akku. Da das Gehäuse des Gerätes nicht zu öffnen ist, hinterlässt die damit wohl begrenzte Lebenszeit des Explore einen leicht faden Nachgeschmack. Denn irgendwann wird der Akku die Ladung nicht mehr halten können. Auch wenn das erst in einigen Jahren sein wird. Die Akku-Laufzeit auf Tour hängt von zahlreichen Bedingungen ab. Deshalb können wir nur unsere Erfahrungen mitteilen. Garmin spricht von bis zu 12 Stunden. Für unsere

Tagestouren hat der Akku unter den oben genannten Bedingungen locker gehalten. Deshalb kann man durchaus von 8 bis 10 Stunden ausgehen. Wer kein Risiko eingehen möchte, sollte also spätestens alle zwei Tage laden. 

Höhenmesser

Der Garmin Edge Explore besitzt keinen barometrischen Höhenmesser, sondern ermittelt die Höhe über GPS. Das ist erfahrungsgemäß etwas ungenauer als ein Mix aus Barometer und GPS, wie es andere (teurere) Outdoor-Geräte anbieten.

Unser Fazit zum Garmin Edge Explore

Der Garmin Edge Explore macht sich gut am Lenker und bietet viel Funktion fürs Geld. Mit der Europa-Fahrradkarte haben Radler alles an Bord, was sie auf Tour brauchen. Das interne Routing hat spürbare Fortschritte gemacht. Dennoch ist man mit Planung und Track-Navigation auf der sichereren Seite. Die von Garmin angekündigte intuitive Bedienung ist relativ zu sehen (zum Kenntnisstand des Fahrers). Der Schnellstart gelingt recht zügig. Doch wer die speziellen Funktionen des Gerätes nutzen will (Group-Tracking, Live-Tracking, etc.), muss sich durchaus mit Hilfe des Manuals in die Menüstruktur einarbeiten. Eine gewisse Einarbeitung gilt auch generell fürs Thema GPS (und Computer/Smartphone), denn man wird als Radler in Zukunft kaum noch daran vorbei kommen.

Dann wird es am Ende hoffentlich heißen: Sie haben ihr Ziel erreicht!

Technische Daten

  • Abmessungen: 105 x 55 x 22 mm
  • Gewicht: 116 Gramm
  • Batterie: Lithium-Ionen-Akku
  • Touchscreen Diagonale: 3 Zoll
  • Auflösung: 240 x 400 Pixel
  • Speicher: 16 GB
  • UVP: 249,99 Euro